Nur ein Katzensprung entfernt von Stefan Waghubingers Wohnung ist der Korntaler Friedhof. Dort denkt der 51-jährige Kabarettist gerne nach. Foto: factum/Granville

Der studierte Theologe und Kabarettist Stefan Waghubinger tritt in seiner Heimat Korntal-Münchingen auf. Dort präsentiert er am Samstag sein aktuelles drittes Programm.

Korntal-Münchingen - Stefan Waghubinger ist jemand, der in seine beruflichen Tätigkeiten gerne mal „reinrutscht“. Zum Beispiel in das Kabarett. Seit 2009 steht der gebürtige Österreicher auf der Bühne. Vor mehr als 30 Jahren kam er nach Deutschland und lebt unter anderem in Korntal-Münchingen. Kabarett habe er schon immer machen wollen. Nach seinem ersten Auftritt mit 17 bei einem katholischen Jugendball brauchte es aber erst ein Theologiestudium („Ich habe fast fundamentalistisch geglaubt“) und 17 Jahre Arbeit in der Jugendhilfe im Korntaler Flattichhaus, bevor er seinen Wunsch in die Tat umsetzte. In das Kinderheim verschlug es Stefan Waghubinger auch eher zufällig. Er war unentschlossen, was er beruflich tun sollte, hatte jedoch einen entschlossenen Freund, der im Flattichhaus arbeitete. Er fragte Stefan Waghubinger, ob dieser dort auch arbeiten wolle. Er wollte.

Mehr als ein Dutzend Preise gewonnen

Bei Veranstaltungen, zu denen er als Mitarbeiter-Vertreter eingeladen war, habe er die Leute immer zum Lachen gebracht – „obwohl ich etwas Ernstes sagen sollte“, erinnert sich Stefan Waghubinger. Das hat ihn in seinem Vorhaben bestärkt. Er schrieb sein erstes Soloprogramm – mit großem Erfolg: Drei Jahre später hatte er schon zehn Preise gewonnen, darunter 2011 den Goldenen Stuttgarter Besen und den Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg. Im Jahr tritt er rund 150 Mal auf.

Stefan Waghubinger wählt seine Worte mit Bedacht. Er strahlt Ruhe aus, denkt viel nach. Beim Grübeln war er auch zu der Überzeugung gekommen, dass man im Leben nichts sicher wissen könne. Dass es kein Richtig oder Falsch gebe. „Alles, was über das Leben hinausgeht, kann man nicht verstehen“, sagt er. Auch aufgrund dieser Einstellung habe er sich vom Beruf des Pfarrers verabschiedet. Auf der Bühne dagegen kann er seine Haltung ausleben. „Ein guter Kabarettist bleibt immer fragend. Er vermittelt, dass er etwas nicht besser weiß als andere, statt oberlehrerhaft den Zeigefinger zu heben.“

Ernste Themen humorvoll verpackt

Vor Publikum sinniert Stefan Waghubinger über die Welt. Über Religion, Liebe, Trennung, Tod, den Sinn des Lebens. Er verpackt ernste Themen humorvoll. Auch in seinem aktuellen dritten Programm „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“, das er am Samstag in Münchingen zeigt. Sein Alter Ego sitzt nach der Scheidung auf dem Dachboden im Elternhaus. Es zieht Bilanz und entdeckt sich selbst.

„Ich beobachte die Welt und halte den Menschen einen Spiegel vor“, sagt Stefan Waghubinger – mit tiefschwarzem, unterschwelligem Humor, mit psychologischen, philosophischen und politischen Beobachtungen. Dabei stellt er fest: „Wer Satire nicht versteht, der versteht mich falsch.“ Denn die Figur, in die der Vater von vier Kindern schlüpft, sagt mitunter „sehr böse und politisch unkorrekte Dinge“, etwa über Migranten und Flüchtlingsunterkünfte. Diese, so findet die Bühnenfigur, müssten den Wohnraum drumherum doch günstiger machen.

Menschen schwerer zum Nachdenken gebracht als zum Lachen

Entsprechend spalten die Auftritte die Zuschauer. „Die einen halten es für unangebracht zu lachen, die anderen lachen“, sagt Stefan Waghubinger. Ihm ist es am liebsten, wenn man die Tiefe und Hintergründigkeit seines Programms erkennt. „Man bringt Menschen schwerer zum Nachdenken als zum Lachen. Das gelingt nur, wenn jemand lacht und den Sinn trotzdem versteht.“

Bislang ist Stefan Waghubinger nur ein einziges Mal in Korntal-Münchingen aufgetreten. Künftig will er das in seiner Heimat öfter tun. Obwohl er vor dem Publikum „Respekt“ hat: „Wer einen kennt, beäugt einen stärker und kritischer. Man fragt sich: Macht der richtiges Kabarett – oder ist das „bloß“ der Stefan Waghubinger?“

Termin Stefan Waghubinger spielt am Samstag, 27. Januar, sein aktuelles Programm „Jetzt hätten die guten Tage kommen können“. Der Beginn ist um 20 Uhr im Widdumhof Münchingen. Karten gibt es bei der Stadthalle Korntal unter 07 11 / 83 95 07 59 und in der Bücherei Münchingen unter 0 71 50 / 92 07 15 31.