Das Stück „Kriegerin“ erzählt die Geschichte eines „Skingirls“ und ist im Rahmen der Jugendkulturwoche in Waiblingen zu sehen. Foto: WLB Esslingen

Verschwörungsmythen, Cybermobbing, Radikalisierung: die Jugendkulturwoche „Bunt statt Braun“ in Waiblingen bietet Workshops, Theaterstücke und Vorträge, die zeigen wollen, was junge Leute dem entgegensetzen können.

Beleidigungen im Internet, Verschwörungsmythen, Rassismus und eine zunehmende Radikalisierung: die Coronapandemie hat viele gesellschaftliche Probleme verstärkt und Gräben vertieft. Eine deprimierende Entwicklung, der die Veranstalter der Jugendkulturwoche „Bunt statt Braun“ etwas Positives entgegensetzen wollen. Und so lautet das Motto der diesjährigen, bereits 17. Ausgabe der Veranstaltungsreihe „Was uns verbindet“. Anders als im vergangenen Jahr können die Veranstaltungen wieder in Präsenz stattfinden, von Vorträgen und Schülerworkshops im Waiblinger Kulturhaus Schwanen bis zum Open-Air Bandfestival auf der Schwaneninsel als krönender Abschluss. Anmeldungen für die Schüler-Workshops sind ab sofort möglich.

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Das Veranstaltungsteam hat interessante Gäste eingeladen. Dazu gehört beispielsweise Christian Weißgerber, ein Neonazi-Aussteiger und Kulturwissenschaftler. Am 6. Juli berichtet er bei zwei Workshops, wie er Teil der rechten Szene geworden war und gibt dann in einem Praxisteil Tipps dazu, wie man rechte Parolen erkennt und auf sie reagiert. Der Workshop richtet sich an Jugendliche der Klassen 10 bis 12.

Aus dem Leben eines „Skingirls“

Um eine junge Frau aus der rechten Szene, das „Skingirl“ Marisa, dreht sich das Theaterstück „Kriegerin“, das auf dem gleichnamigen Film von David Wnendt basiert. Am 6. Juli spielt die Württembergische Landesbühne Esslingen das Stück für Jugendliche ab der Klasse 8 zwei Mal. Für Klassen, welche eine der Vorstellungen besuchen, bietet das Ensemble einen frei vereinbaren Workshop vorab mit einem Theaterpädagogen in der jeweiligen Schule an.

Wieso kontrolliert die Polizei immer mich? Muss ich meinen Ausweis stets bei mir tragen? Der Polizeihauptkommissar Jürgen Oesterle beantwortet in einem Workshop mit Diskussion am 5. Juli solche und andere Fragen zum Thema Polizei, Respekt und Akzeptanz – auch vor dem Hintergrund von zunehmender Gewalt gegen Polizeibeamte. Geeignet ist der Termin ab der Klasse 10.

Filmemacher berichtet aus der Rapperszene

An Achtklässler und ältere Jugendliche richtet sich der Workshop „Deutschrap-Hype“ am 6. Juli, bei dem der junge Filmemacher Lukas Amores aus eigener Erfahrung berichtet, was hinter den Kulissen dieser Szene abgeht und wie deren Stars sich inszenieren. Zum Thema Verschwörungstheorien bietet die Jugendkulturwoche etliche Kurse an. Für Siebtklässler und ältere Jugendliche ist ein interaktiver Workshop am 4. und 8. Juli gedacht, bei dem Julia Heim und Julia Marx aufzeigen, welche Wege in die Welt der Verschwörungsmythen führen und wie man wieder herausfindet. Für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 gedacht sind zwei weitere Workshops zum Thema Verschwörungstheorien mit Sarah Pohl am 7. Juli. Sie leitet die Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen Baden-Württemberg und verrät unter dem Titel „Brücken bauen statt Gräben ziehen“ Strategien für den Fall, dass etwa der Bruder oder die beste Freundin an Verschwörungstheorien glauben.

Was tun gegen Verschwörungstheorien?

Das Thema greift Pohl nochmals in dem Vortrag „Alles Spinner oder was?“ auf, den sie am Abend des 6. Juli hält und der für alle Interessierten offen ist. Speziell für Lehrkräfte gedacht ist hingegen eine Online-Fortbildung am 6. Juli mit Julia Heim und Julia Marx. Die beiden Fachfrauen verraten, wie Lehrende verschwörungsmythischem Denken präventiv entgegenwirken können.

Offen für alle ist ein Vortrag samt Workshop mit dem Titel „Deutsche haben Holzgesichter!“ mit dem deutsch-ägyptischen Team Katrin Gratz und Naser El Bardanohi am 7. Juli ab 18.30 Uhr. Die interkulturelle Trainerin und der Autor beleuchten Mimik und Körpersprache und wie sie sich, je nach Kulturkreis, unterscheiden.

Bunt statt Braun beginnt am 4. Juli 2022, 19 Uhr, mit einem Vortrag des Journalisten Alexander Roth und einer Vernissage mit Plakaten aus dem Corona-Kreativ-Wettbewerb. Das ganze Programm der Jugendkulturwoche findet man hier