Die Farm-Mitarbeiter packen an. Foto: privat

Seit mittlerweile mehr als fünf Wochen haben die Jugendfarmen in Stuttgart geschlossen. Die Arbeit geht dennoch nicht aus, aber wie steht es ums Geld?

Möhringen/Riedenberg - Es ist wohl die größte Baustelle in der knapp fünf Jahrzehnte langen Geschichte der Jugendfarm Möhringen-Vaihingen. In den vergangenen Wochen wurden dort die Erdberge auf und vor dem Gelände immer größer. Bagger, Radlader und Baumaschinen lärmten. Denn die Mitarbeiter der Farm haben die durch die Corona-Krise bedingte Schließung genutzt, um die Elektrik von Grund auf zu sanieren. Dazu mussten mehrere Gräben quer über das Gelände geöffnet, die Leitungen getauscht und die Löcher dann wieder zugeschüttet werden.

Geplant war das schon lange, nun wurde das Projekt schnell in Angriff genommen. Das Farm-Team machte so aus der Not zumindest eine kleine Tugend, denn während der Arbeiten wäre ein normaler Farmbetrieb ohnehin nicht möglich gewesen. „Wir hätten für mindestens eine Woche schließen müssen“, sagt der hauptamtliche Mitarbeiter Thomas Lang.

Auch sonst nutzen er und seine Kollegen die Zeit, um auf der Farm mal all das zu richten, was schon längst hätte gerichtet werden sollen, wozu aber stets die Zeit fehlte. „Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen“, sagt Lang. Dennoch wäre es ihm und seinen Mitstreiter natürlich lieber, wenn sie den Platz zusammen mit den Kindern auf Vordermann bringen könnten – auch wenn das länger dauert. Die Tiere vermissen die vielen kleinen Gäste ebenfalls, die zu normalen Zeiten täglich auf das Gelände kommen. Versorgt werden die Tiere derzeit allein von den Farm-Mitarbeitern. Außerdem brauchen natürlich insbesondere die Pferde auch Bewegung, und die Schafe mussten geschoren werden. Die Hauptamtlichen schreiben regelmäßig auf der Internetseite der Farm, wie es den Ponys, Ziegen und anderen Vierbeinern geht. Außerdem sind dort viele Bilder von den nun fast abgeschlossenen Baustelle zu finden. „So versuchen wir, Kontakt zu halten“, sagt Lang.

Das teuerste Projekt in der Geschichte der Farm

Seit mittlerweile mehr als fünf Wochen ist die Farm geschlossen. Der Einrichtung brechen damit auch Einnahmen weg, so zum Beispiel die aus der Mittags- und der Ferienbetreuung. Zudem müssen der Familientag und das Farmfest ausfallen – Veranstaltungen, bei denen die Farm sonst wahrscheinlich wieder viele Spenden eingenommen hätte.

Die Kosten für die Versorgung der Tiere laufen aber weiter. Und die Elektrosanierung schlägt mit etwa 50 000 Euro zu Buche. So teuer sei noch kein Jugendfarm-Projekt gewesen, sagt Lang. Auch finanziell sind es also keine leichten Zeiten für die Farm. „Aber die Stadt hält ihre Förderung aufrecht. Das wurde uns zugesagt. Aktuell ist die Situation damit noch nicht existenzbedrohend“, sagt Lang.

Beim angeschlossenen Naturkindergarten ist die Lage entspannter. Zwar bekommen die Eltern ihre Beiträge für den Monat April zurück, aber die Stadt gleicht diesen Verlust aus. „Und manche Eltern spenden uns den April-Beitrag sogar. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Antje Fydrich, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Die Riedenberger machen Kunst

Auch die Jugendfarm Riedenberg geht in ihre sechste Schließwoche. „Eine sehr ungewohnte Situation, für alle, auch für die Kids, die ihre Farm sehr vermissen“, sagt Markus Dinkelacker vom Team. Um den Kontakt zu den Besuchern zu halten, sei man auf verschiedenen Kanälen im Internet aktiv. Jeden Tag gebe es mindestens einen Post in den sozialen Medien und auf der Homepage, erzählt er.

Zudem hat das Team mit der Riedenberger Steinschnecke eine Kunst-Mitmach-Aktion ins Leben gerufen. Mädchen und Jungen sind eingeladen, einen Stein zu bemalen und ihn dann vor das Tor der Jugendfarm, Furtäcker 30, zu legen. Das Projekt werde sehr gut angenommen, sagt Dinkelacker. Am vergangenen Donnerstag habe es mit vier Steinen begonnen, und seitdem sei die Schnecke schon ein ganzes Stück gewachsen.