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Das Land unterstützt im kommenden Jahr die Jugendarbeit mit mehr als 100 Millionen Euro.

Stuttgart - Isabel Hoever, die Vorsitzende des Landesjugendrings, hatte sich berechtigte Hoffnungen gemacht. „Eine eventuell auszubauende schulnahe Jugendarbeitsstruktur benötigt zusätzliche Investitionen“, schrieben die Stuttgarter Regierungspolitiker von Grün und Rot in ihren Koalitionsvertrag. Doch von den zusätzlichen Investitionen ist nicht viel übrig geblieben. Das durfte Isabel Hoever dieser Tage erfahren, als sie zur Anhörung des neuen Landesjugendplans nach Stuttgart kam. Der Landesjugendplan ist ein Verzeichnis von Jugendaktivitäten, die finanzielle Unterstützung vom Land erhalten. Die geplante Gesamtsumme fürs kommende Jahr beträgt etwa 113 Millionen Euro. „Das zeigt, dass dem Land die finanzielle Förderung im Jugendbereich wichtig ist“, heißt es im Sozialministerium.

Diese Wichtigkeit ist dem Land eine Million Euro wert. So viel beträgt das Plus im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2008 lag die Summe bei 108 Millionen Euro.

„Die Standardzuschüsse sind seit zehn Jahren praktisch unverändert geblieben“, kritisiert Isabel Hoever. Mit der Machtübernahme von Grün-Rot hätte sich das verbessern können. So lautete die Hoffnung von Isabel Hoever. Auch im Koalitionsvertrag schreiben die Regierungsparteien: „Das Gutachten ‚Zukunft der Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg‘ werden wir gemeinsam mit allen Beteiligten auswerten und zur Grundlage für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit machen.“ In dem Gutachten des Deutschen Jugendinstituts in München stellen die Verfasser fest: Die Ausgaben des Landes Baden-Württemberg für die Jugendarbeit lägen deutlich unter den Ausgaben anderer westdeutscher Bundesländer. „Auch die Infrastruktur zur Kinder- und Jugendarbeit in Baden-Württemberg ist (. . .) offensichtlich unterdurchschnittlich ausgestattet“, heißt es weiter. In der Jugendarbeit im Südwesten läuft nichts ohne freie Träger, zum Beispiel Jugend- oder Wohlfahrtsverbände. An diese Verbände fließen die Zuschüsse.

Musikschulen würden gerne Elternbeiträge senken

Auch der Landesverband für Musikschulen Baden-Württemberg erhält jedes Jahr Geld vom Land. So übernimmt es zehn Prozent alle r Personalkosten in den Musikschulen. 50 Prozent zahlen die Eltern, 37 Prozent kommen von den Kommunen, der Rest sind Spenden. „Wir müssen erreichen, dass sich der Satz von zehn Prozent in den nächsten Jahren erhöht“, sagt Geschäftsstellenleiter Heinrich Korthöber . Denn wenn die Elternbeiträge sinken, „würden mehr Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu uns kommen“, sagt Korthöber.

Doch Isabel Hoever vom Landesjugendring sind nicht nur die Erwachsenen wichtig, sie lenkt den Blick auf die Jugendlichen selbst. Diese seien in der Schule einem „immer höheren Druck ausgesetzt“. Deshalb müssten die „außerschulischen Bereiche“ gestärkt werden – die sich in den 26 Mitgliedsverbänden des Landesjugendrings wiederfinden. Als da wären die Pfadfinder, die Wanderjugend, die Jugendfeuerwehr und viele mehr. Zwar profitierten die Jugendlichen vom „massiven Ausbau“ der Schulsozialarbeit im Land, gibt Isabel Hoever zu. Doch die Verbände gingen hierbei leer aus. Auch das Sozialministerium betont ausdrücklich, dass 15 Millionen Euro im kommenden Jahr in die Schulsozialarbeit fließen. Isabel Hoever bleibt jedoch dabei: „Bildung findet nicht nur in der Schule statt“ – sondern auch in den zahlreichen Veranstaltungen der Jugendarbeit. Die Vorsitzende des Landesjugendrings hofft nun auf steigende Zuschüsse in den kommenden Landesjugendplänen. „Spätestens im Doppelhaushalt 2013/14 muss sich was ändern“, fordert sie.

Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) kündigt derweil einen Zukunftsplan Jugend an. „Dabei lege ich großen Wert darauf, mit den beteiligten Verbänden über die Vorstellungen und Ziele der künftigen Jugendarbeit zu sprechen“, sagt sie. Das werde erstmals Anfang Januar über die Bühne gehen, wenn man sich mit Verbänden beim Ministerpräsidenten treffe.