Umkämpfte Endrunde: Der Esslinger Varlam Liparteliani (in blau) im Halbfinale gegen Garlef Eder vom JC Ettlingen Foto: Baumann

Zweiter – schon wieder! Auch bei der Endrunde vor eigenem Publikum schafft es der KSV Esslingen nicht, sich den Titel zu greifen. Spötter nennen den Club bereits KSV Vizelingen. So schnell wird sich an der Hierarchie in der Judo-Bundesliga jedoch nichts ändern. Dafür fehlt den Esslingern das Geld.

Esslingen - Was Bayer Leverkusen im Fußball ist, ist der KSV Esslingen im Judo: Bundesliga-Vizemeister in Serie. Auch am Samstag im fünften Anlauf war der Finalgegner für die Esslinger Kraftsportler wieder mal eine Nummer zu groß. Auch wenn der Gegner vor eigenem Publikum ein anderer war. Doch wie bei den vier Finalniederlagen gegen den niederbayrischen Serienmeister TSV Abensberg (2011 bis 2014) war das Team von Trainer Carsten Finkbeiner auch gegen den TSV München-Großhadern bei der 3:10-Niederlage letztlich chancenlos.

Dass sich die Kraftverhältnissen in der Judo-Bundesliga in den kommenden Jahren ändern werden, ist nicht zu erwarten. Das weiß auch Otfried Roser. „Für die absolute Spitze fehlen uns 30 000 bis 40 000 Euro an Sponsorengeldern und die liegen nicht auf der Straße“, erklärt der KSV-Vorsitzende. Doch trotz der etwas anderen Voraussetzungen unter den Spitzenteams hat sich der KSV in den vergangenen zwei Jahrzehnten zum Aushängeschild in Baden-Württemberg entwickelt und sich schrittweise in der Bundesligaspitze etabliert. Seither strebt das Team um Otfried Roser nach kontinuierliche Steigerung – in allen Bereichen.

KSV Esslingen versucht den Spagat zwischen Breiten- und Spitzensport

Durch die 2004 fertiggestellte KSV-Arena, deren Finanzierung von der Stadt Esslingen und vom Verein selbst gestemmt worden ist, verfügen die Judoka über optimale Bedingungen. Und ganz nach Otfried Rosers Leitspruch „Das eine tun, das andere nicht lassen“, treibt der Verein die Entwicklung im Nachwuchs- und Breitensport sowie im Spitzensport voran. Über Kooperationen mit der Stadt Esslingen und den Schulen im Umkreis bewegt der KSV knapp 500 Schüler. „Es ist vorbildlich, wie hier Spitzen-, Schul- und Breitensport verknüpft wird“, lobt Wolfgang Drexler, stellvertretender Präsident des Landtags. Für den Kraftsportverein ist dieser Weg alternativlos. „Durch die baulichen Investitionen, ist ein stetiges Wachstum notwendig und wir müssen die Kapazitäten der Halle ganztägig ausschöpfen“, erklärt Roser.

Die Verzahnung des Breiten- und des Spitzensports und die damit gewachsene Vereinskultur trägt zudem positiv zur Zusammensetzung des Bundesligakaders bei. „Der Zusammenhalt und die Stimmung ist einmalig. Deshalb habe ich trotz besserer Angebote anderer Vereine keinen Grund hier wegzugehen“, verrät der WM-Siebte Sven Heinle. Neben dem Zusammenhalt bildet der regionale Bezug eine feste Säule in der Philosophie des Vereins. „Die deutschen Kämpfer, die bei uns am Finaltag eingesetzt wurden, sind durchweg aus Baden-Württemberg, bei Großhadern waren es gerade einmal zwei Bayern“, unterstreicht Trainer Carsten Finkbeiner. Zum Titel hat es dennoch nicht gereicht. Wieder nicht.

KSV-Verantwortliche nehmen die Rolle als zweitbeste Mannschaft gerne an

Spötter munkeln bereits, dass der Begriff „Vizelingen“ bald in der Vereinsnamen der Esslinger übernommen wird. Doch angesichts der positiven Entwicklung des Vereins nehmen die Club-Verantwortlichen die Rolle als zweitbeste Bundesligamannschaft gerne an. Trotzdem sucht der Club das Sieger-Gen. Der KSV will den Spitzenrang in den Bundesliga angreifen. Schritt für Schritt. „Wir werden weiter auf eine Mischung aus Talenten aus der Region, Routiniers und ausländischen Kämpfern setzen und uns immer weiter verbessern“, verspricht Finkbeiner.