Seit fast 60 Jahren steht Judi Dench auf der Bühne. Die Mimin spielte so ziemlich jede weibliche Shakespeare-Rolle und setzte dabei jedes Mal neue Maßstäbe. Foto: dpa

Sie war Königin Elizabeth I., der Boss von 007 und ist bis heute eine der renommiertesten Shakespeare-Miminnen ihren Landes. Am 9. Dezember wird Dame Judi Dench 80 Jahre alt und jagt weiterhin von einem Filmprojekt zum nächsten.

London - Sie kann Shakespeare und James Bond, Theater und Film, Drama und Komödie. Wenn auf irgendjemanden die Bezeichnung „große alte Dame des britischen Films“ zutrifft, dann ist es Judi Dench. Die Ausnahme-Schauspielerin feiert am 9. Dezember ihren 80. Geburtstag. Das Problem ist nur: Darauf will sie am liebsten überhaupt nicht angesprochen werden, schon gar nicht Interviews aus diesem Anlass geben. Judi Dench kann alles, nur mit dem Altern nichts anfangen.

„Es macht mich absolut wütend, wenn mich die Leute dauernd fragen, ob ich in Rente gehe“, sagte sie kürzlich bei einem Promo-Auftritt für ihre BBC-Verfilmung von Roald Dahls Kinderbuch „Esio Trot“ (dt. Titel „Ottos Geheimnis“). „Ich möchte nicht gesagt bekommen, dass ich für irgendetwas zu alt bin. Ich möchte es erst ausprobieren, und wenn ich es dann nicht schaffe, dann kann man mir sagen, dass ich es nicht kann.“

Terminkalender ist brechend voll

Mit fast 80 Jahren kann Judi Dench noch ziemlich viel. Der Terminkalender der Katzenliebhaberin und Tierschützerin mit der schnittigen Kurzhaarfrisur ist weiterhin voll. In Indien drehte sie gerade die Fortsetzung von „The Best Exotic Marigold Hotel“ an der Seite ihrer jahrzehntelangen Wegbegleiterin Maggie Smith. Der Film kommt im Frühjahr 2015 in die Kinos. Ihr Kollege Dustin Hoffman wundert sich über die Präsenz der Britin. „Ich habe sie angerufen, um ihr zu sagen, wie brillant sie war“, erinnerte sich der Filmpartner in „Esio Trot“ jüngst im „Daily Express“. „Am Ende sagt sie nur: 'Sorry, ich muss jetzt auf die Bühne.'“

Ihre Filmkarriere krönte Judi Dench 2001 mit dem Oscar für ihre Nebenrolle als Königin Elizabeth I. in „Shakespeare in Love“ - ihr nur achtminütiger Auftritt spornte die Kritiker zu wahren Jubelstürmen an. Doch Dench blieb auch stets dem Theater treu, wo sie einen großen Teil ihrer Karriere verbrachte. Zuletzt wurde sie im Londoner Westend in dem Zwei-Personen-Stück „Alice and Peter“ an der Seite von Ben Whishaw gefeiert.

Judi Dench schauspielert, seit sie fünf Jahre alt ist. Damals spielte sie in der Theateraufführung ihrer Grundschule eine Schnecke. Als junge Frau schloss sie sich dann der Royal Shakespeare Company an und spielte 20 Jahre lang in London und Stratford upon Avon, der Heimatstadt des Schriftstellers. Schon 1988 erhob sie das Königshaus zum „Dame Commander of the British Empire“ und damit in den Adelsstand. Für die große Leinwand wurde sie erst im Alter von 63 Jahren entdeckt.

Harvey Weinstein, ein langjähriger Bewunderer der Britin, brachte sie als „Mrs Brown“ nach Hollywood. „Ich habe es ihm zu verdanken, dass ich eine Filmkarriere gemacht habe“, sagte Judi Dench einmal über ihren Produzenten, mit dem sie eine lange Freundschaft verbindet. Einmal habe sie ihm weisgemacht, sie habe seinen Namenszug auf ihren Po tätowiert. Als „Beweis“ ließ sie ihn sich tatsächlich von der Maskenbildnern mit Make-up auf die Haut schreiben und zeigte ihm das angebliche Tattoo. „Ich habe noch nie einen Mann gesehen, dem etwas so peinlich war.“

Es ist ein eher seltener Ausflug Judi Denchs in die Rolle des enfant terrible. Eigentlich gilt die Quäkerin eher als Familienmensch. Als 1972 ihre Tochter Tara „Finty“ zur Welt kam, spielte sie nur noch abends Theater. Als sie zur Schule kam, machte sie mehr Fernsehen, das ging auch vormittags. Seit 16 Jahren ist sie Großmutter, seit 13 Jahren Witwe. Ihr Mann und Schauspielerkollege Michael Williams starb im Alter von 65 Jahren an Lungenkrebs.

Das größte Problem für die beinahe 80-Jährige ist heute ihr Augenlicht, wie sie dem „Hollywood Reporter“ anvertraute. „Ich wollte nie groß Aufhebens darum machen - aber es ist schwierig, sehr sehr schwierig“, sagte sie dem Blatt Anfang des Jahres. „Ich kann nicht mehr lesen. Ich kann nicht mehr malen, wie ich es gewohnt war. Ich versuche, Filme zu schauen, aber auch das ist ziemlich schwierig.“ Aber darüber wolle sie gar nicht so viel nachdenken. „Irgendwie komme ich schon durch.“