Die TBC-Kinder bauen beim Festakt eine sinnfällige Jubiläumspyramide. Foto: Georg Linsenmann

Der Turnerbund Bad Cannstatt hat den Auftakt seines Jubiläums im Bezirksrathaus gefeiert. Den Festvortrag hielt der langjähriger Präsident des Deutschen Turnerbundes, Rainer Brechtken.

Bad Cannstatt - „Immer in Bewegung“ war das Motto der Jubiläumsveranstaltung des Turnerbundes Bad Cannstatt (TBC) im Bezirksrathaus. Und für Bewegung sorgte schon die wuselige Kindergruppe im Foyer, wo dann auch gerne mal ein Softball querflog oder ein Hula-Hoop-Reifen vorbeirollte. Getreu dem Motto musste dann im Sitzungssaal eine breite Gasse als Bewegungsfläche für diverse Vorführungen frei bleiben, apart gerahmt von gut zwei Dutzend repräsentativen Gästen, welche „die Vielfalt der Beziehungen vom und zum Turnerbund Cannstatt“ spiegelten, wie Walter Betsch, erster Vorsitzender des TBC, in seiner Begrüßung betonte. Persönlichkeiten also aus Politik und vor allem aus dem Sport, von Stadt und Land, bis hin zum Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband.

Dann aber rollte erst mal ein Rollator heran, denn die Geschichte des TBC wurde als launiges Rollenspiel zwischen „Opa und Enkelin“ skizziert. Schon die Nennung des Gründungsjahres 1892, mithin der Schwenk ins vorvergangene Jahrhundert, gab eine Ahnung von der ehrwürdigen und staunenswerten Dauer des Vereins, wie auch von der vielgestaltigen Wandlung des Bewegungsprojektes im Laufe der Jahrzehnte. 57 Männer hatten damals erstmals die Turnerhymne „Auf zum Streite!“ erschallen lassen, und zehn Jahre später zählte man schon 500 Mitglieder. Die Enkelin freute sich über die erste Spielplatzanlage im Jahre 1922, wunderte sich aber auch über diverse Unterbrechungen durch diverse Kriege. 1949 aber, als im Neckarstadion das erste Württembergische Turnfest stieg, hatte der TBC schon wieder 1200 Mitglieder.

Rasant ging die Entwicklung weiter, mit neuen Abteilungen wie der Leichtathletik, die dann auch bald sportliche Glanzlichter bescherte. Der Gipfelpunkt dann 1985 im Neckarstadion, als Lokalmatador Jürgen Wörner bei den Deutschen Meisterschaften den Titel im Weitsprung erkämpfte. Das letzte Vierteljahrhundert der bewegten Geschichte des TBC prägte dann, neben dem Abteilungssport, die Individualisierung und Ausdifferenzierung in Kursangebote.

Zwei verdiente Mitglieder wurden geehrt

Nun aber waren angesichts von Grußworten und Festreden Sitzfleisch und Stehvermögen gefordert. Für die Stadt gratulierte Sportbürgermeister Martin Schairer, der den Verein auch als einen Ort lobte, an dem man „Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt lernen kann“. Den Stolz auf das 125-Jahr-Jubiläum kitzelte Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler mit dem Hinweis, dass die Gründung 1892 „ein Jahr vor dem VfB“ erfolgt sei, was fast eine Laola-Welle gezeitigt hätte.

Ein großes Rad bewegten dann Andreas Felchle vom Württembergischen Landessportbund sowie Rainer Brechtken, langjähriger Präsident des Deutschen Turnerbundes. Felchle beschrieb vehement, „was Sport im Verein als sozialem Ort bewegen kann“. Und auch Brechtken holte in seinem Festvortrag weit aus bei der Beschreibung der gesellschaftlichen Bedeutung eines Vereins wie dem TBC. Vereine seien „der Kitt der Gesellschaft“, förderten das soziale Miteinander und den Leistungsgedanken und seien „Partner für Bewegung vom Kind bis ins hohe Alter“. Den Verein ehrte er mit dem gewichtigen Walter-Kolb-Schild.

Es folgte eine selbst vor den Geehrten bis zuletzt geheim gehaltene Überraschung: Für vielfältige Verdienste im Ehrenamt für den TBC erhielt Horst Frick die Ehrenmünze der Stadt. Und Edeltraut Kowalski, in Bad Cannstatt wie in Neugereut seit langen Jahren vielfach engagiert und aktiv, etwa als Mitbegründerin des Internationalen Schwimmfestes, wurde mit der Ehrennadel des Landes ausgezeichnet.

Schließlich war „Vollgas“ angesagt, wobei die TBC-Damen zeigten, dass sich sogar aus dem Rückentraining Pilates eine schwungvolle Choreografie entwickeln lässt. Nach knapp drei Stunden durften sich die Gäste dann zum reichlich gedeckten Büffet bewegen. Finale Bewegung, auch bei den vielen Helfern, verursachte dann die Ankündigung des Sicherheitsdienstes. Damit neigte sich ein üppiger Festakt seinem Ende zu – und war doch zugleich der Startschuss ins Jubiläumsjahr. Dick darüber steht: „125 Jahre TBC – Immer in Bewegung“.