Trikottausch: Jonas Wohlfarth-Bottermann (re.) spielt künftig im Dress der MHP-Riesen. Foto: Baumann

Die Bundesliga-Basketballer der MHP Riesen Ludwigsburg haben diesen Samstag ihre Saisoneröffnung mit allen neuen Spielern – darunter auch Center Jonas Wohlfarth-Bottermann.

Ludwigsburg - Jonas Wohlfarth-Bottermann nimmt nach einem Testspiel gegen Brose Bamberg in der Ludwigsburger Rundsporthalle ohne böse Gedanken Platz auf einem der Stühle – dabei könnte der schnell zum Schleudersitz werden. Ein wenig zugespitzt formuliert. Denn Wohlfarth-Bottermann ist nicht nur 2,08 Meter groß, sondern auch Center. Und diese Spezies Spieler hatte es vergangene Saison nicht gerade leicht bei den MHP-Riesen.

Nur einer von vier Kandidaten hielt die Saison durch: Owen Klaassen, der inzwischen nach Antwerpen weitergezogen ist. Der Rest: durchgefallen. Trevor Mbakwe plagte angeblich Heimweh, obwohl er zuletzt in Japan spielte, das Enfant terrible Bogdan Radosaljevic hielt unter dem Disziplinfanatiker John Patrick nur ein paar Wochen durch, und der immerhin von Alba Berlin geholte Clint Chapman kam mit dem Defensivsystem der Riesen nicht zurecht und spielte danach noch beim Überraschungsteam Vechta.

Saisoneröffnung gegen Ehingen

Auch Bottermann ist schon wenig rumgekommen in der Liga, was ja kein Fehler sein muss. „Er bringt Erfahrung mit“, sagt Patrick. Und was fast noch wichtiger ist: „Charakter.“ Denn auch darauf legt der Coach großen Wert, wobei diese Eigenschaft etwas zu kurz gekommen ist im letztjährigen Kader, der eher einer Ansammlung von Ego-Zockern glich. Das soll jetzt anders, sprich besser werden, wobei Bottermann ganz generell sagt: „Was rauskommt, weiß man nie.“

An diesem Samstag steht erst einmal das offizielle Saisonopening auf dem Programm gegen Team Ehingen (Spielbeginn 20.30 Uhr). Bottermann ist nach Ludwigsburg gewechselt, weil er glaubt, dass sein Spielstil zu dem von Patrick passt. „In allen Mannschaften, bei denen ich war, hat die Defensive ein wichtige Rolle gespielt.“ Und das waren einige: Bonn, Berlin, Ulm, zuletzt Frankfurt. Bottermann ist deshalb nicht unbedingt ein Wandervogel. „Im Basketball gehört das ein bisschen dazu“, sagt der 29-Jährige – der bei den meisten Vereinen nicht nur ein Jahr geblieben ist.

Wobei er sich durch den schweren Stand seiner Vorgänger nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Daran habe ich gar nicht gedacht, als ich hierhergekommen bin.“ Stattdessen hat er sich intensiv mit dem Trainer ausgetauscht, „der ja schon einen ganz besonderen Defensivstil hat“, von dem auch Bottermann mit 29 Jahren noch lernen will. Zusammen mit Jehyve Floyd, einem Rookie vom US-College, und dem erst 17-jährigen Riesen-Talent Ariel Huporti, der allerdings auch noch die Schule abschließen muss, stellt er die Center-Fraktion. Im Idealfall noch zwei Jahre. Was danach kommt? Abwarten. Im Moment weiß er nur, was er nicht werden will: Trainer. „Ich glaube nicht, dass ich dafür geeignet bin.“

Fernstudium im Bereich BWL

Dem Sport will er trotzdem verbunden bleiben. Erste Ideen gibt es schon. Zum Beispiel für eine Agentur, mit der Sportler im Social-Media-Bereich beraten werden. Nebenher hat er bereits ein Fernstudium im Bereich BWL/Sportmarketing aufgenommen. Der nächste Schritt ist also in die Wege geleitet, nachdem Bottermann seit seinem 18. Lebensjahr in einer Komfortzone lebt, „in der man sich um nichts kümmern muss“, wie er einmal gesagt hat. Der bereitgestellte Dienstwagen gehört zum Job wie der Korb auf dem Feld.

Und das selbst, wenn man nicht Nationalspieler ist. Wohlfarth-Bottermann hat zwar sämtliche Jugend-Nationalmannschaften durchlaufen, aber im A-Team hat es nur zu ein, zwei Länderspielen gereicht. Wobei er zu bedenken gibt: „Gerade bei den großen Spielern ist die Konkurrenz groß.“ So groß, dass es selbst ein Moritz Wagner vom NBA-Club Washington nicht in den WM-Kader geschafft hat.

Für Bottermann liegt der Fokus sowieso nur auf den Riesen: „Er läuft viel, zeigt Präsenz unterm Korb und kann bei uns eine wichtige Rolle spielen“, ist Patrick überzeugt. Hoffentlich. An Bottermann, dessen Freundin noch in Frankfurt studiert, soll es nicht liegen. „Ich werde mein Bestes geben.“ Doch auch das hat – bei den Riesen – zuletzt nicht immer gereicht.

Schauen Sie dazu auch unsere Bildergalerie mit den gescheiterten Kandidaten durch.