Romantiker und Rebell: John Lennon im November 1966. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie zum einstigen Beatles-Bandleader. Foto: dpa

Musiker erinnern sich an John Lennon, der am Samstag 70 Jahre alt geworden wäre.

Er war Working-Class-Hero und Vorzeige-Hippie, Romantiker und Rebell. John Lennon lehrte der Popmusik politisches Bewusstsein und erfand nebenbei einige der schönsten Melodien der Welt. Am Samstag wäre er 70 Jahre alt geworden.

Die einen begegneten dem Mann, der Lieder wie "All You Need Is Love", "Help!", "Give Peace A Chance" oder "Imagine" geschrieben hat, ängstlich und voller Demut. Andere lernten ihn als großzügigen Freund kennen, waren beeindruckt von seinem Witz, seiner Herzlichkeit oder Klugheit. John Lennon, der am 8. Dezember 1980 in New York erschossen wurde, wäre am 9. Oktober 70 Jahre alt geworden. Nach Lennons Tod entstandene Äußerungen prominenter Kollegen über den Ausnahmekünstler des Pop.

Wie ein alter Freund

John und ich liefen uns gute zwei Jahre lang immer wieder über den Weg. Ich hatte Angst, ihn kennenzulernen, weil er so einen bissigen Verstand hatte und ein musikalisches Genie war. Doch war es dann schließlich, wie einen alten Freund zu treffen - er war warmherzig, sanftmütig und sehr witzig. Wir standen zusammen auf der Bühne und im Studio - zwei Ereignisse in meinem Leben, die mir sehr wichtig sind. Doch als Mensch beeindruckte er mich am meisten. Er war so freundlich zu meiner Familie, meiner Band und meinen Freunden. Es gab keine Arroganz, kein großspuriges Verhalten, sondern nur Bescheidenheit und Wärme. Es war, als schiene während dieser zwei Jahre die Sonne direkt auf mich und als wäre diese Wärme für immer bei mir geblieben. Er lag mir sehr am Herzen, und ich werde ihn nie vergessen. Elton John

Ein Teil von mir

Seit sie mit "Roll Over Beethoven" einen ihrer ersten Hits hatten, fühlte ich mich den Beatles immer sehr verbunden. Als John starb, fühlte ich mich, als hätte ich einen Teil meiner selbst verloren. Chuck Berry

Große Sache

Meine erste Begegnung mit John Lennon vermittelte mir ein Gefühl von Demut, was irgendwie merkwürdig ist. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Die Beatles waren damals eine so große Sache, das war noch 1963, bevor wir eine Platte aufgenommen hatten und uns noch keiner kannte. Mick Jagger

Einer von uns

Ich traf die Beatles 1962 auf meiner Deutschlandtournee. Die Jungs waren meine Pausenband in Hamburg und Stuttgart. In den Pausen kamen sie schnell auf die Bühne und spielten ein paar Stücke, um die Stimmung hochzuhalten. Was John Lennon betrifft, war ich wie versteinert, betroffen und empört, als er starb. Denn er war ein brillanter Musiker, und ich achtete das, wofür er stand. John Lennon war einer von uns, und ihn verloren zu haben, machte mich einfach stinksauer. Ray Charles

wie die Werke von Brahms, Beethoven und Bach.

Genie des Geistes

Wir haben ein Genie des Geistes verloren. Norman Mailer

Der Anführer

Ich habe immer zu ihm aufgeschaut. Er war älter, und er war der geborene Anführer. Er war witziger, klüger und schlagfertiger als alle anderen. Paul McCartney

Der Industriegigant

Ich lernte John 1977 in Hongkong kennen. Ich war mit David Bowie auf dem Weg von Japan zurück nach Europa. Zwei Fahrstuhltüren öffneten sich, und er stand im Hotelfoyer, trug ein viel zu großes Basketball-Trikot und schenkte David eine feste Umarmung und ein herzliches Begrüßungslächeln. Ich war überrascht, einen englischen Industriegiganten solche Wärme zur Schau stellen zu sehen. Ich erinnere mich, wie er eine halb beleuchtete Straße am Hafen in Hongkong gegen Mitternacht entlangspazierte, mit seinem Bürstenschnitt, einen Zahnstocher im Mund, in blauen Jeans und Jacke, mit viel Platz um ihn herum, und glaube, dass er diesen Platz genoss. Das ist ein sehr bleibendes Bild in meinem Kopf. Iggy Pop

Beethovens Enkel

John Lennons Musik wird bestimmt so lange bestehen, wie die Werke von Brahms, Beethoven und Bach. Leonard Bernstein

Wir sind Lennon

John Lennon war ein ungewöhnlicher Mann. Einer, der bei all seinem Reichtum und Ruhm immer bestrebt war, die Leiden der Gesellschaft zu erkennen und aufzuzeigen und gegen den Wahnsinn des Krieges und die Zerstörung des Planeten seine Stimme zu erheben. Vielleicht ist die beste Möglichkeit, John Lennon Tribut zu zollen, dass wir alle erkennen, dass wir uns, anstatt auf den nächsten John Lennon zu warten, vereinigen und den Wahnsinn und der Dummheit des Krieges Einhalt gebieten und unseren kollektiven Willen und unsere Macht in den Dienst des Friedens, des Fortschritts und des Mitgefühls stellen müssen. Carlos Santana

Die meisten Zitate entstammen dem Buch "Erinnerungen an John Lennon" (Schwarzkopf & Schwarzkopf), das von Yoko Ono herausgegeben wurde; eine gute Zusammenstellung von Lennon-Songs bietet das soeben erschienene CD/DVD-Doppelalbum: John Lennon "Power To The People" (EMI)