Auf ein persönliches Bewerbungsgespräch müssen Jobsuchende aufgrund der Coronapandemie derzeit verzichten. Foto: picture alliance/dpa/Christin Klose

Aufgrund der Coronapandemie finden derzeit die meisten Bewerbungsgespräche online statt. Zwei Bewerbungstrainerinnen aus Stuttgart verraten Tipps, wie ein Online-Bewerbungsgespräch gelingt.

Stuttgart - Während der Coronapandemie auf Jobsuche? Das kann ganz neue Herausforderungen mit sich bringen. Denn auf ein persönliches Bewerbungsgespräch müssen aufgrund des Coronavirus Jobsuchende derzeit verzichten. „Viele Bewerbungsgespräche finden deshalb per Zoom oder Skype statt“, erklärt die Nürtinger Bewerbungstrainerin Christina Raith. Seit rund drei bis vier Wochen mehren sich deshalb die Anfragen für ein Coaching für Online-Vorstellungsgespräche bei der gelernten Betriebswirtin.

Diesen Eindruck kann die Stuttgarter Karriereberaterin Doris Deichselberger bestätigen. Auch sie bereitet seit einigen Wochen ihre Kunden vermehrt auf visuelle Bewerbungsgespräche vor. Raith stellt fest, dass vor allem ältere Bewerber die Situation unterschätzen. Zwei langjährige Bewerbungstrainerinnen aus Stuttgart und Umgebung verraten fünf Tipps, die man bei einem Online-Bewerbungsgespräch beachten sollte.

1. Achten Sie auf ein professionelles Gesamtbild

Ein professionelles Umfeld, aber auch ein professionelles Erscheinungsbild sind entscheidend für ein gelungenes Bewerbungsgespräch. Viele Bewerber würden sich nur wenig Gedanken um ihr Gesamtbild bei einem Bewerbungsgespräch über Zoom oder Skype machen. Doch das ist ein Fehler. Die Stuttgarter Bewerbungstrainerin Deichselberger weist darauf hin: „Sobald der Hintergrund nicht stimmig ist, achtet der Personaler auch darauf“.

Auch ihre Kollegin Raith hält den richtigen Hintergrund für wichtig. „Ein aufgeräumtes Zimmer wirkt gleich viel organisierter“, erklärt sie. Deshalb sollte der Ausschnitt des Bildes gut gewählt sein. „Am besten setzen sie sich vor eine einfarbige Wand, oder drapieren eine Pflanze hinter sich“, erklärt Doris Deichselberger. Einen Meter Abstand zur Kamera empfiehlt Raith. Doch das ist noch nicht alles. Denn „auch das Licht ist ein wichtiger Faktor“. Dabei gehe es vor allem darum, sich gut auszuleuchten, um sich wortwörtlich in einem guten Licht zu präsentieren.

Zudem empfiehlt die Esslinger Bewerbungstrainerin, sich schick zu machen. „Es muss kein Anzug sein, aber ein Hemd für den Mann und eine Bluse für die Frau, das ist angemessen“, so Christina Raith weiter. Wie man sein eigenes Erscheinungsbild am besten überprüfen kann? „Machen Sie einen Testdurchgang und lassen sich von jemand anderem bewerten“, empfiehlt Deichselberger.

2. Bereiten Sie sich gut vor

Wie vor einem normalen Bewerbungsgespräch sollte man sich auch für ein Online-Bewerbungsgespräch gut vorbereiten. Und vielleicht sogar noch ein kleines bisschen besser. Denn oftmals werde man laut Christina Raith am Anfang eines Gesprächs gefragt, ob man damit einverstanden sei, dass das Gespräch aufgezeichnet wird. „Das würde ich immer verneinen“, sagt Raith. Denn die Personaler könnten so das Gespräch beliebig oft anschauen und Makel beim Bewerber ausfindig machen. Auch, wenn man eine Lücke im Lebenslauf kaschieren möchte, rät sie zu einer guten Vorbereitung. Denn auch hier könnten die Personaler dank des Online-Bewerbungsgesprächs überprüfen, ob man sich widerspreche.

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Ähnlich sieht es auch Deichselberger. Auch sie sieht die Aufnahme des Bewerbungsgesprächs kritisch. „Man sollte sich dabei wohlfühlen.“ Natürlich könne es die Gesprächsatmosphäre beeinflussen, wenn man eine Aufzeichnung ablehne. „Aber Sie wissen nie, wo eine derartige Aufnahme landet“,sagt sie. Bei der Vorbereitung für das Bewerbungsgesprächs setzt sie auf das Testen der Technik. „Ganz banale Dinge, wie eine schlechte Internetverbindung oder schlechter Ton können so aus der Welt geschaffen werden“, sagt Deichselberger.

3. Üben Sie Ihre Mimik und Gestik

Einige der Bewerber der beiden Expertinnen vernachlässigen während des Online-Gesprächs die Gestik und Mimik. „Das ist verständlich, weil man schnell vergisst, dass man jemand anderem gegenübersitzt“, so Deichselberger. Doch die Mimik und die Gestik sind auch in einem Online-Bewerbungsgespräch sehr wichtig. „Denn andere Sympathieträger wie beispielsweise das Auftreten des persönlichen Gegenübers fallen weg“.

Deshalb raten beide Bewerbungstrainerinnen dazu, bei einem Online-Bewerbungsgespräch immer Augenkontakt zu suchen. „Das geht am besten, wenn man sich einen imaginären Punkt zwischen den beiden Augen seines Gesprächspartners sucht und direkt in die Kamera blickt“, erklären die Expertinnen. Doch nicht nur das Gesicht, sondern auch die Hände erfordern die Aufmerksamkeit der Bewerber. Denn „viele Personaler achten auf die Hände“, erklärt Raith. Dabei gehe es nicht nur darum, dass die Hände gepflegt sein sollen, sondern auch darum, diese beim Sprechen gezielt einzusetzen. „Gestikulieren Sie, aber achten Sie darauf, dass ihr Auftreten authentisch und nicht hektisch wirkt“, sagt Deichselberger.

4. Machen Sie sich Notizen

„Machen Sie sich Notizen, schreiben sie wichtige Informationen auf“, empfiehlt Raith. „Das hilft Ihnen nicht nur, die wichtigsten Fakten nach dem Bewerbungsgespräch noch zu wissen, sondern zeigt, dass Sie interessiert sind“. Zudem sei es hilfreich, eigene Notizen mit ins Gespräch zu nehmen. „Schreiben Sie sich die wichtigsten Argumente, die für Sie sprechen auf einen Zettel und schauen sie während des Gesprächs ab und zu darauf“. Das gibt Sicherheit und eine kleine Hilfestellung, falls man mal nicht mehr weiterweiß.

Falls man einen Zettel als Unterstützung für das Gespräch oder eine Präsentation benötige, empfiehlt Deichselberger, diesen vor oder auf dem Laptop zu befestigen. „So schwenkt der Blick nicht aus der Kamera“, erklärt die Stuttgarter Karrieretrainerin.

5. Überzeugen Sie Ihren neuen Arbeitgeber von sich

Wie in einem persönlichen Bewerbungsgespräch ist es auch bei einem Online-Bewerbungsgespräch, entscheidend, dass man die Personaler und seinen zukünftigen Arbeitgeber von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt. Besonders entscheidend sei hierbei, dass man sich kurzfasse. „Ein Online-Bewerbungsgespräch ist in der Regel kürzer als ein persönliches Gespräch“, sagt Deichselberger. Das liege an der geringeren Aufmerksamkeitsspanne, die man vor einem Laptop habe.

Fünf Minuten und nicht länger sollte man deshalb laut Raith über seinen bisherigen Lebenslauf reden. „Erzählen sie ihrem Gegenüber auch etwas Neues über sich, die Fakten kennt er schon und hat er vor sich auf dem Tisch liegen“, so die Nürtingerin. Falls man sein Gegenüber unterbrechen möchte, sollte man darauf achten, nicht einfach ins Wort zu fallen. „Heben Sie Ihre Hand, so wie die Queen, dann merkt der andere, dass sie etwas sagen möchten“.