Für die Besucher wurde der rote Teppich ausgerollt Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Zum sechsten Mal macht die Jobmesse in Stuttgart Station. Im Carl Benz Center kommen mehr als 80 Unternehmen mit den Bewerbern ins Gespräch.

Stuttgart - Der rote Teppich, der im Carl-Benz-Center ausgelegt ist und als traditionelles Erkennungszeichen der Jobmesse den Weg zur Karriere symbolisieren soll, könnte auch noch anders gedeutet werden. Als Teppich, den Unternehmen den potenziellen Bewerbern ausrollen. Weil Fachkräfte fehlen und Mitarbeiter händeringend gesucht werden. Zum Beispiel von der Stadt Stuttgart. „In manchen Ämtern beträgt der Personalmangel zehn Prozent“, sagt Stefanie Fischer vom Haupt- und Personalamt. „Viele Menschen meinen, dass eine Kommune nur Verwaltungsjobs zu vergeben hat.“ Weit gefehlt: Unter dem Motto „Stuttgart von Beruf“ informieren Stefanie Fischer und ihre Kollegen, dass die Stadt eine große Stellenvielfalt vom Arzt bis zum Totengräber zu vergeben habe. Architekten und Gärtner sind natürlich auch unter den insgesamt 19 000 Mitarbeitern, die Kliniken eingeschlossen.

Neben der Landesmesse, dem Auswärtigen Amt, dem Oberlandesgericht, Autohäusern, Banken, Küchenbauern, Technikunternehmen oder dem Schmuckhersteller Pandora präsentieren sich hier auch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Stichwort: Pflegenotstand. „Uns fehlen Pflegekräfte im OP und auf der Intensivstation“, bestätigt Andreas Schober, der stellvertretende Pflegedirektor des Klinikums Garmisch-Partenkirchen, der nach Stuttgart gekommen ist, um hier für die Mitarbeit im Schatten der Zugspitze zu werben. Nicht nur mit den Vorzügen der Natur, Skifahren und Bergsteigen inklusive, sondern auch mit einem wichtigen Pfund: „Wir investieren in den Wohnungsbau für unsere Mitarbeiter“, so Schober.

Check von Bewerbungsunterlagen

Beim Personaldienstleister Activ Personal, einer Vermittlung von Zeitarbeit, geht es um die Zukunft von Thomas Graf. Der 23-jährige, erzählt sein Vater, sei derzeit ohne Arbeit und obendrein ohne Unterstützung, weil er angeblich Termine der Arbeitsagentur nicht wahrgenommen habe. Nun hoffe man auf eine Anstellung bei der Zeitarbeitsagentur.

Susanna Berg reiht sich ein in die Warteschlange für den Check von Bewerbungsunterlagen. Die Geisteswissenschaftlerin glaubt nicht, dass unter den die Ausstellern die richtige Adresse für ihre Qualifikation dabei sei, will aber doch ihren Lebenslauf checken lassen. Talentcube, ein Start-up-Unternehmen von Hendrik Seiler, Sebastian Hust und Sebastian Niewöhner, die in Esslingen Informatik studiert haben, bietet da eine ganz andere Möglichkeit: Die Bewerbung auf Video. „Das ist alles über Smartphone möglich“, erklärt Seiler. Die Unternehmen fänden es wunderbar, dass sie auf diesem Weg gleich einen authentischen Eindruck vom Bewerber bekommen. Die Psychologin und Sozialpädagogin Tatjana, 28, aus Moldawien stammend, will diese Möglichkeit sofort nutzen: „Weil ich beim Schreiben in Deutsch immer noch Fehler mache.“

Manchmal geht es ganz schnell: Beim dänischen Schmuckhersteller Pandora, der für seine deutschen Concept Stores Mitarbeiter, Damen wie Herren, sucht, wurde sofort eine junge Dame zur Vorstellung ins Geschäft nach Sindelfingen auf den Weg geschickt.

„In Stuttgart kommen konstant 5000 Besucher zur Jobmesse“, sagt Stefan Süß, Geschäftsführer des Veranstalters Barlagmessen. In diesem Jahr habe man Aussteller aus Platzmangel ablehnen müssen. Daher zieht die Jobmesse im nächsten Jahr um: Auf die Landesmesse. Am 19. und 20. Oktober 2019.