Ein letztes Mal Katniss Everdeen: Jennifer Lawrence im Film "Die Tribute von Panem". Foto: Studiocanal

Selten ist die Heldin einer Filmreihe so systematisch ausgebremst worden. Auch im vierten und letzten Teil von „Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2“ darf Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence („Silver Linings“) als Katniss Everdeen nicht ausspielen, was sie kann.

Panem - Selten ist die Heldin einer Filmreihe so systematisch ausgebremst worden. Endlich hat Katniss Everdeen es in die Hauptstadt geschafft, wo sie den Diktator Snow umbringen, den Albtraum beenden möchte – da überrollt die Revolution Panem und die Hauptfigur. Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence („Silver Linings“), die die Dynamik eines Tornados entfaltet, wenn man sie lässt, leidet daran wie Katniss. Wieder darf diese, wie in „Mockingjay 1“, einen entscheidenden Pfeil abschießen; mehr traut man ihr nicht zu.

Wie das ganz anders geht, zeigt die Australierin Eliza Taylor in der TV-Zukunftsserie „The 100“ als resolute Nervensäge Clarke Griffin: Sie lässt sich durch nichts aufhalten, trifft ständig harte Entscheidungen, pflügt durch Freund und Feind, wenn sie glaubt, dass es der Sache dient. Jennifer Lawrence hat immerhin dem zweiten „Panem“-Film ihren Stempel aufgedrückt, Bewegung gebracht in die krude Handlung um bestialische Kämpfe junger Gladiatoren in einer Diktatur der Zukunft.

Wie dünn die Vorlage von Suzanne Collins ist, wie wenig inspiriert das Drehbuch, wird besonders deutlich im gesplitteten dritten Teil, dessen zweite Hälfte in 137 Minuten viel Leerlauf bietet. Erst nach einer Stunde nimmt sie Fahrt auf, wenn Katniss in die Stadt eindringt und dort auf Fallen trifft, wie sie sie aus der Arena kennt. Einige wenige sehenswerte Effekt-Sequenzen gibt es zu sehen, ölige Sturmfluten und berstenden Fußboden. Rätsel aber bleiben: Wo kommen die augenlosen Zombies her? Wieso verliert die Polizei die Spur in einer total überwachten Stadt?

So wenig ausdefiniert die Charaktere sind, so verkleidet wirken sie in ihren Kostümen

Auch mit anderen Figuren fängt Regisseur Francis Lawrence wenig an. Josh Hutcherson als Peeta, hirnvergiftet zurückgekehrt aus Gefangenschaft, legt seinen Schlafanzugblick nur ab, wenn seine Figur schäumend durchdreht. Liam Hemsworth als Gale, schon immer die wachere Figur, wirkt einmal mehr verschenkt. Wirklich spannend war dieses Dreieck nie, in das Katniss da gezwungen wird. Den verstorbenen Philip Seymour Hoffman, unverzichtbar als Drahtzieher der Revolution, montiert Lawrence halbherzig ein. Julianne Moore bleibt eindimensional als strenge Gegenpräsidentin Coin.

So wenig ausdefiniert die Charaktere sind, so verkleidet wirken sie in ihren Kostümen. Nur Donald Sutherland glänzt erneut als weiß befrackter Despot Snow, lächelt dessen irrationale Entscheidungen diabolisch weg. Die Bühne gehört ganz ihm; die Heldin wird ja systematisch ausgebremst.