Der erste große Star des neuen Jazzforums in Aidlingen ist dort ein alter Bekannter: Foto:  

Das traditionsreiche Jazzforum in Aidlingen war praktisch am Ende. Jetzt will ein neues Team dem musikalischen Kleinod Leben einhauchen: mit neuen Formaten und einer jüngeren Zielgruppe. Zum Start swingt die Jazzlegende Charly Antolini.

Aidlingen - In einigen Tagen soll Charly Antolini den Deufringer Schlosskeller wieder zum Kochen bringen. Die Zuschauer sollen stehend in die Hände klatschen und vor Begeisterung pfeifen – so wie es auf den Youtube-Videos zu sehen ist, die millionenfach aufgerufen werden. Mit der Schlagzeuglegende Charly Antolini soll das traditionsreiche Aidlinger Jazzforum am Samstag, 22. Februar, wieder zur alter Größe zurück finden.

Das ist der Plan des Vereins, der sich jetzt neu formiert hat. Fast fünf Jahre lang jagte eine negative Meldung über das Forum die nächste. Nach dem Rücktritt des Gründers Georg Schütz fehlte die künstlerische Linie, die Besucher blieben aus, Konzerte wurden immer seltener. Es schien, als breite sich über die so hell leuchtende Bühne des Jazz in Aidlingen, auf der einst Musiker wie Max Greger und Charly Augschöll spielten, ein Schleier des Vergessens aus.

Jetzt also der Neustart. „Wir wollen den Jazz wieder voranbringen“, sagt der neue Vereinsvorsitzende Martin Wernado, Musikliebhaber, Hobbygitarrist und auch Geschäftsmann mit eigenem Betrieb in Weil im Schönbuch. Wernado will die Kunst auf ein breiteres Fundament stellen, das Programm für Jüngere öffnen.

„Die Leute sollen wieder mit Lust nach Aidlingen kommen“

Neue Formate wie „Kulinarik und Jazz“, bei dem Premiumköche aus der Region zu hochklassigen Konzerten ein Fünf-Gänge-Menü servieren, oder Workshops für Kinder und Jazzanfänger sollen das Repertoire erweitern. „Die Leute sollen wieder mit Lust nach Aidlingen kommen“, sagt er. Und man merkt dem Mann die Begeisterung an, mit der er den Zuschauern das neue Jazzforum präsentieren möchte.

Die Musik gehört zu Wernado, der in der Region Stuttgart aufgewachsen ist, wie der Jazz zu Stuttgart, wo die dort stationierten amerikanischen Soldaten die Musik in den Kneipen populär machten. Als Kleinkind begleitete er seinen Vater zu Konzerten am Rand der Kasernen in Vaihingen und Böblingen. Nach einer klassischen Klavierausbildung folgte trotzdem der Schritt ins Geschäftsleben. Musik aber blieb ein Seelenhort: „Musik ist für mich der perfekte Ausgleich zu allem“, sagt Wernado. Mit seiner Band Jazzconnection der Böblinger Musikschule tritt er auf, reist auch über die Region hinaus.

Jazz für neue Richtungen öffnen

Trotzdem sieht sich Wernado als Jazzneuling. „Im neuen Team bin ich der große Organisator“, sagt er, für den künstlerischen Ton sorgen andere im Forum, allen voran Profimusiker Martin Johnson und Alexander Bühl als Künstlerische Leiter. Das angestaubte Image einer Altherrenstätte mit dem tragenden Sound alter Jazzklassiker soll mithilfe der neuen Einflüsse junger Künstler erweitert werden. „Jazz ist heute Blues, Funk, Soul. Es wäre falsch, sich neuen Musikrichtungen zu verschließen“, sagt Wernado. Die herrliche Bühne im Deufringer Schlosskeller für knapp 200 Gäste soll auch Heimstätte für junge Musiker werden, die sich erst am Anfang ihrer Karriere befinden. „Um die zu finanzieren, brauchen wir aber auch Stars wie Antolini“, sagt Wernado.

Eine Handvoll der Großmeister will das Forum jährlich präsentieren, im November mit Meyers Nachtcafé einen weiteren klangvollen Namen der Szene auf die Bühne bringen. Aber so weit will Wernado nicht in die Zukunft blicken. „Wir versuchen, das Forum Schritt für Schritt zu alter Größe zu führen.“ Wichtig sei vor allem Kontinuität.

Mit der neuen Führungsriege könnte diese nun endlich in den Verein einkehren. Als Geschäftsmann und langjähriger Vorsitzender eines Gewerbevereins kennt Wernado die Strukturen, die nötig sind, um eine Organisation am Leben zu halten. Mit den anderen im Verein ist er seit vielen Jahren befreundet. Für Aidlingen ist das neue Team jedenfalls ein Glücksfall, wie der Bürgermeister kürzlich verlauten ließ. Ohnehin ist das Jazzforum mit den jährlichen Jazztagen das Aushängeschild der 9000-Seelen-Gemeinde. „Es wäre unvorstellbar, wenn diese Tradition zu Ende gegangen wäre“, sagt Wernado. So weit kommt es vorerst nicht.