Donny McCaslin Foto: Opus/Moritz Metzger

Jüngere Bands um Donny McCaslin, Delvon Lamarr und Snarky Puppy-Mitgliedern haben das Bix-Programm vollendet.

Stuttgart - Dicht ist die Konkurrenz am Wochenende im Bix, und wenn es einen Preis gäbe, ginge dieser s nicht etwa an den David Bowie-Adepten Donny McCaslin, sondern an das Delvon Lamarr Organ Trio. Dessen fulminanter Mitternachts-Auftritt am Samstag setzt den würdigen Schlusspunkt unter das erneut starke Jazz Open-Clubprogramm.

Auf Youtube beeindruckt das Trio mit seinem brodelnden Instrumental-Gebräu aus Soul, Jazz und R & B, live haut es die Zuhörer schlicht um. Lamarr lässt die Hammond B3 singen und schmatzen, schwebende Akkordflächen und bluesige Skalen fließen ihm aus den Händen. Der Gitarrist Jimmy James spielt prägnante Riffs und explodiert in den Soli: Er huldigt Jimi Hendrix nicht nur, sondern erfindet ihn mit eigener Handschrift neu. Dabei reißt er, wenn es besonders schön wird, die Augen auf wie einst B. B. King.

Ein Fundament aus messerscharfen funky Beats legt der dritte im Bunde, der Drummer r Grant Schroff. Die minimalistische Besetzung öffnet den Klangraum weit, und alle drei toben sich darin lustvoll aus, ohne einander je ins Gehege zu kommen. Spätestens, wenn sie ihre vor praller Lebenslust sprühende Instrumental-Interpretation von Curtis Mayfields „Move on Up“ spielen, gibt es im Bix kein Halten mehr.

Ein Song von David Bowie als Zugabe

„Das ist es: eine persönliche Aussage“, urteilt der emeritierte Stuttgarter Klavier-Professor Paul Schwarz. Er ist wegen Lamarr gekommen. Dem Auftritt des Saxofonisten Donny McCaslin, der davor gespielt hat, kann er wenig abgewinnen. Tatsächlich wirkt der Sound von dessen New Yorker Hipster-Combo unausgegoren, sie mäandert zwischen Art Rock, Fusion-Jazz und David Bowie-Glam. An Bowies letztem Album „Blackstar“ durften McCaslin, der Keyboarder Jason Lindner und der Bassist Tim Lefebrve unverhofft mitwirken. Im Bix haben sie noch den etwas deplatzierten Gitarristen und Sänger Jeff Taylor dabei und den virtuosen, hart schlagenden Drummer Zach Danziger. Oft spielt der ideenreiche Saxofonist gegen eine Wand aus Rocksound an, die er kaum durchdringt, der mit Samples und an Synthesizer-Knöpfen spielende Lindner wandelt auf den Spuren der Keyboard-Pioniere der späten 60er. Was die Band kann, scheint durch, wenn sie in instrumentalen Passagen zu avantgardistischer Klarheit findet. Als Zugabe spielt sie dann tatsächlich einen Song von Bowie – „Look back in Anger“ von 1979.

Ebenfalls exzellent besetzt sind Ghost Note, deren Stehkonzert am Freitag im Bix überwiegend junge Menschen anlockt. Die Gründer sind die Rhythmusgruppe der progressiven Jazzband Snarky Puppy, der Drummer Robert „Sput“ Searight und der Perkussionist Nate Werth. Sie ziehen ein polyrhythmisches Groove-Feuerwerk auf, unter dem wie flüssiges Karamell die Muster des erfrischend unkonventionellen Bassisten Dwayne „Mono Neon“ Thomas laufen. Zwei Saxofonisten spielen sich die Bälle zu und machen im Verbund mächtigen Funk-Alarm, der Keyboarder Vaughn Henry erweist sich in perlenden Soli als exzellenter Konzertpianist mit romantischer Ader. Ghost Note spielen über zwei Stunden und bringen das Publikum in Wallung – auch wenn bei Stehkonzerten im Bix nur die erste Reihe etwas sieht.

Was nachhallt, sind nicht die progressiven Bands; es ist das Orgeltrio, dessen einnehmender Sound so klassisch wirkt und doch nach Zukunft schmeckt.