Jan Delay – auch als Rocker gut gekleidet Foto: Universal

Er war Rapper, er hat Disco, Funk und Soul aufgemischt. Jetzt wird Jan Delay zum Rocker. Wie immer gut gekleidet, tobt sich der Hamburger auf seinem neuen Album „Hammer & Michel“ zwischen Deep Purple und AC/DC aus und wagt sich sogar an eine Scorpions-Ballade.

Er war Rapper, er hat Disco, Funk und Soul aufgemischt. Jetzt wird Jan Delay zum Rocker. Wie immer gut gekleidet, tobt sich der Hamburger auf seinem neuen Album „Hammer & Michel“ zwischen Deep Purple und AC/DC aus und wagt sich sogar an eine Scorpions-Ballade.

Stuttgart - So grimmig kann Liebe daherkommen – mit einem zähen Groove, einer quengelnden Orgel, einem fiesen Riff-Stakkato. Und während ihm die Gitarren diesen Song namens „Liebe“ vor die Füße knallen, zählt Jan Delay all das auf, für das er Liebe empfindet: für Links, für Kunst, für Dings, für Bums, „für alles, was anders ist, alles, was schön ist/Scheiß drauf, Mann – ich hab’ sogar Liebe für Uli Hoeneß“.

Als einen, der es schrullig liebt und Hip-Hop, Disco, Funk und Soul herrlich durcheinanderbringen kann, kannte man Jan Phillip Eißfeldt, der sich Jan Delay nennt, schon. Dass er seine kuriosen Liebeserklärungen nun auf „Hammer & Michel“ in knurrigen Hardrock, Deutschrock, Punkrock verpackt, ist neu. Die musikalische Kehrtwende kommt aber mit Ansage.

Schon 2011 plante er das Comeback als Rocker

Schon im Juni 2011, als Jan Delay auf dem Schlossplatz in Stuttgart noch zur Funk- und Soulparty lud und vor 5500 Fans groovende Hits wie „Oh Jonny“ oder „Klar“ spielte, plante er ein Comeback als Rocker. „Das Funk-Ding ist passiert, das war geil und so, aber jetzt muss mal was Neues her“, sagte er damals vor dem Konzert im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten. Jan Delay schwärmte da bereits von seinem „krassen Rock’n’Roll-Album“, das er machen und bei dem er sich an Iggy Pop, Rage Against The Machine, Queens Of The Stone Age oder Wolfmother orientieren werde.

Und genauso klingt drei Jahre später „Hammer & Michel“ tatsächlich. Das mit dröhnenden Gitarrenriffs und brachialen Drums gefüllte Album riecht nach dem Schweinerock der 1970er Jahre. Doch so clever sich Jan Delay die Rockversatzstücke aneignet und die Lässigkeit, die er sich bei Udo Lindenberg abgeschaut hat, nun konsequenter Weise wieder zurück in Deutschrock übersetzt – letztlich schafft selbst er es nicht, diese Musik von ihrem muffigen Geruch zu befreien.

Auch ohne Soul und Bläser noch der Alte

Und hinter heftig zuckenden Rockern wie „Dicke Kinder“, dem coolen Glamrock-Shuffle von „St. Pauli“ oder der Stoner-Rock-Hymne „Wacken“ bleibt Jan Delay letztlich auch ohne Soul und Bläsersätzen doch ganz der Alte. Er gefällt sich auch bei seiner Rock’n’Roll-Aneignung am meisten in der Rolle des selbstgefälligen Schnösels, spielt zum Brummelbass von „Nicht eingeladen“ den Möchtegern-Snob: „Ich miete nen Palast mit Elb-Blick/Mit ’nem Schlosspark und Privatstrand/Und ’nem Konzert von Beyoncé und Daft Punk, jaja.“ Manchmal wird er aber auch ernst und sogar politisch. Etwa wenn er in seiner „Scorpions-Ballade“ die Beliebigkeit aktueller politischer Diskurse infrage stellt: „Und all die Ideale/Ja, sie tragen sie zu Grabe/Da spring’ ich doch auf den Zug rauf/Und mach’ ’ne Scorpions-Ballade.“

Wer allerdings glaubt, dass Delay, nachdem er sich von den funky-souligen Grooves verabschiedet hat, sich jetzt auch seiner modischen Garderobe entledigen wird, liegt falsch: „Man kann sich ja auch als Rocker gut anziehen“, sagte er schon vor drei Jahren in Stuttgart.

Jan Delay spielt am 14. Oktober in der Stuttgarter Schleyerhalle; Tickets: 07 11 /  84 96 16 72