„Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann“, sagte Jürgen Klinsmann – hinter dem VfB liegt einen wahre Achterbahnfahrt von einem Fußballjahr. Ein Rückblick. Foto: Pressefoto Baumann

Ein Fußballjahr wie eine einzige Achterbahnfahrt – hinter dem VfB Stuttgart liegen abwechslungsreiche Monate. Ein Rückblick in wackeligen Bildern von den Bloggern des „Vertikalpass“.

Stuttgart - „Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann“ – das legendäre Zitat von Jürgen Klinsmann umreißt ganz gut das Jahr des VfB Stuttgart. Die Blogger vom „Vertikalpass“ versuchen es trotzdem – unterstützt von wackeligen Bildern. Ein Jahresrückblick zum schmunzeln.

Vor gut einem Jahr verlor der VfB sein letztes Hinrundenspiel denkbar unglücklich gegen die damals noch starken Bayern und ging mit 17 Punkten als Tabellenvierzehnter in die Winterpause. Zwölf Monate später blicken Fans und Verein auf drei Punkte weniger, mindestens 30 ausgegebene Millionen und zwei verschlissene Trainer. Aber der Reihe nach.

Januar:

Der VfB startet mit einem Heimsieg ins neue Jahr. Beim glücklichen 1:0-Sieg gegen die Hertha macht Rückkehrer Mario Gomez den Treffer zwar nicht selbst, zwingt seinen Gegenspieler aber zu einem spektakulären Eigentor. Eine Woche später gibt es im Mainzer Schneematsch eine 2:3-Niederlage. Vor allem, weil Ron-Robert Zieler einen rabenschwarzen Tag erwischt.

Im Heimspiel gegen Schalke lässt Hannes Wolf Neuzugang Jacob Bruun Larsen als Rechtsverteidiger auflaufen. Der Anfang vom Ende. Larsen verursacht früh einen Elfmeter, der VfB verliert völlig emotionslos und wenige Stunden später ist Hannes Wolf Geschichte als Trainer in Stuttgart. Viele VfB-Fans reagieren so:

Februar:

Bereits wenige Tage später präsentiert Michael Reschke den neuen Trainer. Es ist nicht Thomas Tuchel, nicht Ralph Hasenhüttl, nicht Markus Weinzierl. Es ist Tayfun Korkut. Der hatte zwar weder in Hannover noch in Leverkusen nachhaltigen Erfolg, besitzt dafür aber eine Wohnung in Bad Cannstatt. Vielen Anhängern reicht das jedoch nicht als Qualifikation. Die Stimmung ist aufgeladen.

Doch unter Korkut holt der VfB Stuttgart im Februar ein Unentschieden und drei Siege. Wie das genau funktionieren konnte, weiß allerdings nach wie vor niemand.

März:

Der VfB Stuttgart marschiert weiter. Nach zwei Siegen (gegen Köln und Freiburg) und zwei Unentschieden (gegen Leipzig und Hamburg), steht das Team auf Platz 8 der Tabelle und die größten Optimisten nehmen bereits das Wort “Europapokal” in den Mund. Tayfun Korkut interessiert das nicht. Er lässt nach Möglichkeit stets die gleichen elf Spieler auflaufen und defensiv spielen. Doch das Spielglück ist ihm weiterhin hold, und die Resultate geben ihm Recht. Ansehnlich ist das jedoch nicht.

April:

Es passiert Erstaunliches: Der VfB verliert ein Spiel! In Dortmund hat man keine Chance und spielt anschließend gegen Hannover nur Unentschieden. Eine Krise? Nein! Es folgen Siege gegen Bremen und beim Angstgegner aus Leverkusen. Der hat zwar 65 Prozent Ballbesitz und 22:4 Torchancen, aber da Tayfun Korkut offenbar die Gesetze des Fußballs außer Kraft setzen kann, hat der VfB nur noch zwei Punkte Rückstand auf Platz 6.

Mai:

Die Freakshow geht weiter: Am vorletzten Spieltag gewinnt der VfB nach 6:23 Torschüssen mit 2:0 Toren gegen Hoffenheim und Mario Gomez macht endlich sein erstes Heimtor nach seiner Rückkehr. Dann geht es zum Meister nach München. Ohne den gesperrten Ascacibar und den frisch gebackenen Vater Gomez. Das Resultat ist bekannt: Tassos Donis macht das Spiel seines Lebens und leitet das schleichende Karriereende von Mats Hummels ein. Am Ende steht es 4:1 für den VfB. Vier. Zu. Eins.

Juni:

Sommerpause. Denkt sich auch Michael Reschke. Deswegen präsentiert er in einer denkwürdigen Pressekonferenz nur zwei Tage nach dem letzten Spieltag mit blumigen Worten gleich fünf Neuzugänge. Ein völlig neues Gefühl für die VfB-Fans, die es gewohnt sind, stets bis zum letzten Tag der Transferperiode zu zittern.

Juli:

Nachdem Michael Reschke auch noch Gonzalo Castro von Dortmund geholt hat und Daniel Ginczek gegen Daniel Didavi plus einen Zuschlag eingetauscht hat, kehrt ein wenig Ruhe in Cannstatt ein. Dafür rollt der Ball in Russland. Eher schlecht für Mario Gomez, der mit der deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde ausscheidet.

Umso besser für Benjamin Pavard, der sein persönliches Sommermärchen erlebt. Erst rutscht er in die erste Elf der Franzosen, dann schießt er gegen Argentinien ein Traumtor, das später zum schönsten Treffer des Turniers gekürt werden wird. Und am 15. Juli hebt er in den WM-Pokal in den Moskauer Abendhimmel. Ein Verbleib in Stuttgart scheint damit zwar unwahrscheinlich aber es gibt Schlimmeres.

August:

Mehr Euphorie war nie! Der VfB feiert 125. Geburtstag. Zum „Tag des Brustrings” kommen nicht nur Atletico Madrid als Testspielgegner und zahlreiche VfB-Legenden sondern auch sage und schreibe 100.000 Fans. „Mehr geht nicht“, sagt der VfB-Präsident Wolfgang Dietrich. Die VfB-Mania ist auf ihrem Höhepunkt angekommen.

Fast schade, dass die Saison wieder beginnt und der VfB in der ersten Pokalrunde mehr und weniger chancenlos gegen den Drittligisten aus Rostock ausscheidet und den Saisonauftakt in Mainz ebenfalls in den Sand setzt.

September:

Die Korkut-Truppe kommt nicht in Schwung. Auf eine entmutigende Niederlage gegen die Bayern folgen zwei Unentschieden gegen Freiburg und Düsseldorf sowie eine Niederlage in Leipzig. Die Zweifel an Team und Trainer wachsen. Immerhin zeigt der VfB, dass er doch noch gewinnen kann. Am sechsten Spieltag gibt es einen Sieg gegen Werden Bremen. Und das in bester Korkut-Manier, nämlich komplett unverdient. Immerhin bleibt das Einwurf-Eigentor von Borna Sosa in Kooperation mit Ron-Robert Zieler unvergessen.

Oktober:

Korkout! Nach der nächsten blamablen Niederlage wirft der Club seinen Trainer raus. Unmittelbar nach Abpfiff in Hannover klingt das allerdings zunächst anders. Da „stellt sich die Trainerfrage” noch nicht. Doch in den nächsten Tagen erfahren die Fans nicht nur von der Existenz des „Präsidialrats” – einer Art schnellen Eingreiftruppe des Aufsichtsrats -, sondern auch, dass eine gewisse „Wahrheitsbeugung” für Michael Reschke zum Repertoire eines Sportvorstand gehört.

Und der neue Trainer? Der heißt Markus Weinzierl. Und verliert seine ersten drei Partien gegen starke Gegner mit 0:11 Toren. Ein kapitaler Fehlstart.

November:

Die Erlösung: Der VfB kann unter Weinzierl doch gewinnen. Aber trotz des 2:0 Auswärtssieges in Nürnberg wird immer deutlicher, dass es nicht Tayfun Korkut war, der am Negativlauf schuld war – jedenfalls nicht nur. Die Mannschaft scheint ein Fitnessproblem zu haben und auch die im Sommer gefeierten Neuzugänge kommen einfach nicht in Tritt. Zu allem Übel sind auch noch die Leistungsträger aus der vergangenen Rückrunde völlig außer Form. Das größte Problem ist jedoch die Offensive. Der VfB trifft einfach das Tor nicht – oder hat nicht mal Chancen dazu. Die Angriffsbemühungen sehen oft so aus:

Dezember:

Niederlage, Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage, Niederlage: Der Jahresausklang ist bezeichnend für ein wildes Jahr 2018! Von Platz 14 auf Platz 7 und auf den Relegationsplatz. Vom Abstiegskandidaten zum Rückrundenvizemeister und wieder in den Tabellenkeller.

Aber, ganz ehrlich: Alles andere wäre ja auch langweilig für VfB-Fans, oder? Zum Abschluss hier die vergangenen zwölf Monate im Schnelldurchlauf: