Bechtle testet auch Datenbrillen. Foto: Bechtle

Der IT-Dienstleister aus Baden-Württemberg wächst in Deutschland und Europa stärker als der Markt. Den 3D-Druck und die IT an den Schulen sieht man als Bereiche mit Potenzial.

Stuttgart - Zweistellige, grüne Pluszahlen fast auf jeder Seite der Bilanzpräsentation: Für Thomas Olemotz, den Vorstandsvorsitzenden des Neckarsulmer IT-Anbieters Bechtle ist die Vorlage der alljährlichen Unternehmenszahlen in Stuttgart eine leichte Übung gewesen. Der Anbieter ist auf IT-Systeme für Firmen und auf Software für den Onlinehandel spezialisiert. Bechtle profitiert vom digitalen Umbruch und von der Tatsache, dass kleinere und mittlere IT-Anbieter beim Tempo der notwendigen Investitionen oft nur noch schwer mithalten können. „Es geht dabei nicht um die Technik – die können sie sich hinzukaufen – es geht um die Investitionen in Menschen“, sagte Olemotz. Eine Ausbildungsquote von 7,6 im Unternehmen und zehn Prozent am Stammsitz von zehn Prozent bedeutet einen Rekord. Die Zahl der Mitarbeiter ist 2017 auf 8353 gestiegen, 8,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

Stärker gewachsen als der Markt

Während der deutsche IT-Markt im vergangenen Jahr im Geschäftskunden- und Konsumbereich zusammengenommen um 4,3 Prozent gewachsen ist, konnte dies der baden-württembergische IT-Anbieter deutlich übertreffen. In den Büchern steht ein Jahres-Umsatzplus von 15,4 Prozent auf fast 3,6 Milliarden Euro. Hier profitierte man auch davon, dass das Firmenkundengeschäft in Deutschland zurzeit besser läuft als der Konsumbereich. Das Vorsteuerergebnis stieg um 12 Prozent auf 162,8 Millionen Euro. Im Inland wie im Ausland wuchs man prozentual gleich stark – im Ausland überschritt der Umsatz erstmals die Milliardengrenze. Die Aktionäre sollen davon profitieren: Der Hauptversammlung wird eine Erhöhung der Dividende um 20 Prozent auf 90 Cent je Aktie empfohlen – die achte Dividendenerhöhung in Folge wie Olemotz betonte.

Keine Abstriche bei den Erlösen

„Bemerkenswert ist, dass wir trotz des hohen Wachstumstempos keine Abstriche bei den Erlösen machen mussten“, sagte der Bechtle-Chef. Er sieht darin auch die für den IT-Bereich vergleichsweise behutsame Strategie bestätigt. So bietet Bechtle erst seit dem Herbst 2017 eine eigene Cloud-Plattform an. „Es war gut, hier abzuwarten bis sich in diesem Bereich die Standards etabliert haben“, sagte Olemotz. Zurzeit offeriert man noch überwiegend Microsoft-Produkte, arbeitet aber an mehr Eigenentwicklungen und will auch Produkte anderer Anbieter wie Amazon auf die Plattform bekommen. Dass Amazon zunehmend auf den Firmenkundenbereich blickt – und damit auf Bechtle-Terrain vordringt – sieht Olemotz entspannt: „Amazon ist gleichzeitig ein guter Kunde von uns“. So habe man sämtliche Verteilzentren in Deutschland mit IT ausgestattet.

Optimistischer Ausblick für 2018

Der Ausblick auf das Jahr 2018 ist optimistisch. Bechtle will sowohl beim Umsatz als auch bei den Erlösen in ähnlichen Dimensionen wachsen wie 2017. Der bisherige Jahresverlauf bestätige diese Erwartung, sagte der Bechtle-Chef. Zu den Bereichen, denen sich Bechtle in verstärkt zuwenden will gehört der 3D-Druck, wo man mit Hewlett Packard zusammenarbeitet und in Paderborn ein zweites Demonstrationszentrum eröffnet hat. Und nach dem Zukauf des auf den IT-Bedarf an Schulen spezialisierten Software-Unternehmens Comformatik AG aus Villingen-Schwenningen will man in diesen bisher schwierigen Markt vordringen. Die Schulen stünden trotz aller politischen Bekenntnisse bei der IT-Ausstattung noch ganz am Anfang, sagte Olemotz. „Hier steckt in den kommenden Jahren noch ein großes Potenzial.“ Es geht dabei nicht um die Ausstattung von ein paar Klassenzimmern mit Elektronik, sondern etwa um Schul-Netzwerke mit den entsprechenden Sicherheitsstandards.

Neues High-Tech-Parkhaus als Attraktion

Generell hat Bechtle im vergangenen Jahr von großen öffentlichen Aufträgen etwa für die Bundeswehr und die Nato, aber auch für das niederländische Innenministerium profitiert. Der über vier Jahre laufende Rahmenvertrag mit dem Nachbarland hat beispielsweise immerhin ein Volumen von einer Viertelmilliarde Euro. „Die größten Schlagzeilen haben wir aber mit unserem neuen Parkhaus am Stammsitz gemacht“, erklärte Olemotz. Das Hightechgebäude mit Elektroladesäulen und solarer Energieversorgung werde inzwischen sogar von externen Tourgruppen besichtigt.