Der Brite John Cryan zeigte sich bei der Jahresbilanz der Deutschen Bank gut gelaunt. Foto: AFP

Nach zweieinhalb Jahren ist der Deutsche Bank-Chef John Cryan noch nicht am Ziel, seine Zuversicht wächst aber.

Frankfurt am Main - Es passiert nicht oft, dass ein Vorstandsvorsitzender eines großen Unternehmens einen Nachsteuerverlust von knapp 500 Millionen Euro mit einem Lächeln verkündet. John Cryan, der Chef der Deutschen Bank, der vor gut zweieinhalb Jahren als Sanierer die Leitung des größten deutschen Geldhauses übernommen hat, sah aber auf der Jahrespressekonferenz am Freitag keinen Grund, an seiner Arbeit und der seiner Vorstandskollegen zu zweifeln. Immerhin, so betonte der Brite, habe die Bank zum ersten Mal seit 2014 wieder einen Gewinn vor Steuern von 1,3 Milliarden Euro erzielt – nur die Steuerreform des US-Präsidenten Donald Trump hat, wie schon berichtet, einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Aber jetzt, so machte Cryan mehrfach während der Veranstaltung deutlich, soll es bei der Deutschen Bank wieder spürbar bergauf gehen. Auf fünf bis sechs Milliarden Euro nach Steuern schätzt er das Gewinnpotenzial – wann immer das erreicht wird. Die Grundlagen dafür habe man gelegt, mit seiner bisherigen Amtszeit ist er sichtbar zufrieden. Wichtige Ziele habe man erreicht, große Fortschritte gemacht, vor allem beim Abbau der zahlreichen Rechtsstreitigkeiten, die das Institut in den vergangenen Jahren viele Milliarden gekostet haben.

Bewältigen der Altlasten

Die IT, die er bei seinem Amtsantritt noch als veraltet kritisiert hatte, habe man auf Vordermann gebracht, die Abläufe besser strukturiert. Jetzt, so sagte Cryan mit einem Lächeln auf eine entsprechende Frage, mache ihm die Arbeit Spaß. „Das war nicht immer so, es war auch oft schwer“, ergänzt der Brite, der nur bei seiner vorbereiteten Rede Deutsch spricht, die Fragen dazu aber auf Englisch beantwortet. Seine Vertragslaufzeit, von der er gerade die Hälfte erreicht hat, wolle er denn auch komplett erfüllen.

Nur wenn man genau hinhört, kann man erkennen, wie schwer es ist, einen Tanker wie die Deutsche Bank umzulenken. Vordergründig sind da die Altlasten, die aus einem eher unbesorgten Zocken in manchen Abteilungen der Bank weltweit entstanden sind. Da wurden Zinssätze manipuliert und gegen eine ganze Reihe anderer Regeln verstoßen. Das, so betont Cryan, habe sich jetzt geändert.

Cryan kann sich Spitze nicht verkneifen

Auch beim Kostenmanagement habe man umgesteuert. Dabei kann er sich eine Spitze nicht verkneifen: „Lange fiel das unseren Führungskräften offensichtlich schwer, allmählich aber entsteht eine neue Kostenkultur.“ Und wenn alles so weitergeht, wie Cryan sich das vorstellt, wenn auch die Finanzmärkte sich so entwickeln, wie das die Volkswirte der Deutschen Bank vorhersagen, dann gehe er nicht davon aus, „dass wir unsere Mitarbeiter nächstes Jahr schlechter bezahlen“. Implizit rechnet Cryan dabei mit einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2018.

Das Jahr der Wende, das machte der Auftritt der vier Vorstandsmitglieder deutlich, war für sie 2017. Und dafür möchten sie auch belohnt werden. Zwar hielt sich Cryan mit klaren Aussagen zu möglichen Bonuszahlungen auch für den Vorstand zurück – das zu entscheiden, sei Aufgabe des Aufsichtsrats.

Auch 2018 werde ein Jahr der Veränderungen

Klar wurde aber, dass die Top-Manager nicht besonders glücklich wären, wenn sie auf jedwede „variable Vergütung“ erneut verzichten sollten, zumal diese, wie Cryans Stellvertreter Marcus Schenk erklärte, ohnehin auf mehrere Jahre verteilt und von dem Eintreten gewisser Bedingungen abhängig sei.

Cryan machte aber deutlich, dass auch 2018 noch ein Jahr der Veränderung für die Bank sein wird. Natürlich müsse die Bank flexibel bleiben, wenn sich das Marktumfeld oder die Regulierung ändern würden. Aber dabei gehe es jetzt nur noch um Evolution, nicht um Revolution.