Erik Müller warnt vor den Folgen der Schweinepest. Foto: Martin Kalb

Erik Müller von der Ludwigsburger Jägervereinigung wehrt sich gegen die Forderung der Politik, mehr Rehe zu schießen. Gleichwohl sieht er die Gefahr, dass die Schweinepest auch im Kreis um sich greift.

Kreis Ludwigsburg -

Schweinepest, Jagdquote für Rehe und eine steigende Wildschweinpopulation – die Jäger haben einiges zu tun und zu beachten. Erik Müller, Pressereferent der Jägervereinigung Ludwigsburg, wehrt sich in diesem Zusammenhang gegen politische Forderungen, „zielgerichteter“ zu jagen: „Wir sind keine Schädlingsbekämpfer.“

2,5 Millionen Rehe gibt es in Deutschland, Tendenz steigend. Weil die Rehe gerne junge Bäume anknabbern, macht sich nun mancher Sorgen um die Wiederaufforstung. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) fordert eine „stringentere Jagd“. Für die ist auch der Ökologische Jagdverband (2800 Mitglieder). Der wirft der „konservativen Jägerschaft“ vor, „aus jagdlichem Eigeninteresse“ die Wildbestände absichtlich hoch zu halten. Der wenig honorige Grund: „Spaß am Jagen“.

Bäume durch Zäune schützen

Auch im Kreis Ludwigsburg sei eine steigende Rehpopulation zu verzeichnen. „Hier in der Gegend haben wir 1,5 Rehe im Schnitt mehr pro Hektar als noch vor zehn Jahren“, erklärt Müller. Für ihn liegt das an dem reichen Nahrungsangebot, weil es jetzt mehrere Wachstumsperioden pro Jahr gebe. Vermehrten Rehabschüsse widersetzt er sich aber. Offenbar sei einigen Zeitgenossen der Wald wichtiger als das Wild. Eine große Gefahr für den Wald sieht Müller nicht durch mehr Rehe.

Ein Jäger sei eher dazu da, ein Gleichgewicht herzustellen. Den Schutz der Bäume könne man mit Zäunen erreichen.

Immer wieder verursachten Wildschweine Schäden auf Feldern oder Gärten. Müller bestätigt, dass sich die Tiere stark vermehrt haben, auch wegen die großen Nahrungsangebots nach etlichen milden Wintern. Wildschweine zu jagen, sei aber gar nicht so leicht. „Im Schnitt sitzen wir 20 Stunden für eine Sau an“, sagt der Hobby-Jäger aus Steinheim. Diese Tiere zu jagen, sei eine große Herausforderung, weil sie „eine echte Chance“ hätten davonzukommen. „Das ist die Wildart, die uns am meisten beschäftigt.“

Die Fresslücken der Wildschweine sind schwer zu erkennen

Was die Schäden angehe, ist es Müller wichtig, mit Landwirten offen zu kommunizieren. So könne man sich über Gefahrenstellen oder Präventivmaßnahmen austauschen. Beispielsweise teile er den Bauern mit, wenn ein anderer Bauer eine Maissorte anbaue, die die Wildschweine nicht mögen. „Das Interessante an Schäden im Maisfeld ist, dass man die von außen meist gar nicht sieht. Die Tiere gehen in das Feld und fressen innen eine riesige Fläche kahl. Das sieht der Landwirt aber erst, wenn er auf dem Mähdrescher sitzt“, erklärt Müller. Ein Patentrezept, wie man Wildschweinschäden vermeidet, kennt der Jäger nicht.

So makaber es klingt, aber die Schweinepest könnte für ein Ende dieser Wildschweinproblematik sorgen, auch wenn dafür ganz andere Probleme aufkommen. „Die Frage ist eigentlich nicht mehr, ob uns die Schweinepest erreicht, sondern nur noch, wann“, sagt Müller. Zuletzt gab es Meldungen, dass sie sich in Polen unweit der deutschen Grenze ausbreitet. Weil die für den Menschen ungefährliche Seuche schon durch verdreckte Erde an Autos übertragen werden kann, ist es für Müller sehr wahrscheinlich, dass das Problem auch auf den Kreis zukommt.

Treibjagden werden zur Pflichtveranstaltung

„Wir haben alle keine Vorstellung, was das bedeutet“, sagt Müller, der auch an die Hausschweine denkt. Wenn die Afrikanische Schweinepest komme, werden laut Müller wohl zunächst Treibjagden verpflichtend werden – eine Herausforderung für jedes Revier. Ein weiteres Problem sei, dass es im Kreis nur drei Verwahrstellen für verendete Tiere gebe. „Im Umkreis meines Reviers sind mindestens 200 Wildsauen unterwegs, nördlich von Ludwigsburg bis Heilbronn, und da sind die großen Waldgebiete nicht mit eingerechnet“, sagt Müller. Pro Verwahrstelle gebe es einen 300-Liter-Kübel, in dem Platz sei für maximal vier Wildsauen.

Sich auf die Schweinepest vorzu bereitens sei schwer. Auf jeden Fall müsse man die übrigen Waldbesucher auf die Übertragungswege der Erreger hinweisen und überlegen. wie man die Tierkadaver unschädlich transportieren könne.