Die Hamas ruft zu einer neuen Intifada auf. Foto: dpa

Die Hamas ruft nach der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zu einer neuen Intifada auf. Der Aufstand sollte ins Herz des „zionistischen Feindes“ getragen werden, sagte der Anführer der radikalislamischen Gruppe.

Gaza - US-Präsident Donald Trump hat mit der Anerkennung Jerusalems als israelischer Hauptstadt für einen Aufschrei im Nahen Osten gesorgt. Die radikale Palästinenserorganisation Hamas rief am Donnerstag zu einer neuen Intifada auf. Im Westjordanland blieben Schulen und Geschäfte aus Protest geschlossen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas plante eine Reise nach Jordanien, wo er mit König Abdullah II. über das weitere Vorgehen beraten wollte. Selbst Trumps enger Verbündeter Saudi-Arabien verurteilte den Schritt der USA.

Der Streit um Jerusalem zählt zu den größten Hindernissen auf dem Weg zu einer Lösung des seit Jahrzehnten schwelenden Nahostkonflikts. Israel beansprucht ganz Jerusalem als seine Hauptstadt, während die Palästinenser den 1967 von Israel eroberten Ostteil als Hauptstadt eines künftigen unabhängigen palästinensischen Staats betrachten. Die Internationale Gemeinschaft hat den Palästinensern immer wieder versichert, dass der Status Jerusalems in Verhandlungen entschieden werden solle.

Trumps Schritt ist eine Abkehr von dieser Position. Er nannte seine Entscheidung „den Anfang einer neuen Herangehensweise an den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern“. Die Thesen und Strategien der Vergangenheit seien gescheitert.

Abbas wertete Trumps Vorgehen als Rückzug der USA aus dem Nahostfriedensprozess. Wie der palästinensische Präsident reagieren wird, war zunächst offen. Sein Berater Nabil Abu Rdeneh sagte, Trump habe den Friedenprozess gestoppt. „Diese Entscheidung ist zweifelsohne nicht hilfreich bei der Lösung der Probleme in der Region, sondern wird eher die Extremisten stärken“, sagte er.

Recep Tayyip Erdogan kritisiert Trump

Der Chef der radikalen Hamas sprach von einem Krieg gegen die Palästinenser und rief für den muslimischen Feiertag am Freitag zur Revolte auf. „Wir wollen, dass der Aufstand andauert, damit Trump und die Besatzung diese Entscheidung bereuen“, sagte Ismail Hanija. Die Hamas verfügt im Gazastreifen über ein großes Raketenarsenal, mit dem sie viele Teile Israels angreifen kann.

Der US-Verbündete Jordanien warf Trump vor, Muslime und Christen zu provozieren und Wut zu schüren. König Abdullah kann sich mit Blick auf Jerusalem kaum Nachgiebigkeit leisten. Die Königsfamilie ist zugleich Hüter der islamischen Heiligtümer in Jerusalem und legitimiert damit auch ihre Herrschaft. Zudem sind große Teile der Bevölkerung palästinensischer Herkunft.

Saudi-Arabien als weiterer wichtiger US-Verbündeter warf Trump vor, ungerechtfertigt und unverantwortlich zu handeln. Trumps Schritt sei sehr bedauerlich, zumal Saudi-Arabien davor gewarnt habe, erklärte das Königshaus.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Trump vor, den Nahen Osten mit seinem Schritt in einen „Feuerring“ zu werfen. „Es ist nicht möglich, zu verstehen, was Sie davon bekommen wollen“, sagte Erdogan in einem an Trump gerichteten Kommentar.

In der Hauptstadt Bagdad demonstrierten Hunderte gegen Trumps Schritt

Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi warnte vor gefährlichen Konsequenzen für die Region. Die Entscheidung der USA schaffe eine Atmosphäre, in der Terrorismus gedeihe. In der Hauptstadt Bagdad demonstrierten Hunderte gegen Trumps Schritt.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte dagegen an, dass weitere Staaten dem Vorbild der USA folgen würden. „Wir stehen bereits in Kontakt mit anderen Ländern, die eine ähnliche Anerkennung machen werden“, sagte er.

Das israelische Militär gab bekannt, es werde vor den für Freitag erwarteten Massenprotesten von Palästinensern zusätzliche Soldaten ins Westjordanland entsenden. Politische Gruppen hatten bereits für Donnerstagmittag zu Demonstrationen aufgerufen.