Bundespräsident Steinmeier hat auch Palästinenser-Präsident Abbas getroffen. Foto: AP

Der Bundespräsident hat bei seinem Besuch in Israel diplomatisches Geschick bewiesen, meint unsere Politik-Redakteurin Bärbel Krauß.

Jersualem - Eine Überraschung ist es sicher nicht. Schließlich ist Frank-Walter Steinmeier viele Jahre lang nach der Bundeskanzlerin der Chefdiplomat der Republik gewesen. Dass er in kniffligen Situationen agieren kann und einen langen Atem hat, hat er als Außenminister unzählige Male gezeigt. Aber bei der Reise in den Nahen Osten hat er nun den Beweis geliefert, dass ihm das diplomatische Geschick auch als Bundespräsident gut ansteht.

Der Bundespräsident zeigt einen guten Auftakt in seinem Amt

So ist es ihm mit einer feinsinnigen Mischung aus direkter und unterschwelliger Kritik sowie einer klugen Auswahl seiner Gesprächspartner gelungen, den israelischen Premier Benjamin Netanjahu in die Schranken zu weisen, ohne ihn durch eine Brüskierung weiter auf den Krawallpfad zu treiben. Hätte Steinmeier seine Reise nach dem von Netanjahu verursachten Eklat während des Besuchs des aktuellen Außenministers Sigmar Gabriel vor zwei Wochen abgesagt, hätte dies die deutsch-israelischen Beziehungen ohne Zweifel weiter stark belastet. Doch Frank-Walter Steinmeier hat das vermieden, ohne seinen Nachfolger im Außenamt im Regen stehen zu lassen. Dass damit eine „Quadratur des Kreises“ gelungen ist, von der das Präsidialamt im Vorfeld gesprochen hat – diese Meinung muss man nicht teilen. Aber ein guter Auftakt als Präsident in Nahost ist auch schon ein Wert an sich.