Umstrittenes Moscheebau-Projekt des konservativen Islamverbands VIKZ in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen). Foto: Guenter E. Bergmann

Kurz vor dem Kirchentag hält ein Experte einen Neustart beim interreligiösen Dialog für dringend geboten. Konservativen Positionen im Islam müsste Paroli geboten werden.

Stuttgart - Der Islam-Dialog, das Gespräch zwischen den christlichen Kirchen und den Muslimen in Deutschland, steckt in einer tiefen Krise. „Die zunehmende Entfremdung zwischen vormaligen Dialogpartnern ist nicht zu übersehen“, konstatiert eine brandneue Studie der Denkfabrik „Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ (EZW), eine Einrichtung der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), die unserer Zeitung vorliegt.

Es ist seit vielen Jahren das erste Mal, dass ein Organ der EKD auf Distanz zur bisherigen Praxis des interreligiösen Dialogs geht. Seit Jahrzehnten sind die Kirchen im Gespräch mit Islamverbänden. In den Augen von Kritikern aber zu unkritisch und einseitig nur mit konservativen Vertretern.

Als Hauptgründe für die Krise benennt die EZW-Analyse die Haltung der konservativen Islamverbände und die Einflussnahme der islamisch-nationalistischen türkischen Regierung auf die in Deutschland lebenden Türken. Friedmann Eißler, der Autor, beklagt bei Organisationen wie Ditib oder dem Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) eine mangelnde „innere Akzeptanz der demokratischen Verfassung“. Zudem kritisiert er die Abschottungstendenzen. „Anstatt Integration wird unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit oder anderer demokratischer Freiheitsrechte die Distanz zur Mehrheitsgesellschaft gepflegt.“