US-Präsident Donald Trump und Irans Präsident Hassan Ruhani stehen sich Konflikt um den Atomvertrag unversöhnlich gegenüber. Foto: AP

Donald Trump setzt mit seiner Politik gegenüber dem Iran den Frieden aufs Spiel. Die Europäer dürfen nicht länger zusehen, kommentiert Christian Gottschalk. Und sie haben Möglichkeiten zum Handeln.

Stuttgart - Die Lunte war lang. Am 8. Mai 2018, also vor etwas mehr als einem Jahr, hat Donald Trump die Zündschnur angesteckt, als er das Atomabkommen mit dem Iran aufkündigte. Nun steht der große Knall bevor. Damals reagierten die Europäer, die den Deal mit Teheran ebenfalls mitunterzeichnet hatten, geschockt. Die Schockstarre hält bis heute an. Ein Jahr Zeit hätte es gegeben, eine wirksame Gegenstrategie zum eigenmächtigen US-Präsidenten zu entwickeln. Nun bleiben nur noch weniger als 60 Tage, um das Problem einzudämmen. Denn der Iran hat sich selbst aus der Opferrolle in die des handelnden Akteurs katapultiert. Teheran hat all denen, die am Abkommen eigentlich festhalten wollen, zwei Monate Zeit gegeben, den amerikanischen Alleingängen etwas entgegenzusetzen. Für Europa ist das nur ein neuer Schock. Die Kündigung des Abkommens durch die USA hatte man kritisiert, das Ultimatum aus Teheran kritisiert man auch. Ansonsten herrscht weitgehend Ratlosigkeit.