In Stuttgart fand am Samstag eine Demonstration gegen das Regime im Iran statt. Foto: Lichtgut/Zophia Ewska

200 iranische Aktivisten prangern bei Protestmarsch und Kundgebung in der Innenstadt Hinrichtungen und Gewalt des Terrorregimes im Iran an.

„Wir werden laut sein, sehr laut“, hatten sie versprochen, und das waren sie dann auch: an die 200 iranische Aktivisten von Jina Freedom Movement, der Freiheitsbewegung zum Andenken an die zu Tode gekommene Studentin Mahsa Amini, die am Samstag in der Stuttgarter Innenstadt auf die Straße gegangen sind, um gegen das Regime im Iran zu protestieren. Mit Parolen wie „IRGC (Islamic Republic Guard Corps) Terrorist“, was an die Religionsgarden gerichtet ist, „Freiheit für die Frauen“ und „Mullah muss weg“. Akustisch verstärkt durch Trommelschläge, Lärm von kleinen Steinen in Flaschen und anprangernden Ausrufen. Ein Banner, von den Aktivisten Mehrhas und Nima an der Spitze des Zuges vom Marktplatz zum Marienplatz getragen, zeigte 50 Fotos: Gesichter von Männern und Frauen mit deutlichen Spuren von Gewalt, von Schlägen und Schüssen. „Es sind Tausende, die bei Demonstrationen diese Verletzungen erleiden“, so die Aktivisten. Die Polizei schieße bewusst in die Augen. Als Zeichen der Solidarität trugen viele der Demonstranten eine weiße Augenklappe.

Kein Handel mit Teheran

Bei der Kundgebung am Marienplatz forderte Lena Raisdanei als Sprecherin der Aktivisten die Unterstützung demokratischer Staaten und der Bundesregierung für die Opposition im Iran, denn der „Handel mit dem Terrorstaat unterstützt den Terrorstaat“. 2022 seien im Iran mehr als 80 Todesurteile vollstreckt worden und allein in den ersten drei Monaten 2023 schon 84 Menschen hingerichtet worden. Vier Jugendlichen in Teheran drohe derzeit ebenfalls die Todesstrafe, „weil sie angeblich Terroristen sind“. Zur Sprache kam auch der aktuelle Fall des oppositionellen Deutsch-Iraners Jamshid Sharmad, der mit der gleichlautenden Anklage zum Tode verurteilt wurde, nachdem er in Dubai entführt und verschleppt worden war: „Weil er eine Software entwickelt hatte, die freie Meinungsäußerung ermöglichte“, so Raisdanei.

Giftgas gegen Mädchenwohnheime?

Im Mittelpunkt der Protestaktion stand das Schicksal der Frauen im Iran. „In 15 Städten wurde Giftgas in bisher 35 Wohnheime von Schülerinnen und Studentinnen geleitet“, schilderte Lena Raisdanei. Diese Aktion solle Mädchen und Frauen klarmachen, dass sie kein Recht auf Bildung und ein freiheitliches Leben hätten. Mehr als 800 junge Frauen seien damit vergiftet worden, wie viele dabei starben, wisse man nicht. „Die Toten bekommen nicht einmal ihre Namen, nur Nummern, damit die Opfer nicht bekannt werden“, prangerte Raisdanei die unglaubliche Menschenrechtsverletzung an. Ihre Solidarität bekundeten die Aktivisten mit weißen Atemschutzmasken. Ein Anblick, der deutlich beklommen machte.