Auch weitere US-Angriffe gegen die IS-Terrormiliz im Irak werden keine schnelle Lösung des Problems bringen. Obama rechnet mit einem "Langzeit-Projekt". Foto: dpa

Auch weitere US-Angriffe gegen die IS-Terrormiliz im Irak werden keine schnelle Lösung des Problems bringen. Obama rechnet mit einem "Langzeit-Projekt". Kurden bitten derweil um Waffen.

Auch weitere US-Angriffe gegen die IS-Terrormiliz im Irak werden keine schnelle Lösung des Problems bringen. Obama rechnet mit einem "Langzeit-Projekt". Kurden bitten derweil um Waffen.

Erbil/Bagdad - Unter der Deckung von US-Luftangriffen auf die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) verstärken kurdische Soldaten und Milizen ihre Angriffe auf die Dschihadisten. Die Autonomieregion Kurdistan im Nordirak bat die Welt am Sonntag um Waffenlieferungen. In Bagdad dauerte der Machtkampf der rivalisierenden politischen Blöcke weiter an. „Wir bitten unsere Freunde, uns zu unterstützen und die notwendigen Waffen zur Verfügung zu stellen, um diese terroristischen Gruppen zu besiegen“, zitiert das kurdische Nachrichtenportal Rudaw Kurdenpräsidenten Massud Barsani am Sonntag in Erbil. Barsani betonte, dass die Verbündeten nicht für die Kurden kämpfen müssten. „Wir werden unseren eigenen Krieg führen.“

Der einflussreiche republikanische US-Senator John McCain unterstützte die Forderung der Kurden. In einem Interview des Senders CNN forderte er außerdem Luftangriffe auf die IS-Terrormiliz nicht nur im Irak, sondern auch in Syrien. US-Präsident Barack Obama warf er vor, ein „Vakuum amerikanischer Führerschaft“ verursacht und damit zu der schlechten Entwicklung in der Region beigetragen zu haben. Im Irak hatte sich die Lage nach dem Vormarsch der IS-Extremisten in Gebieten nördlich und westlich der Stadt Mossul - wo zahlreiche Vertreter religiöser Minderheiten leben - vor einer Woche verschärft. Nach UN-Angaben sind dort allein seit dem vergangenen Montag rund 200.000 Menschen vor den vordringenden IS-Kämpfern geflohen. Die meisten stammten aus christlichen und jesidischen Dörfern.

Vornehmlich jesidische Familien waren noch am Sonntag bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius im Sindschar-Gebirge eingeschlossen. Die UN-Mission im Irak schätzte deren Zahl am Samstag auf 15.000 bis 55.000. Seit Freitag gibt es nach kurdischen Angaben aber auch Rettungseinsätze. Nach Informationen des kurdischen Nachrichtenportals Rudaw gelangten Tausende am Wochenende über einen zehn Kilometer langen Schutzkorridor über Syrien in die kurdische Autonomieregion - Aktivisten gingen von etwa 10.000 aus. Am Freitag konnten Peschmerga-Soldaten ebenfalls 10.000 Angehörige dieser monotheistischen Minderheit durch einen solchen Korridor retten.

USA flogen mindestens vier Luftangriffe am Wochenende

Die USA flogen am Wochenende erneut mindestens vier Luftangriffe auf die Dschihadisten im Nordirak. Wie das US-Zentralkommando in Tampa (Bundesstaat Florida) mitteilte, galt der Einsatz dem Schutz der Jesiden. Alles deute darauf hin, dass die US-Angriffe erfolgreich gewesen seien. US-Flugzeuge versorgten derweil die in das Sindschar-Gebirge geflohenen Menschen mit Wasser und Lebensmitteln.

Die jesidische Parlamentsabgeordnete in Bagdad Vian Dachil warnte nach Angaben des kurdischen Nachrichtenportals Basnews vor einem Massensterben, sollten die jesidischen Flüchtlinge nicht innerhalb von zwei Tagen in Sicherheit gebracht werden. Ihren Angaben nach starben bereits 50 jesidische Kinder in den Bergen. Die Jesiden sind eine alte monotheistische Glaubensgemeinschaft, der vor allem Kurden angehören. Obama bekräftigte am Wochenende, dass der Militäreinsatz der USA begrenzt sei und keine Bodentruppen in den Irak zurückkehren würden. Er mahnte die Iraker, dass die USA auch mit ihren militärischen Mittel die Irakkrise letztlich nicht lösen könnten. Nötig sei die Bildung einer Regierung, die die religiöse und gesellschaftliche Vielfalt im Irak widerspiegele. Er glaube nicht, „dass wir dieses Problem innerhalb von Wochen lösen können“, sagte Obama mit Blick auf die IS-Miliz. „Es ist wird ein Langzeit-Projekt sein.“

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) stellte sich hinter Obama. „Angesichts der humanitären Katastrophe unterstützen wir das gezielte Eingreifen der USA“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Das Vorgehen der Dschihadisten „übersteigt alles, was wir bisher an Schreckensszenarien in der Region kannten“. Deutschland erhöhe seine Nothilfe von bisher 2,9 Millionen Euro um 1,5 Millonen Euro.

Das irakische Parlament kam in Sachen Regierungsbildung auch am Sonntag nicht voran. Bislang war eine international geforderte Regierung der nationalen Einheit am Widerstand von Ministerpräsident Nuri al-Maliki gescheitert. Der Schiit hat Ende April mit seinem Bündnis die Parlamentswahlen gewonnen und besteht auf eine weitere Amtszeit. Das lehnen Kurden, Sunniten, aber auch einige Schiiten ab.