Auch im Asemwald soll es wieder – wie hier im 2017 – eine Filiale geben. Foto: 7aktuell/Oskar Eyb

Die BW-Bank rudert zurück: Vor vier Jahren hatte sie damit begonnen, ihr Filialnetz auszudünnen. Nun verfolgt man andere Pläne.

Stuttgart - Die gute alte Bankfiliale ist offenbar doch nicht so unzeitgemäß und von Automaten überflüssig gemacht wie man dachte. Die BW-Bank jedenfalls rudert jetzt zurück, nachdem sie vor rund vier Jahren einen konsequenten Kurs in Richtung Rückbau des Filialnetzes eingeläutet und von 2016 an schrittweise umgesetzt hatte. Vor einigen Wochen hatte Vorstandschef Michael Horn die Kehrtwende schon vage angedeutet, jetzt wurde sie spruchreif gemacht und auch konkretisiert.

Wieder 100 Filialen sind das Ziel

Nach einer Aufsichtsratssitzung am Montag vermeldete das Unternehmen am Dienstag, man werde nun den Wünschen der Kunden entsprechen. Die wollten vielfach weiterhin eine persönliche Ansprache und maßgeschneiderten Service, kein Center, in dem es nach Terminvereinbarung eine persönliche Beratung gibt zu Themen wie Baufinanzierung, Altersvorsorge oder Wertpapieren. In den Filialen dagegen kann man sich beispielsweise Geld in Fremdwährung besorgen oder einen Dauerauftrag ändern lassen, wenn man das nicht daheim am Computer veranlassen will oder kann.

Konkret bedeutet dies, dass man das eingeführte Format des Beratungscenters, dem landesweit Filialen geopfert wurden, nicht fortführen will. Bereits geschaffene Center werden „bis spätestens Anfang 2021“ wieder in Filialen oder aber in Selbstbedienungsstandorte mit Bankautomaten und Kontoauszugdrucker zurückverwandelt werden. Am Ende will das Unternehmen wieder 100 Filialen sowie 120 SB-Standorte unterhalten – gegenüber momentan 76 Filialen, 56 Beratungscentern und 87 SB-Standorten. Zu Beginn des Umbaus waren es noch 168 Filialen und 60 SB-Standorte gewesen.

Zehn Millionen Euro in Personal und bauliche Veränderungen

In Stuttgart, wo die BW-Bank auch die Sparkassenfunktion hat, wird sich die Wende ebenfalls auswirken: Hier werde es künftig 33 Filialen geben und nicht wie geplant nur noch 16, kündigte OB Fritz Kuhn (Grüne) mit Befriedung an, der dem Aufsichtsrat der Bank vorsitzt. Anfang September existierten in Stuttgart 25 Filialen. Demnach werden also wieder acht hinzukommen. Noch im September wolle man eine Filiale im Einkaufszentrum Milaneo einrichten, sagte ein Bank-Sprecher. Im Asemwald soll von November an eine Filiale zur Verfügung stehen, im Westend (Rotebühlstraße 102) von Dezember an. Für fünf weitere Standorte in Stuttgart gibt es Pläne, wieder mit einer Filiale präsent zu sein, aber noch keine Termine: für Rohr, Plieningen, Münster, Stammheim sowie die Schmidener Straße in Bad Cannstatt.

Nun werde man insgesamt rund zehn Millionen Euro mehr in Personal und bauliche Änderungen investieren, kündigte die Bank an. Letzten Endes werde man voraussichtlich 125 Mitarbeiter mehr im Privatkundengeschäft beschäftigen als es nach dem Plan von 2015 der Fall wäre. Man rede hier von Neueinstellungen, nicht etwa nur von Umschichtungen, sagte Bank-Sprecher Wagner.

Bei Frank Hawel, Leiter des zuständigen Fachbereichs bei der Gewerkschaft Verdi, löste die Nachricht am Dienstag „Freude“ aus. Man habe die BW-Bank vor Jahren gewarnt, bei der Anpassung an neue Kundengewohnheiten und neue Erfordernisse nicht übers Ziel hinauszuschießen. Er begrüße es, wenn nun nicht der Rasenmäher eingesetzt werde.