Für Königin Silvia ist Merkels „Wir schaffen das“ eine christliche Botschaft Foto: dpa

Carl Gustaf von Schweden und seine Frau Silvia geben sich vor dem Staatsbesuch in Deutschland ungewohnt offen. Vor ausgewählten Journalisten sprechen sie über Merkels Flüchtlingspolitik, moderne Medien und die Vorzüge einer Dusche.

Stockholm - König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden bevorzugen die Privatsphäre. Eine Ausnahme machen die beiden anlässlich ihres Staatsbesuchs in Deutschland Anfang Oktober. Vor ausgewählten Journalisten gibt sich das Königspaar überraschend offen.

Obwohl sich der König laut Verfassung nicht politisch äußern darf, beziehen er und seine Frau etwa in der Flüchtlingsfrage klar Stellung. Bundeskanzlerin Angela Merkel erhält dabei für ihre Flüchtlingspolitik unerwartete Unterstützung. „Ich finde es wirklich fantastisch, wie Deutschland die Flüchtlinge aufgenommen hat und wie auch Schweden das getan hat“, sagt Silvia von Schweden in Stockholm. „Natürlich sollte die Verantwortung auch von den anderen Ländern getragen werden.“ Merkels Satz „Wir schaffen das“ sei eine christliche Botschaft. „Aber natürlich ist es auch eine große Herausforderung, weil die Anzahl der Flüchtlinge so groß ist“, so die Königin. In Schweden haben im vergangenen Jahr rund 160 000 Menschen Asyl beantragt.

Anfang Oktober zu Gast bei Joachim Gauck

Eine besondere Herzensangelegenheit sind der Königin die vielen Jugendlichen, die ohne ihre Eltern nach Schweden geflüchtet sind. „Im vergangenen Jahr kamen rund 40 000 Kinder und Jugendliche ohne ihre Eltern nach Schweden“, sagte die gebürtige Heidelbergerin, die sich mit ihrer Stiftung Childhood seit vielen Jahren für die Rechte und den Schutz von Kindern einsetzt. „Wir müssen diesen Kindern ein Dach über dem Kopf geben, und wir brauchen Schulen und Lehrer“, erklärte sie. „Childhood unterstützt Projekte, um traumatisierten Kindern zu helfen.“ Nicht nur finanzielle, sondern vor allem humanitäre Unterstützung sei jetzt vonnöten. „Ich glaube, es ist eine schwierige Aufgabe.“

Der Staatsbesuch des schwedischen Königspaares findet auf Einladung von Bundespräsident Joachim Gauck vom 5. bis 8. Oktober statt. Neben der Hauptstadt Berlin besuchen Carl Gustaf und Silvia auch Hamburg, Leipzig und Wittenberg. Das letzte Mal, dass die beiden zu einem Staatsbesuch in Deutschland waren, liegt 37 Jahre zurück. Allerdings betonte die deutschstämmige Monarchin, dass sie sowohl privat als auch wegen ihrer Stiftung Childhood sehr oft in Deutschland sei. „Einen Koffer in Berlin habe ich zwar nicht, aber ich komme immer wieder gern hierher“, sagte sie.

Carl Gustaf zieht die Dusche der Badewanne vor

Das schwedische Königshaus gilt als besonders weltoffen. Die Kinder von Silvia und Gustaf besuchten normale Schulen, alle drei heirateten Bürgerliche. Und seit einiger Zeit ist der Hof auch in den sozialen Netzen aktiv. So wurden nach der Geburt der Enkelkinder sofort erste Fotos gepostet. „Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten sind fantastisch. Wir können viel leichter mehr Menschen erreichen“, sagt der König. Das hätte aber auch Kehrseiten. Bei der medialen Geschwindigkeit bleibe die Überprüfung von Fakten bisweilen auf der Strecke. „Das ist ein Problem, aber wohl der Preis, der für die moderne Gesellschaft gezahlt werden muss.“ Der 70-jährige Monarch, der seit 40 Jahren auf dem Thron sitzt, gibt sich modern – allerdings nicht um jeden Preis. „Mein Motto lautet: Für Schweden mit der Zeit. Das bedeutet, das ich nicht konservativ sein will, andererseits bin ich auch kein Revolutionär.“

In Sachen Umweltschutz geht Carl Gustaf allerdings mit gutem Beispiel voran. So erklärt er, lieber zu duschen als zu baden. „Natürlich kann ich anderen Menschen ihr Vollbad nicht verbieten, aber ich persönlich möchte keine Badewannen mehr benutzen.“

Auch beim Energieverbrauch will der Monarch sparen. Im Schloss wird inzwischen mit Holzhackschnitzeln geheizt, die Tausenden Lampen sollen auf LED umgerüstet, auf dem Dach Solarzellen installiert werden. Im Straßenverkehr zeigt der als Liebhaber schneller Autos bekannte Monarch ebenfalls eine neue Seite: Statt eines Porsche fährt er jetzt einen Volvo-Geländewagen – natürlich mit Hybridantrieb.