Clueso (rechts) im Gespräch mit Edgar Rehberger. Der Erfurter Musiker tritt auch am 6. Juli beim Konzertsommer im Mercedes-Benz-Museum auf. Foto: Christoph Bubeck Foto:  

Der Erfurter Musiker Clueso reiste für den Auftritt mit den Fantastischen Vier ins Wizemann. Er wirkt auf der neuen Single „Zusammen“ und dem Video mit.

Bad Cannstatt - Von Erfurt nach Bad Cannstatt, um bei einem Song mit den Fantastischen Vier auf der Bühne zu stehen. Für Clueso kein Thema. Beim neuen Video „Zusammen“ mischt er mit. „Es hat unheimlich Spaß gemacht.“

Sie sind an der neuen Fanta-4-Single beteiligt.
Ja, jetzt darf man endlich drüber reden. Die ganzen Wochen musste ich schweigen. Es hat mich sehr gefreut. Wir haben im Europark ein sehr ironisches, witziges Video gedreht, das beim Konzert auch zu sehen ist. Es war eine schöne Erfahrung.
Wie kam es zur Zusammenarbeit? Beim Heimspiel 2009 auf dem Cannstatter Wasen waren Sie ja im Vorprogramm.
Ja, sie haben mich damals auf Tour mitgenommen und Jahre zuvor schon bei ihrem Label unter Vertrag genommen. Wir haben eine sehr lange Geschichte. Wir haben aber noch nie zusammen einen Song gemacht. Ich kam gerade vom Einkaufen und erhielt einen Anruf. Die Fantas saßen alle in einem Auto und fragten, ob ich mir vorstellen könnte, einen Song mit ihnen zu singen. Ich sagte „Na endlich“. Sie haben Schiss gehabt, ob ich vielleicht nein sagen würde. Da gab’s keinen Grund dafür. Es hat mich sehr gefreut. Obwohl ich die Nummer und den Text noch nicht kannte. Dann haben wir zusammen rumgebastelt.
Was schätzen Sie denn an den Fantastischen Vier?
Sie sind einfach unbeirrbar, gehen komplett ihren Weg. Wenn man auf ihre Geschichte zurückblickt, die alten Sachen kennt, die Videos – ich schätze ihre Kunst und Texte, und menschlich, ich habe sie dann ja auch kennengelernt. Es ist toll, dass sie einfach cool geblieben sind.
Sie machen gerne Songs mit anderen Künstlern. „Cello“ mit Udo Lindenberg, auf ihrer letzten Platte „Neuanfang“ gibt es auch zwei entsprechende Nummern. Was macht den Reiz aus?
Dass man wie auf ein anderes Boot springt. Man ist in seiner eigenen Welt, macht Konzerte, seinen eigenen Kram und dann hüpft man auf ein anderes, großes Boot. Das ganze Drumherum, die Leute im Studio, der Künstler, das Zusammenschreiben ist ein Ding und das Rausbringen, das fetzt dann. Wenn man sich auf Festivals trifft, kann man zusammen auf der Bühne agieren. Am meisten lerne ich, wenn ich mit anderen Leuten arbeite, mehr als wenn ich nur in Erfurt meinen eigenen Kram mache.
Wie kommt man an diese Künstler?
Ich lade die Leute in mein Studio ein, dann hängt man ab und entwickelt Songs. Es gibt aber auch Künstler, die mich über Skype anrufen und mich fragen, „kannst du nochmal über den Text gucken?“ weil ich ja sehr gerne knobel. Dann geb ich meinen Senf dazu. Das macht Spaß. Andrerseits frag ich dann „Kannst mal gucken?“. Das ist cool. Diesen Künstleraustausch finde ich sehr wichtig. Ich war jetzt kürzlich in Hamburg, bei Udo (Lindenberg). Wir spielen uns gegenseitig Sachen vor. Da merkt man: Das wird nie vergehen, ist unabhängig vom Alter. Udo ist verspielt und genauso drauf wie ich. Da schreibt man auf Bierdeckel irgendwelche Zeilen.
Gibt es Künstler, mit denen Sie gerne zusammenarbeiten würden?
Ich hab nie daran gedacht, mit dem möchte ich mal zusammenarbeiten. Das hat sich meistens ergeben. Ich habe nie daran gedacht, mit Udo oder dann mit Wolfgang Niedecken was zu machen. Das passiert einfach. Wolfgang Niedecken habe ich bei einer Radiosendung kennengelernt und Udo hat mich gefragt. Dann haben wir gemerkt, wir haben viele Ähnlichkeiten, sind beide Autodidakten. Das ergibt sich dann, da passt die Chemie. Es gibt auch Situationen, wo ich gemerkt hab, nee, das passt nicht. Was ich sagen will: Ich habe jetzt niemanden im Kopf. Aber es gibt Künstler, die ich gut finde. Marteria zum Beispiel oder Peter Fox von Seeed.
2015 gab es einen Schnitt. Sie haben sich von der Band getrennt, sind zurück nach Erfurt. Das neue Album hieß dann „Neuanfang“. Rückblickend: War das eine richtige Entscheidung?
Ja, absolut. Es ist seitdem eine komplett neue Zeit. Das was jetzt passiert, möchte ich nicht missen. Es ist nicht so, dass ich irgendeinem Tag nachtrauere. Trotz der Trennung war es so eine krasse, wundervolle Zeit. Zu meinen Aufnahmen jetzt habe ich meinen Gitarristen eingeladen. Da war sofort wieder das Feeling da. Das nenne ich stumme Liebe. Ich habe mit „Neuanfang“ eine Zeit besungen, die ich jetzt fühle. Ich wollte mir Mut besingen, und jetzt stecke ich drin und fühle ich es.
Was ist anders?
Ich bin jetzt für weniger Menschen verantwortlich. Es sind dadurch nicht weniger um mich herum, aber weniger, die in einer Abhängigkeit stehen. Das war mir das Allerwichtigste. Vor allem, wenn ich Texte schreibe und in dem Stück nicht so ein Druck herrscht. Plötzlich ging es dann auch wieder. Ich schreibe sehr viel. Es wird auch nicht lange dauern, bis was Neues auf den Markt kommt. Das war wie eine Blockade, die ich hatte. Das hatte damit zu tun, da hängt so viel dran, so viele Menschen, die erwarten, dass man irgendwie weitermacht.
In diesem Jahr ist Fußball-WM. Haben Sie ein spezielles WM-Lied auf Lager?
Ich bin zu wenig fußball-interessiert. Ich bin zwar sehr eng mit Thomas Tuchel befreundet. Dadurch weiß ich immer viel über Fußball. Aber es hat mich nicht erwischt. Ich werde mir sicher einige Spiele angucken. Aber solange ich da so nicht drinhänge, werde ich nicht aus kommerziellen Gründen einen Fußball-Song schreiben.