Im dicken Kabelbündel wird Glasfaser verlegt – die an sich dünnen Fasern müssen vor Knicken geschützt werden. Foto: dpa/Oliver Berg

Die Telekom sammelt noch bis Freitag in Fellbach Bestellungen für den flottesten Zugang zum Internet. Wer den Anbieter nicht wechseln mag, kann die Leitung trotzdem ins Haus bekommen, auch ohne Datenvertrag. Ist das ratsam?

Fellbach - Für die verlängerte sogenannte Vorvermarktungsfrist für das neue Glasfaser-Breitbandnetz und das damit mögliche superschnelle Internet in Fellbach wird die Zeit knapp. Bis zum 17. Januar wünscht sich die Telekom vor dem Start der Arbeiten 2100 Bestellungen im Ausbaugebiet in den südlichen Stadtteilen. Aber erst 83 Prozent davon, 1745 Vorverträge, sind, Stand Dienstag, abgeschlossen worden. Wenn die Telekom tatsächlich auf vollständige Erfüllung ihrer Quote besteht, ist der von Stadt und Region vorangetriebene zukunftsträchtige Glasfaserausbau in Fellbach gefährdet.

Das betrifft nicht nur die von Bürgern als teuer empfundenen Telekom-Tarife

Dass viele Bürger zögern, ist verständlich, weil einige Fragen offen geblieben sind. Das betrifft nicht nur die von Bürgern als teuer empfundenen Telekom-Tarife oder die 24 Monate währende Bindung an den Ex-Monopolisten, wenn sie von ihrem bisherigen Anbieter lossagen und sich für den Glasfaseranschluss mit einem Tarif der Telekom entscheiden. Beantwortet sei an dieser Stelle die Frage, ob es möglich ist, sich ans Glasfasernetz anzuschließen, aber keinen Internetvertrag mit der Telekom abzuschließen, also völlig unabhängig zu bleiben. Das geht – und zählt auch zur Vorvermarktungsquote mit, obwohl es anfangs von den Telekom-Vertriebsmitarbeitern anders dargestellt worden ist. „Zudem möchte ich noch erwähnen, dass auch die Möglichkeit besteht, einen Glasfaseranschluss ohne Vorvertrag zu erhalten“, stellt der Telekom-Mitarbeiter Alexander Ostertag auf Anfrage unserer Zeitung klar. Das heißt, es wäre möglich, den Hausanschluss jetzt zu bestellen, aber unbenutzt liegen zu lassen, bis etwa der Nachwuchs seinen Datenhunger auslebt oder bis andere persönliche Veränderungen eingetreten sind.

Teilweise wurde auch bestritten, dass solch reine Hausanschluss-Bestellungen für die verlangte Vorvermarkungsquote mitzählen

Leser unserer Zeitung hatten dies angefragt. „Ich möchte nicht zwangsweise zu einem Anbieter wechseln müssen“, schrieb etwa Claudia Zeller in einem Leserbrief und steht damit nicht alleine. Die Crux ist allerdings: Wer sich für diese Variante entscheidet, bekommt das Glasfaserkabel nicht ohne die einmaligen Anschlusskosten ins Haus. Telekom-Vertriebsmann Ostertag betont: Dann wird der sonst auch übliche Anschlusspreis von 799,95 Euro fällig, den die Telekom im Anschlussgebiet, sozusagen dank der Sammelbestellung, den Kunden während der Vorvermarkungsphase erlässt.

Teilweise wurde auch bestritten, dass solch reine Hausanschluss-Bestellungen für die verlangte Vorvermarkungsquote mitzählen. Alexander Ostertag gibt auf Nachfrage zu: „Ursprünglich war es so kommuniziert, es werden aber auch diese Aufträge pro Gebäude mit jeweils einem Absatz berücksichtigt.“

Raten will Alexander Ostertag dennoch nicht zu dieser Möglichkeit: Er rechnet dazu ein Beispiel mit dem Tarif Magenta M vor, der – Rabatte eingerechnet – etwa 720 Euro in zwei Jahren koste. Das bedeutet: Der Besteller bezahlt für sein schnelles Internet in der zweijährigen Bindungsfrist weniger, als schon allein für die einmaligen Anschlusskosten außerhalb der Sonderaktion zu berappen ist. Die bisherigen monatlichen Internet-Kosten sparen sich die Kunden noch dazu. Je nach eigener Ausstattung ist zwar auch ein neuer Router, das Anschlussgerät, fällig, aber auch dazu gibt die Telekom wenigstens einen Zuschuss, der einen Großteil der Kosten auffangen sollte.

Der Hausanschluss bei Abschluss eines Produktvertrages schließt dagegen die Installation im Haus kostenfrei bis zum Übergabepunkt ein

Ein Anschluss ohne Datenvertrag will wohl überlegt sein und hängt von der Hausinstallation ab: Wer sich den Hausanschluss ans Glasfasernetz für die knapp 800 Euro ohne gleichzeitigen Datenvertrag mit der Telekom kauft, erhält ihn bis in den Technikraum oder Keller und nicht weiter. Das gibt nur Sinn, wenn eine entsprechende Hausinstallation bereits vorhanden ist.

Der Hausanschluss bei Abschluss eines Produktvertrages schließt dagegen die Installation im Haus kostenfrei bis zum Übergabepunkt ein, und anschließend erfolgt noch die Verlegung der Leitung im Haus bis zur Teilnehmeranschlussdose ebenfalls kostenfrei, jedenfalls innerhalb von drei Metern auf dem Stockwerk und darüber hinaus auch auf 20 Metern, wenn ein vorbereiteter Leitungsweg besteht.

Bei Mehrfamilienhäusern gibt es die Steigleitung und anschließend wie zuvor drei Meter Wohnungsstich kostenfrei und bei vorbereiteten Leitungsweg auch 20 Meter, ansonsten wird eine Installationspauschale verlangt. Auch dieses gilt allerdings nur, wenn ein Datenvertrag abgeschlossen wird.