Studierende aus aller Welt prägen das Bild in Hohenheim. Foto: Universität Hohenheim

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gibt Entwarnung: Trotz Gebühren kämen wieder mehr Studienanfänger aus Nicht-EU-Staaten. Doch die Opposition hat Zweifel.

Stuttgart - Das Wissenschaftsministerium gibt Entwarnung. Die Zahl der internationalen Studierenden im Land steige wieder deutlich an, lässt Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) verbreiten. Oppositionspolitiker hatten jüngst Alarm geschlagen, Hochschulen in Baden-Württemberg hätten erneut erhebliche Einbrüche bei den Studierenden aus Nicht-EU-Ländern.

Seit dem Wintersemester 2017/18 müssen internationale Studierende an den staatlichen Hochschulen im Südwesten 1500 Euro Gebühren pro Semester bezahlen. Das hatte dazu geführt, dass vor einem Jahr nur noch 5696 Studierende aus Afrika, Asien und Übersee und aus europäischen Nicht-EU-Staaten an die Hochschulen im Land kamen. Das war ein Rückgang um 19,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Knapp unter dem Niveau von 2014

Im Herbst 2018 haben sich laut Wissenschaftsministerium 6194 internationale Anfänger eingeschrieben. Das entspricht in etwa dem Niveau von 2014. Damals hatten 6351 Studierende von außerhalb der EU hierzulande ein Studium angefangen. Der bisherige Höchststand waren 7039 Anfänger im Wintersemester 2016/17. Insgesamt gibt es im Südwesten gegenwärtig knapp 358 000 Studierende.

Wissenschaftsministerin Bauer lobt, schon im zweiten Jahr nach der Gebühreneinführung gebe es bei den internationalen Anfängern wieder eine Steigerung um 8,7 Prozent. Über alle Hochschularten hinweg seien die Zahlen sehr gut, das Ministerium habe „mit einer länger anhaltenden Eintrübungsphase kalkuliert." Daraus folgert Bauer, „dass internationale Gebühren und eine weitere Internationalisierung keinesfalls im Widerspruch stehen.“

Kunsthochschüler unbeeindruckt

Unbeeindruckt zeigen sich von den Gebühren demnach internationale Studenten an den Kunst-und Musikhochschulen. Ihre Anzahl stieg 2017/18 trotz Einführung der Gebühren um 7,1 Prozent und im aktuellen Wintersemester erneut um 6,7 Prozent. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe kommt nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Landesamts, die unserer Zeitung vorliegen, aus Korea. Sie verzeichnet auch die größten Zuwächse. Aktuell haben sich 337 Koreaner neu eingeschrieben, vor einem Jahr zählte man 316 Anfänger.

An den Universitäten ist die Zahl der internationalen Studierenden gegenüber dem Vorjahr wieder um 6,2 Prozent angestiegen, erklärte das Wissenschaftsministerium auf Anfrage. An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) beträgt die Steigerung 13,5 Prozent. Nach Informationen unserer Zeitung wuchs an den Universitäten die Zahl der chinesischen Erstsemester (die die größte Gruppe ausländischer Unistudenten ausmachen) von 5644 auf 5764. Aus Indien zählen die Statistiker 1214 Anfänger, ein Jahr zuvor waren es 1120. Dagegen kamen aus der russischen Föderation nur noch 868 statt 1013 Anfänger und beispielsweise aus Kamerun 148 statt 195. Noch stärker hat das Interesse der Kameruner an einem Studium an einer HAW im Land nachgelassen. Es kamen 519 statt 716 Anfänger, aus Indien dagegen 1078 statt 898.

Opposition wirft Ministerin Schönfärberei vor

Kritiker der Gebühren befürchten, dass dadurch Studierende aus Entwicklungsländern abgeschreckt werden. Auch jetzt warnt etwa Nico Weinmann, der Hochschulexperte der FDP, „die Ministerin übt sich in Schönfärberei“. Der mäßige Anstieg der Studierendenzahlen könne nicht darüber hinweg täuschen, dass die Attraktivität des Studienstandorts Baden-Württemberg unter den Gebühren leide. Auch Gabi Rolland (SPD) sieht in der „Momentaufnahme des Ministeriums noch viele Fragezeigen, aber keineswegs einen einheitlichen Trend nach oben.“

Wegen der Zahlen hatte es bereits im Januar Turbulenzen gegeben. Aus einigen Hochschulen waren erhebliche Einbrüche bekannt geworden. Daraufhin hatte das Ministerium die Hochschulen davor gewarnt, selbst Zahlen öffentlich zu machen. Die endgültigen Daten wollen die Statistiker in einigen Wochen vorlegen.