Hier wird Hand in Hand für den Hochwasserschutz gearbeitet. Foto: factum/Simon Granville

Am Neckar in Remseck wappnen sich Hilfsdienste gegen Hochwasser und Starkregen. Mit der Gemeinschaftsübung wollen sie sich für den Ernstfall rüsten.

Remseck - Sonne satt, knallblauer Himmel, schweißtreibende Spätsommerwärme: Akute Überschwemmungsgefahrsieht anders aus. Trotzdem wuchten am Samstagvormittag Frauen und Männer von mehreren Hilfs- und Rettungsdiensten Sandsack für Sandsack an die Neckarremser Uferböschung.

„Im Ernstfall ist es wichtig“, sagt Sven Schmidt, technischer Berater für Hochwasserschutz und Deichverteidigung vom THW Schorndorf, „dass die richtigen Leute an den richtigen Stellen sind, sich kennen und zusammenarbeiten können.“ Also machen die Feuerwehren Ludwigsburg, Remseck, Bietigheim-Bissingen und Walheim mit dem Technischen Hilfswerk Ludwigsburg und Schorndorf, der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft Remseck und dem Roten Kreuz Neckargröningen bei einer Großübung gemeinsame Sache. Sie trainieren auf dem Gelände der Baustoff-Firma Krieger, wie man mit guter oder weniger guter Ausstattung Sandsäcke füllt und sie, je nachdem, ob etwa ein Deich erhöht oder Sickerstellen abgedichtet werden müssen, richtig verbaut.

Simple Lösung und Luxus-Variante

„Hier zum Beispiel“, zeigt Tobias Hilbers vom THW Ludwigsburg auf eine schaufelnde Gruppe, „sieht man die einfache Variante: Man nimmt Pylone als Trichter, hängt sie in eine waagrechte Steckleiter und füllt so Sand in die Säcke ein. Diese Gerätschaften dazu hat man immer greifbar.“ Die luxuriöseren Varianten sind daneben zu beobachten: mit der Sandsackfüllanlage des THW Ludwigsburg oder der noch etwas größeren der Freiwilligen Feuerwehr Walheim. „Wir sind zwar eine kleine, aber innovative Wehr“, sagt deren Vize-Kommandant Steffen Wahl. Deshalb haben sich die Walheimer jetzt auch eine Drohne samt Wärmebildkamera zur Personensuche zugelegt, die auf Anforderung im ganzen Landkreis zum Einsatz kommt. Auch bei der Übung in Remseck.

Michael Leutenecker, Kommandant der Remsecker Feuerwehr, ist froh, dass vor Kurzem auch das Hochwasserschutz-System Beaver für den Landkreis angeschafft wurde – die wassergefüllten Doppelkammerschläuche aus stabilen Planen, die sich geschmeidig an den Untergrund anpassen und endlos aneinandergereiht werden können, lassen sich mit wenig Personal aufbauen. „Bei Flutwellen wie bei dem Gewitter in Affalterbach im Juni hätten wir mit Sandsäcken in keinster Weise etwas ausrichten können. In solchen Fällen brauchen wir ein System, bei dem es schnell geht und das wenige Leute aufbauen können“, sagt Leutenecker. Bei Hochwassergefahr, die man durch sukzessive ansteigende Flusspegel kalkulieren könne und bei der es im Wettlauf gegen die Zeit realistische Chancen gebe, seien Sandsäcke aber ein geschätztes Hilfsmittel.

„Kirchturmdenken ist von gestern“

Der Remsecker Rathauschef Dirk Schönberger findet es sowohl notwendig als auch zeitgemäß, dass die Übung orts- und rettungsdienstübergreifend über die Bühne geht – ganz nach der Devise: „Kirchturmdenken ist von gestern.“