Menschen aus zehn Nationen kommen immer freitags in der Arche Nora in Leinfelden zusammen. Foto: Natalie Kanter

Multikulti von Anfang an: Zwei Ehrenamtliche bieten in der Leinfelder Arche Nora eine internationale Krabbelgruppe an. Die ist ein voller Erfolg bei Groß und Klein.

Leinfelden - Wo ist die Dunja?“, singt Heike Schmidt-Langer. Die junge Mutter aus Leinfelden blickt in die Runde, zeigt auf ein Mädchen und singt weiter: „Da ist sie.“ Dann stimmen alle Eltern und Kinder mit ein: „Hallo, liebe Dunja, guten Tag.“ Acht Familien sitzen rund um einen Tisch in der Arche Nora und singen gemeinsame Lieder. Später wird gebastelt, gegessen und geschwatzt. Es gibt gefüllte Weinblätter – eine syrische Spezialität – und „Käsefüße“-Kekse, die Heike Schmidt-Langer gebacken hat.

Die Deutsche bietet seit März gemeinsam mit Batoul Alnoeimi, einer Syrerin, jeweils freitags eine internationale Krabbelgruppe in Leinfelden an. Die Ehrenamtliche, die auch in der Flüchtlingshilfe aktiv ist, hat eine kleine Tochter. Für die zweijährige Juna ist der Umgang mit anderen Kulturen mittlerweile ganz normal. Manchmal spielt das Mädchen mit ihrer Puppe „arabische Frau“ und bindet ihr ein Tuch um den Kopf. „Kinder nehmen andere Kulturen ganz anders wahr“, sagt ihre Mutter. Und sie könnten sich auch ohne Worte prima verständigen. Die Syrerin hingegen hat keine eigenen Kinder, aber einen guten Draht zu ihnen. „Ich mag Kinder“, sagt sie. Und: „Hier ist eine sehr gute Atmosphäre.“ Sie ist das Bindeglied zu den Elternteilen mit arabischen Wurzeln. Sie übersetzt, wenn die richtigen Worte fehlen.

Familien aus zehn Nationen treffen sich

Der Café-Treff kommt gut an. Mütter, Väter, Oma, Opas und Kinder aus zehn Nationen kommen regelmäßig an der Geranienstraße 11 zusammen. Ein Teil der Familien ist aus der alten Heimat geflüchtet, andere von ihnen leben seit vielen Jahren in Deutschland oder sind Deutsche.

„Die Gruppe ist für alle offen“, sagt Heike Schmidt-Lange. Junge Eltern können sich dort über ihre Erfahrungen austauschen. Sie kommen raus aus den eigenen vier Wänden, lernen Familien in einer ähnlichen Lebenssituation kennen und bekommen Kontakt zu anderen Kulturen. „So ein Angebot gab es bisher nicht in Leinfelden-Echterdingen“, sagt eine Mutter. „Ich komme regelmäßig mit meinem Sohn vorbei, weil ich möchte, dass Leon mit vielen Nationen aufwächst.“ Sein Vater stammt aus Lateinamerika.

Ausländische Familien können ihre Deutschkenntnisse verbessern und lernen die deutsche Kultur kennen. „Man erfährt, welche Feste und Rituale in anderen Kulturen gefeiert werden“ sagt Sevgi Üstün. Die Türkin hat eine Tochter und kommt sehr gerne zu der internationalen Krabbelgruppe. Genau wie Adla Hassan. Die Kurdin aus Syrien hat vier Kinder. „Die Mädchen haben hier jede Menge Spaß und können auch etwas Deutsch lernen.“

Eine Initiative der Integrationsbeauftragten

Christiane Robel, die Integrationsbeauftragte der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen, hat den Café-Treff mit ins Leben gerufen. Die Gruppe wird finanziell durch Spenden unterstützt. Flüchtlingshelferinnen hatten darauf hingewiesen, dass es in L.-E. keine Gruppen für junge Eltern gibt. Geflüchtete Ehefrauen, aber auch andere Frauen mit ausländischen Wurzeln, seien zum Teil sehr isoliert. Das hat auch Heike Schmidt-Langer erfahren. Sie hat eine Zeit lang eine hochschwangere Syrerin begleitet.

In der Arche Nora in Leinfelden haben die beiden Ehrenamtlichen und die Hauptamtliche einen geeigneten Ort für ihre internationale Krabbelgruppe gefunden. Der Verein hatte bis vor Kurzem selbst einen Café-Treff und wollte eine Neuauflage anbieten. „Gesucht und gefunden“, sagt Waltraut Hansal dazu. Sie gehört zum Vorstand des Familienzentrums Arche Nora.

Christiane Robel möchte derweil eine ähnliche Gruppe im Stadtteil Echterdingen gründen. Zeit und Ort stehen auch schon fest: nämlich jeweils montagvormittags in der Zehntscheuer.

Treffpunkt:

Die internationale Krabbelgruppe trifft sich jeden Freitag zwischen 15 und 16.30 Uhr. Der Ort ist die Arche Nora an der Geranienstraße 11 in Leinfelden. Sie richtet sich an Familien aller Kulturen. Die Kinder der Familien sollten im Alter zwischen ein und vier Jahren sein.