Krippenbesuch: die Leiterin Heike Tauer, der Chef des Altenhilfezentrums, Falko Pries, und Gerlingens Erste Beigeordnete, Martina Koch-Haßdenteufel (von links) Foto: factum/Granville

Begegnungen zwischen Kleinkindern und älteren Menschen ermöglichen und Mitarbeitern des Breitwiesenhauses eine Betreuungsmöglichkeit für ihren Nachwuchs bieten: Eine Krippe in dem Altenhilfezentrum schafft neue Verbindungen.

Gerlingen - Kinderbetreuung und Altenpflege unter einem Dach, das gibt es nun in Gerlingen. Im Breitwiesenhaus tummeln sich seit Montag 20 Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren in einer neu eingerichteten Kinderkrippe. Die Idee stammt von Falko Pries, dem Geschäftsführer des Altenhilfezentrums, und sie ist nicht ganz uneigennützig: „Ich wollte für meine Mitarbeiter eine Kinderbetreuung organisieren. Der Großteil der Pflegekräfte ist weiblich, da ist das ein Thema.“ Auch die Räume für die neue Kinderbetreuung musste der Geschäftsführer nicht lange suchen. Seit Jahren sei eine Physiotherapiepraxis im Breitwiesenhaus leer gewesen. Diese Räume hat das Altenheim für rund 700 000 Euro umbauen lassen.

Gemeinsame Ausflüge und Vorlese-Aktionen

Zunächst hatte Pries seine Idee der Stadt vorgestellt. „Wir sind ein Altenheim und haben nicht die Expertise zur Kinderbetreuung.“ Die Kindertagesstätte wird daher von der Stadt betrieben, das Breitwiesenhaus ist lediglich der Vermieter der Räume. „Wir fanden den Vorschlag gut, eine generationenübergreifende Begegnungsstätte zu schaffen“, sagt Stefan Fritzsche, der Amtsleiter für Jugend, Familie und Senioren der Stadt Gerlingen. Vorgesehen seien künftig Projekte und Treffen, bei denen etwa ältere Damen als Vorleseomas zu Besuch kämen, oder gemeinsame Ausflüge des Altenpflegeheims und der Kinderkrippe. Die Kinder sollten erleben, dass es auch ältere Menschen mit Gebrechen gibt, sagt Fritzsche. „Für die Kinder und unsere älteren Herrschaften ist es sicherlich ein Gewinn, wenn sie zueinander mehr Kontakt haben“, sagt auch Pries.

Eine Investition in die Zukunft

Generell möchte Pries das Altenheim mit seine 138 Bewohnern und 20 Tagespflegeplätzen mehr für das Gemeinwesen öffnen. Daher baut das 1978 eröffnete Breitwiesenhaus derzeit auch seinen Eingangsbereich aus. Entstehen soll ein neuer Quartiermittelpunkt, wie es Falko Pries ausdrückt. „Das Café Vielfalt soll ein Begegnungspunkt sein.“ Angeboten werde dort, neben Kaffee und Kuchen, auch ein Mittagstisch. „Wir wollen neben den Bewohnern und Besuchern des Pflegeheims auch andere Menschen in das Breitwiesenhaus einladen“, sagt Pries. „Die neue Krippe ist ein Teil davon.“ Allerdings sind bisher keine Kinder der Mitarbeiter in der Krippe untergekommen. „Die Kinderbetreuung ist bei uns kein akutes Problem. Ich sehe das eher als Investition in die Zukunft.“

7,2 Millionen Euro für die Kinderbetreuung

Ein ähnliches Konzept, bei dem sich Altenheim und Kindergarten unter einem Dach befinden, gibt es bereits in Markgröningen. Hier betreibt die evangelische Kirchengemeinde die Einrichtung. Die neue Krippe in Gerlingen ist die zwölfte Kindertageseinrichtung in der Stadt, in neun der elf weiteren Tagesstätten werden auch Kinder unter drei Jahren betreut, zwei Angebote richten sich nur an über dreijährige Kinder, die noch nicht zur Schule gehen. Ende des Jahres soll zudem der Petruskindergarten in der Schillerstraße um zehn Krippenplätze erweitert werden. Mit dem Angebot kommt die Stadt laut der Sprecherin Birthe Sengotta dem Bedarf an Betreuungsplätzen nach. „Die Angebote werden seit Jahren bedarfsgerecht ausgebaut. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz kann voll erfüllt werden.“

Insgesamt werden zurzeit 852 Kleinkinder in Gerlingen betreut, davon 173 unter drei Jahren. Für das laufende Jahr hat die Stadt rund 7,2 Millionen Euro für die Betreuung von Kindern im Haushaltsplan veranschlagt. Im Jahr 2014 waren es noch 3,7 Millionen Euro – inzwischen gibt es aber wesentlich mehr Kitaplätze, auch für Kleinkinder. Die Gebühren für die Betreuung sollen indes gleichbleiben. Je nachdem, wie viele Kinder in einem Haushalt leben und wie viele Stunden in der Woche sie betreut werden, zahlen Eltern zwischen 37 und 268 Euro monatlich.