Das Café L’ink hat immer dienstagnachmittags geöffnet. Foto: Simon Granville

Immer am Dienstagnachmittag öffnet das Café L’ink am Markt 8. Und das ist für alle Ludwigsburger völlig barrierefrei – nicht nur bei eingeschränkter Beweglichkeit, sondern auch bei eingeschränkten Finanzmitteln.

Ludwigsburg - Auch wenn das Wetter am Dienstagnachmittag nicht besonders einladend ist, haben es sich einige Frauen an den hübsch mit frischen Blumen dekorierten Tischen vor dem Markt 8 gemütlich gemacht. Das rot-weiße Absperrband heißt hier wie auch an den anderen Freiluftcafés nicht etwa, dass niemand reinkommen darf. Im Gegenteil: Im Café L’ink, das hier seit der vergangenen Woche dienstagnachmittags seine Pforten öffnet, sind alle herzlich willkommen.

Und das ist ganz wörtlich zu nehmen, betont Silke Rapp. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereins Tragwerk, der das Ganze organisiert. Ihr ist wichtig: „Durch Begegnungsorte wie diesen soll Inklusion erfahrbar gemacht werden.“ Dafür ist auch der Name Programm: L’ink steht nämlich für „Ludwigsburg inklusiv“. Und das umfasst wirklich alle in der Stadt: Alte, Junge, gesundheitlich Eingeschränkte, Gesunde, Alteingesessene und neu Hinzugezogene.

Die Kirche stellt die Räumlichkeiten

Der Standort am Marktplatz ist bereits der dritte „Treffpunkt für alle“ im Stadtgebiet und der erste mittendrin, freut sich Silke Rapp: „Mehr Ludwigsburg geht fast nicht!“ Der Markt 8 ist ein Projekt des Evangelischen Kirchenbezirks Ludwigsburg und stellt dem Café die Räume kostenfrei zur Verfügung. Kostenfrei sind auch Kaffee und Kuchen, wenn man es sich nicht leisten kann. Für alle anderen gibt es die Möglichkeit zu spenden. Ärger mit Profi-Gastronomen droht nicht, betont Rapp: „Da gibt es ein Agreement.“

Der Kuchen in den drei Cafés wird von ortsansässigen Bäckereien gespendet, Kaffee – und was man sonst noch so braucht – kauft Susanne Zigelli ein. Sie sitzt selbst im Rollstuhl, doch das Einkaufen fällt ihr deshalb nicht schwer: „Ich habe da so meine Taktik“, erklärt sie.

Jeder ist willkommen – als Gast oder Mitarbeiter

Überhaupt zeigt sich im Café L’ink, dass der Grundsatz des Vereins Tragwerk gelebt wird: „Alle können irgendetwas besonders gut“. Zum Beispiel der 17-jährige Tilman, der die Gäste nicht nur mit einem trotz der Maske erkennbar freundlichen Lächeln begrüßt, sondern auch sein Tablett so behutsam transportiert, als lägen rohe Eier darauf. Er macht gerade ein Praktikum im Café L’ink; sonst besucht er die sonderpädagogische Schule am Favoritepark.

„Es macht Spaß, die Leute zu bedienen“, findet Tilman, der auf alle Fälle bis zu den Sommerferien weitermachen möchte. Von seiner Schule gibt es viele, die hier im Service mitarbeiten. Doch auch aus Regelschulen kommen junge Mitarbeiter – und hin und wieder sind auch junge Menschen dabei, die Sozialstunden ableisten müssen. Ergänzt werden die Teams von Studierenden beider Ludwigsburger Hochschulen. Eine davon ist Dina Beck, die an der evangelischen Schule an der Karlshöhe soziale Arbeit studiert und ebenfalls gerade im Café L’ink ein Praktikum macht. „Es ist wichtig, dass man einander so früh wie möglich auf Augenhöhe begegnet“, findet Rapp.

Auch Information und Kommunikation sind wichtig

Auch Gertraud Selig hält das Café Link für „ein ganz tolles Projekt“. Sie ist bei der Stadt Ludwigsburg für Inklusion zuständig und will sich an diesem Nachmittag einen Eindruck verschaffen. Und Jutta Grolik vom Tragwerk-Vorstandsteam betont, bei den Cafés gehe es auch um Information und Kommunikation.

Doch auch Zufallsbesucher haben sich an diesem zweiten Café-Nachmittag am Marktplatz eingefunden. Eine davon ist Heike Baumbach. „Ich war auf dem Wochenmarkt und habe gesehen, dass da was Neues ist; das hat mich interessiert“, sagt sie. Die neue Begegnungsmöglichkeit findet sie gut und meint, sie komme gerne einmal wieder. Doch auch kritische Töne sind von ihr zu hören: „Die Politik müsste viel mehr für Behinderte tun.“