Hier musizieren die Mitglieder von „MuSiTa“. Die Kooperation mit der Fröbelschule für Schüler mit Behinderung bleibt bestehen, wird aber um ein inklusives Angebot ergänzt. Foto: privat

Unter dem Namen „grenzenlos…“ bietet die Musikschule Fellbach ab Februar ein neues Ensemble als Ergänzung zu bestehenden Angeboten an. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf einer Sache.

Spätestens als Matthias Kuch, Leiter der Fellbacher Musikschule, erfolgreiche Beispiele aus Einrichtungen in Reutlingen und Metzingen zu Ohren kamen, stand seine Entscheidung fest: „Da habe ich mir dann sofort gesagt, wir machen es auch. Jawohl, wir gründen ein inklusives Ensemble.“ Die Mitteilungen von Hans Fickelscher, Mitbegründer und im Leitungsteam der inklusiven Band „Groove Inclusion“ bestärkten den Musikschulleiter nur noch in seiner Entscheidung. „Er hat mir erzählt, dass er oft Leute abweisen muss, weil kein Platz mehr frei ist. Deshalb wird es Zeit für ein weiteres inklusives Angebot“, sagt Matthias Kuch.

Eingeladen sind Personen ab 16 mit Vorkenntnissen an einem Instrument

Gesagt, getan: Unter dem Namen „grenzenlos…“ bietet die Musikschule Fellbach ab Februar ihr neues Ensemble an. Zum Mitmachen eingeladen sind Personen ab 16 Jahren mit musikalischen Vorkenntnissen am Instrument, die Freude an Weltmusik, Folklore oder allen Arten guter Musik haben. „Der Name ist Programm“, sagt Claudia Bühlweiler, Mitinitiatorin des Angebots. „Es geht um das gemeinsame Musizieren von Menschen mit und ohne Handicap, ohne Altersbeschränkung und ohne Sprachbarrieren.“

Die Musikpädagogin ist aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Musik mit Menschen mit Behinderung beim Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs. Sie unterrichtet an der Musikschule Fellbach in der Grundstufe und leitet die Kooperationsgruppe „MuSiTa“ (Musizieren, Singen, Tanzen) an der Fröbelschule. Für „MuSiTa“ kommen seit nunmehr 21 Jahren jede Schulwoche zwölf bis vierzehn Kinder und Jugendliche mit Handicap von der Schmidener Einrichtung in die Musikschule, um ein Instrument zu erlernen, gemeinsam zu musizieren und Auftritte zu absolvieren. „Bei vielen von ihnen besteht auch nach Ende der Schulzeit noch Interesse, weiterhin Unterricht zu nehmen und das Erlernte in einem Ensemble zum Klingen zu bringen“, sagt Claudia Bühlweiler und spricht damit einen entscheidenden Punkt an. Denn bisher gab es außer „Groove Inclusion“ nichts, wo die Teilnehmer nach Ende der Schulzeit hingehen konnten. „Das soll jetzt auf keinen Fall ein Konkurrenzangebot sein, sondern eben eine Ergänzung, bei der bewusst Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen. Vorkenntnisse sind gewünscht, aber die Schwelle soll sehr niedrig sein, auch für die Menschen ohne Behinderung, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht in eine reguläre Musikgruppe trauen“, erklärt Claudia Bühlweiler.

Hans Fickelscher von der Fellbacher Musikschule kann viel beitragen

Auch der Schlagzeuglehrer an der Fellbacher Musikschule, Hans Fickelscher, bringt viele Erfahrungen mit ein. Er sagt: „Inklusion muss mehr in die Gesellschaft. Uns ist jeder und jedes Instrument willkommen. Und es wird um Rhythmus und zu Beginn um Cha-Cha-Cha und Kubanisches gehen.“ Abgerundet wird die dreiköpfige Gruppe durch Florian Bony. Er studierte Kontrabass (mit Nebenfach E-Bass) und ist Mitglied der Pädagogischen Arbeitsgemeinschaft Kontrabass Baden-Württemberg. Derzeit absolviert er den berufsbegleitenden Lehrgang „Instrumentalspiel mit Menschen mit Behinderung“. „Wir erweitern mit diesem neuen Ensemble gezielt unser Angebot“, sagt Kuch. „Während ,MuSiTa’ eben ausschließlich an Kinder und Jugendliche gerichtet ist und es nur bei einzelnen Projekten zu echter Inklusion, nämlich dem gemeinsamen Musizieren von Menschen mit und ohne Handicap gekommen ist, steht bei dem im Februar startenden Ensemble die Inklusion im Fokus.“ Es gehe bei dem Angebot um eine Gruppe, bei der man in kultureller Vielfalt ohne Zwang gemeinsam musizieren könne.

Allen drei Beteiligten ist es wichtig zu betonen, dass auch finanzielle Hürden kein Ausschlusskriterium sein sollen. Angedacht ist, dass die Teilnahme am Ensemble durch Einzelunterricht am jeweiligen Instrument ergänzt wird. Dabei kosten 30 Minuten für Kinder, Jugendliche und Personen, die als schwerbehindert anerkannt sind, monatlich 73,70 Euro. Erwachsene bezahlen 103,18 Euro. Die Ensembleprobe ist als kostenloses Ergänzungsfach in dem Preis enthalten. Instrumente können gemietet werden. „Bei Sorgen wegen des Geldes berät die Musikschule gerne. Es gibt die Möglichkeit der Unterstützung durch das Bildungs- und Teilhabepaket und für Fellbacher Bürger durch die Fellbacher BonusCard“, sagt Claudia Bühlweiler.

Start des neuen Ensembles „grenzenlos...“ ist am 7. Februar. Die Ensembleproben finden dann immer dienstags von 19 bis 20.15 Uhr im Jazzkeller der Musikschule Fellbach statt. Ergänzt werden diese mit Einzelunterricht auf dem Instrument bei Lehrkräften der Musikschule Fellbach. Nach Absprache ist das Mitspielen im Ensemble auch für externe Teilnehmer möglich. Die Anmeldung ist online unter www.musikschule.fellbach.de möglich. Dort finden sich auch Informationen über die Kosten. Das Sekretariat der Musikschule berät dazu auch unter der Telefonnummer 0711 / 58 51-1 55.