Die Spieler der inklusiven Fußballmannschaft beim Training Foto: Gottfried Stoppel

Hier ist Handicap kein Handicap: Der integrative Fußballverein International United FC Winnenden ist dafür mit dem Jugenddiakoniepreis ausgezeichnet worden.

Winnenden - Es ist ein grauer Nachmittag, draußen nieselt es. Nach und nach trudeln Jugendliche in der Sporthalle auf dem Gelände des Berufsbildungswerks der Paulinenpflege Winnenden ein. In wenigen Minuten beginnt das wöchentliche Fußballtraining des International United FC Winnenden, der inklusiven Mannschaft der Schule am Jakobsweg der Paulinenpflege. Einige der jungen Spieler sind Flüchtlinge, andere haben Sprach- oder Hörbehinderungen, wieder andere haben ein Autismus-Spektrum-Syndrom. Trotz aller Unterschiede sind die Jungen im Alter zwischen 13 und 22 Jahren ein Team: „Auf dem Platz sind alle gleich“, sagt Fabian Feeser, der Kapitän.

Spieler verstehen sich blind

Die Verständigung zwischen den Spielern funktioniert auf Englisch, in Gebärdensprache oder über Blickkontakt. „Im Spiel verstehen wir uns blind“, erzählt der 20-jährige Damian Geiger. „Man kommuniziert über den Ball“, ergänzt Fabian Feeser. Denn natürlich gehe es der Mannschaft um Spielintelligenz und Leistung. „Wir wollen zeigen, dass Menschen mit Handicap auch was können, dass wir genauso sind wie die anderen“, sagt Geiger. Und das gelingt offensichtlich: Wenn der International United gegen andere Vereine spielt, hinterlässt er Eindruck beim Gegner, hat Trainer Stefan Simon beobachtet. „Die merken dann, dass wir auch Tore schießen können“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Das Leistungsniveau seines Teams entspricht in etwa dem einer U17-Mannschaft. Für die Jungs bedeute das durchaus einen gewissen Leistungsdruck. „Es geht nicht nur darum, aufgestellt zu werden. Es geht auch um den Umgang mit dem Gegner, um das Befolgen von Regeln, um Respekt und Fairness – um Dinge, die auch für das normale Leben wichtig sind“, erklärt der 26-Jährige, der die Spieler seit der Gründung der Mannschaft vor rund drei Jahren trainiert.

Bei der ersten Partie, damals gegen den TSV Leutenbach, hat International United noch verloren. „Aber ein Jahr später haben wir sie mit 7:5 geschlagen“, erinnert sich Simon nicht ohne Stolz. Inzwischen hat sein Team unter anderem gegen die zweite U17-Mannschaft der Stuttgarter Kickers gespielt. „Das war echt ein geiles Spiel“, schwärmt Damian Geiger. Er ist einer von neun Stammspielern, die schon länger dabei sind. Philipp Vica hingegen gehört erst seit vergangenem September zum Team. „Es ist richtig toll. Ich freu mich, dass ich hier bin“, sagt der 16-Jährige. Es sei nicht schwierig, sich in die Mannschaft zu integrieren. Allerdings sei das Leistungsniveau schon anspruchsvoll, gibt Luca Cimadomo zu. Er ist 17 Jahre alt und seit Februar Teil von International United.

Mannschaft zurzeit im Umbruch

Die Mannschaft befindet sich derzeit im Umbruch: Einige Spieler haben die Paulinenpflege inzwischen verlassen, jetzt gibt es Nachwuchsschwierigkeiten. „Das Interesse an Fußball schwankt von Jahrgang zu Jahrgang“, wagt Trainer Stefan Simon einen Erklärungsversuch. Er hofft, dass das Team in dieser Saison doch noch von 15 auf 20 Spieler anwächst. An diesem Nachmittag zumindest sind nicht alle da. „Manche der Flüchtlinge aus der Mannschaft sind schwer traumatisiert“, berichtet der 26-Jährige. Sie schafften es daher manchmal einfach nicht, zum Training zu kommen.

Trotz mancher Herausforderung gehe das Projekt aber auf jeden Fall weiter. Schließlich ist der International United FC Winnenden jüngst mit dem Jugenddiakoniepreis ausgezeichnet worden: In der Altersgruppe der 18- bis 27-Jährigen gelangte die inklusive Mannschaft auf den dritten Platz. „Das ist eine tolle Sache“, sagt Simon. „Und ein gutes Gefühl, wenn man bedenkt, wie klein alles angefangen hat“, meint Kapitän Fabian Feeser. Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro will das Team für Mannschaftskleidung verwenden und für einen Mannschaftsabend.