Eine Postwurfsendung in Plastikfolie – das stört viele Menschen. Doch die Folie sei bereits dünner geworden, heißt es von der Deutschen Post. Foto: dpa

Seit Jahren schon richten sich immer wieder Petitionen und Initiativen gegen die Werbesendung „Einkauf Aktuell“. Einmal wöchentlich landet das Bündel an Prospekten in Millionen von Briefkästen – einzeln eingeschweißt in Plastikfolie. Warum ist das nötig? Und was hat sich seit den Petitionen getan?

Stuttgart/Berlin - Immer wieder landen Prospekte und Wurfsendungen im Briefkasten, die von einer Plastikfolie umhüllt sind. Und sorgen bei vielen Empfängern für Unmut. Schon 2014 gab es deshalb eine Online-Petition gegen „Einkauf Aktuell“, gestartet von einem jungen Mann aus Niederbayern. Doch die Prospekte kommen noch immer in Folie verpackt in die Haushalte. Warum ist das nötig? Und was hat sich seither getan?

Die Wurfsendung „Einkauf Aktuell“ der Deutschen Post landet jeden Samstag in bis zu 20 Millionen Haushalten in Deutschland. Als Dienstleister bündelt das Unternehmen so TV-Zeitschriften und Werbeprospekte von Einzelhändlern aus der Region. Im Jahr mache das mehr als eine Milliarde Plastikpackungen aus, so die Deutsche Umwelthilfe. Viele Menschen fühlen sich davon offenbar gestört, fast 192 000 Menschen unterzeichneten im Sommer 2014 die Petition gegen die Sendung der Deutschen Post. Das Unternehmen berief daraufhin einen Runden Tisch ein – und versprach anschließend eine Folie zu testen, die zu 50 Prozent aus Recyclingmaterial bestehen sollte. Man betonte aber auch: Die Kundschaft wünsche eine saubere, ordentliche Umhüllung, die verschiedenen Prospekte müssten außerdem zusammengehalten werden.

Die Post weist darauf hin, Verbesserungen umgesetzt zu haben

Und heute? Man habe „konsequent wichtige Verbesserungen für die Umweltfreundlichkeit von ‚Einkauf Aktuell’ umgesetzt, sagt ein Sprecher der Deutschen Post. Das für die Sendung verwendete Papier sei mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ zertifiziert, die Plastikfolie sei in ihrer Stärke erheblich reduziert worden. Untersuchungen hätten zudem gezeigt, dass die Folienhülle im Recyclingprozess aufbreche und „nahezu 100 Prozent des Papiers verwertet werden“ könnten. Man teste zwar weiterhin Folien mit Recyclinganteil und aktuell auch mit vollständig abbaubaren Kunststoff, doch zurzeit sei die verwendete PE-Folie die beste Lösung.

Bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dem Umweltbundesamt und bei der Deutschen Umwelthilfe hält man die Umhüllung der Werbeprospekte mit Folie für „unnötig“ und „sinnlos“. Schließlich werde die Sendung erst seit einigen Jahren so verpackt – und es gebe heute Alternativen, etwa mit Werbeangeboten im Netz oder Aufstellern in den Geschäften. Tatsächlich gebe es häufig Klagen über die Wurfsendungen, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale in Stuttgart. „Wer die Prospekte nicht will, trennt die Folie nicht vom Papier, sondern wirft das komplett in die Tonne.“

Für das Recycling der Materialien ist genau das aber durchaus ein Problem: Kunststoff sei in der Papierverwertung ein Störstoff, sagt ein Sprecher des Bundesverbands der Entsorger (BDE) – auch, wenn die Folienhülle sich im Prozess vom Papier löse. „Ins Altpapier gehört nur Papier.“ Dass Pappe mit Kunststoff verbunden sei oder Magazine in Plastikfolie eingeschweißt würden, sei für den Recyclingprozess eine große Herausforderung. „Wir beobachten, dass das zunimmt“, so der Sprecher. Auch nach Ansicht des BDE gibt es für die Plastikumhüllung von Prospekten keinen Grund, mehr noch: Ein politisches Verbot, wie in der Vergangenheit bereits diskutiert, halte man für sinnvoll.

Umweltexperten und vielen Menschen geht die Mühe der Post nicht weit genug

Auch Handelsunternehmen wie Rewe, deren Prospekte in Großstädten und Ballungsgebieten durch die Post verteilt werden, sehen in den Folienverpackungen ein Problem. Man stehe in Kontakt mit der Post und appelliere an sie, „für die Umhüllung schnellstmöglich eine praktikable Alternative zu finden und einzusetzen“, sagt eine Rewe-Sprecherin.

Wie diese Alternative aussehen könnte, ist offen. Thomas Fischer, Verpackungsexperte bei der Deutschen Umwelthilfe, hinterfragt die Werbesendungen als solche. „Ein Prospekt, den ein Großteil der Menschen gar nicht will, der in der Herstellung enorm energieaufwendig und auch durch den Transport umweltschädlich ist, ist eine große Verschwendung.“ Daran ändere sich auch nichts, wenn die Folie drumherum dünner werde. Mehr noch: Die Darstellung der Postwurfsendungen als „umweltfreundlich“ – etwa durch die Zertifizierung des Papiers mit dem Blauen Engel – sei „eine Täuschung der Verbraucher“.

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Gegen die Deutsche Post laufen derzeit nun Unterlassungsklagen, unterstützt von der Bürgerinitiative „Letzte Werbung“. Im vergangenen Sommer hatte die Initiative dem Unternehmen eine Liste mit 72 000 Abmeldungen von „Einkauf Aktuell“ übergeben. Doch die Aktion war ohne Ergebnis geblieben. Im Massengeschäft sei es schlicht nicht möglich, einzelne Empfänger über Namenslisten auszunehmen, heißt es dazu von der Deutschen Post. Briefkasten-Aufkleber wie „Bitte keine Werbung“ seien ausreichend. Doch die Erfahrung vieler Menschen sei anders, argumentiert die Initiative. Mit der Klage soll nun geklärt werden, ob Postboten die Werbepost in den Briefkasten stecken dürfen, auch wenn die Bewohner dem Erhalt schriftlich widersprochen haben, so die Sprecherin. Zugleich habe man vor wenigen Tagen eine Petition gestartet, die sich direkt an den Bundestag richtet. Diese Petition fordert, dass man Werbepost nur dann noch bekomme, wenn man dies ausdrücklich möchte. In Amsterdam sei das schon Praxis.