Wie in Wangen – abgebildet ist die dortige Bezirksvorsteherin Beate Dietrich – soll nun auch im Bereich Killesberg und Kriegsberg gesprengt werden. Foto: Jan Reich/Lichtgut

Bahnvertreter haben bei einer Informationsveranstaltung zu Stuttgart 21 im Bezirk Stuttgart-Nord Fragen der Anwohner beantwortet. Zeit war aber längst nicht für alle.

S-Nord - Eine „sachliche und ergebnisorientierte Diskussion“ wünschte sich die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger bei der Informationsveranstaltung zu Stuttgart 21 im Bezirk S-Nord. Die bekam sie auch – zum größten Teil: Kritische Zwischenrufe gab es gleich zu Beginn, als der Projektchef Manfred Leger erklärte, beim Steinbühltunnel auf der Alb sei man dem Zeitplan sechs Monate voraus gewesen: „Was hat das mit Stuttgart-Nord zu tun?“, kam es da aus dem Publikum.

Am Dienstagabend waren rund 200 Zuschauer auf Einladung der städtischen Bürgerbeauftragten für Stuttgart 21, Alice Kaiser, ins Forum der Handwerkskammer gekommen. Neben Manfred Leger saßen acht weitere Vertreter der Bahn auf dem Podium: Achim Lohmeyer, Immissionsschutzbeauftragter für Staub, Peter Fritz, Immissionsschutzbeauftragter für Lärm, Walter Wittke vom beratenden Ingenieurbüro WBI, der Bahnanwalt Peter Schütz, Wolf-Dieter Tigges, Leiter der Baulogistikfläche, Christoph Lienhart, der technische Abschnittsleiter für den Cannstatter und Feuerbacher Tunnel, Peter Sturm, Projekt-Geschäftsführer, sowie Florian Bitzer, Leiter der technischen Fachdienste.

Das Sprengen macht weniger Lärm als Meißeln

Zunächst gab es eine Übersicht über aktuelle Bauabläufe. So erklärte Christoph Lienhart, warum auch in Stuttgart-Nord, speziell im Bereich Killesberg/Kriegsberg, gesprengt werden muss: Der unausgelaugte Gipskeuper, also die nun erreichte Gesteinsschicht, sei so fest, dass Sprengungen notwendig seien. „Dabei gibt es geringe Beeinträchtigungen als bei der Alternative Meißeln“, so Lienhardt. „Es gibt ein geotechnisches Messprogramm, so dass wir stets informiert sind, falls Setzungen entstehen.“ Im unwahrscheinlichen Fall eines Schadens müsse eine Beweissicherung durchgeführt werden.

Eine erste Anwohnerinfo zu den Sprengungen sei bereits verteilt worden, hieß es, obwohl einige Anwohner beklagten, diese nicht erhalten zu haben. Florian Bitzer berichtete außerdem, man arbeite an einem elektronischen Informationsdienst, um die Anwohner kurzfristig zu informieren.

Dazu erkundigte sich Rudolf Röder von der Bürgerinitiative Netzwerk Killesberg und Umgebung, wann der Tunnel unter welchen Häusern ankommen würde, denn dazu gebe es keine konkrete Auskunft. „Eine Beweissicherung bringt ja nichts, wenn sie ein Jahr vorher gemacht wird“, sagte er. „Sie muss zeitnah erfolgen, kurz bevor der Tunnel da ist, damit der Vergleich standfest ist.“ Er richtete sich unter Applaus des Publikums an den Projektchef: „Herr Leger, so geht das nicht.“

Auch die Neuplanung am Kreuzungsbauwerk Ehmannstraße wurde erneut vorgestellt: Statt einem großen Schacht plant die Bahn nun zwei kleinere Baustellenschächte, den Zwischenangriff Rosenstein und den Zwischenangriff Abstellbahnhof. Der Vorteil: „Die Verlegung der Ehmannstraße ist nicht mehr notwendig“, erklärte Lienhart, „und die Bäume, in denen der Juchtenkäfer vermutet wird, können stehen bleiben.“ Letztere waren der Grund für die Umplanung.

Was den Lärmschutz für den Zwischenangriff Prag angeht, so zeigte Lienhart, wie das 5500 Quadratmeter große Dach aussehen soll. 16 Meter soll es hoch sein, und aus schallabsorbierenden Platten bestehen. „Unter Tage gibt es dann eine Brecheranlage, wo das Gestein für das Förderband zerkleinert wird“, sagte Lienhart. Mit dem Förderband soll der Aushub aus dem Tunnel befördert werden.

Die Bahn hofft, dass es keine Verspätungen mehr gibt

Wolf-Dieter Tigges berichtete von den Vorgängen auf der Baulogistikfläche am Nordbahnhof: Mit Gleisschmieranlagen und „Flüsterbremsen“ habe man schon viel getan, um den Lärm zu verringern. „Jeden Morgen wird die Baustraße bewässert, damit kein Staub aufwirbelt“, erklärte Tigges, eine Besprühungsanlage für das ganze Gelände soll kommen.

Auf Nachfrage betonte Christoph Lienhart, man hoffe, dass es jetzt keine Verspätungen bei den Bauabläufen mehr gebe. Daraufhin kritisierte Hans Jörg Jäkel von der Gruppe Nordlichter, dass im Gegensatz zur Infoveranstaltung 2013 nicht von konkreten Terminen gesprochen wurde. „Es ist einfach zu sagen, es wird keine Verspätungen mehr geben, wenn man nur allgemeine Sachen sagt“, meinte er.

Schlecht kam bei den Zuschauern auch an, dass Peter Fritz keine Zahlen nennen konnte, als gefragt wurde, um wie viele Dezibel es leiser werde, wenn das Dach am Zwischenangriff Prag fertig ist. „Es wird weniger“, sagte er lediglich. Eine Anwohnerin erkundigte sich, warum an der Baulogistikstraße im Bereich der IGA-Häuser keine Lärmschutzwand vorgesehen sei, wie an der Kita Rosenstein. Laut Peter Fritz würde eine Wand an dieser Stelle „nur marginal helfen, da die Fahrzeuge in den abgeschirmten Bereich ein- und gleich wieder ausfahren.“