Steigende Lebensmittelpreise spüren Verbraucher beim Einkaufen sofort. Foto: dpa

Die Phase anhaltender Minizinsen neigt sich dem Ende zu. Darauf deutet die Inflationsrate hierzulande für das abgelaufene Jahr hin. Ein Grund zur Besorgnis ist das noch nicht, meint Sabine Marquard.

Stuttgart - Die Inflation in Deutschland erreichte 2017 mit 1,8 Prozent den höchsten Stand seit fünf Jahren. Auf den ersten Blick klingt das zwar wie ein Grund zur Besorgnis. Dafür besteht aber ganz sicher kein Anlass. Die Anleger und Kreditnehmer sollten die Entwicklung gleichwohl beobachten, denn die Phase der Minizinsen dürfte sich dem Ende zuneigen. Ein Anstieg der Verbraucherpreise nahe zwei Prozent wäre aus Sicht der Europäischen Zentralbank ideal. Das böte ausreichend Sicherheitsabstand zur Nullgrenze. Bei null Prozent Inflation kann eine Notenbank nicht mehr stimulierend auf die Wirtschaft einwirken, und sie kann stetig fallende Preise nicht mehr verhindern. Das wäre für eine Wirtschaft katastrophal. Insofern ist noch Luft nach oben, man könnte sich beruhigt zurücklehnen. Wenn die Teuerung weiter so zulegt, dürfte die Notenbank ihr Ziel jedoch schnell erreichen. Denn 2015 stiegen die Verbraucherpreise lediglich um 0,3 Prozent und 2016 nur um 0,5 Prozent. In beiden Jahren befürchteten Ökonomen allerdings ein Abrutschen in die Deflation. Diese Gefahr einer Preisspirale nach unten ist gebannt.

Steigende Preise für Öl und Lebensmittel

Die Frage ist, ob die Notenbank die Inflation bei ihrer Zielmarke von nahe zwei Prozent stoppen kann. Schon seit längerem steigen die Ölpreise, verteuern sich die Lebensmittel und klettern die Mieten. Dieser Trend wird auch in diesem Jahr anhalten. Nach oben drückende Preise auf breiter Front – wie Ketchup, der aus der Flasche schießt, wie einige Experten vor Jahren befürchteten – sind aber nicht in Sicht. Dennoch sind steigende Preise für Energie, Nahrung und Miete unmittelbar im Geldbeutel zu spüren, weshalb Verbraucher sehr sensibel auf den Anstieg reagieren werden.

Doch die Grundstimmung in der Wirtschaft ist und bleibt gut. Acht Jahre währt nun schon der Aufschwung in Deutschland, und es ist noch kein Ende in Sicht. Auch innerhalb der EU läuft der Wirtschaftsmotor immer besser. Beschäftigung und Investitionen steigen. Stärker steigende Verbraucherpreise schmälern allerdings das Plus bei den Gehältern und bei der Rente. Sie eröffnen aber auch der Notenbank den Spielraum, den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik zu beschleunigen. Die deutschen Sparer warten darauf sehnsüchtig. Wer bauen möchte oder einen Hauskauf plant, sollte nicht versäumen, sich die immer noch niedrigen Zinsen zu sichern.

Die Europäische Zentralbank blickt aber nicht auf Deutschland allein. Für 2018 erwartet sie einen durchschnittlichen Preisanstieg in der Eurozone von 1,4 Prozent. Das bedeutet aus Sicht der Ökonomen: Es ist noch Luft nach oben.