Eine Ansteckung mit Chlamydien löst oft nur leichte Symptome aus – doch die Erreger können bis in die Gebärmutter wandern und zu Unfruchtbarkeit führen. Foto: dpa

Chlamydien sind die häufigste sexuell übertragbare Infektion in Deutschland. Doch Betroffene haben oft keine oder nur leichte Symptome. Deshalb bleibt die Ansteckung oft unbemerkt. Das kann fatale Folgen haben.

München/Berlin - Sie ist die häufigste sexuell übertragbare Infektion in Deutschland – und die häufigste Ursache für Kinderlosigkeit, die nicht angeboren ist: Die Chlamydien-Infektion. Doch weil die Übertragung meist keine oder nur leichte Symptome auslöst, bleibt die Infektion oft unbemerkt.

Rund 300 000 Neuerkrankungen durch eine Infektion mit Chlamydien gibt es nach Schätzungen des Berufsverbands der Frauenärzte in Deutschland jedes Jahr, rund zehn Prozent der sexuell aktiven Erwachsenen sind mutmaßlich einmal im Leben davon betroffen. Weil es keine Meldepflicht für Chlamydien-Infektionen gibt, kann die Anzahl der Neuerkrankungen laut Robert-Koch-Institut sogar noch deutlich darüber liegen.

Eine Übertragung erfolgt über die Schleimhäute

Meist ist im Zusammenhang mit einer Chlamydien-Infektion von Bakterien des Stamms Chlamydia trachomatis die Rede. Es ist die Variante, die Unfruchtbarkeit herbeiführen kann. „Diese Keime sind nur in sehr engem Hautkontakt übertragbar und überleben in feuchtwarmer Umgebung“, heißt es vom Berufsverband der Frauenärzte.

Das heißt: In der Regel werden die Bakterien beim Sex über die Schleimhäute weitergegeben oder bei der Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen. Das größte Risiko bestehe bei Oralverkehr, bei ungeschütztem Vaginal- und Analverkehr und beim Benutzen von verunreinigten und ungeschützten Sexspielzeugen. „Die Bakterien können nicht bei normalem Hautkontakt, über Türklinken oder Toilettensitze übertragen werden“, so Verband der Frauenärzte.

Das sind Anzeichen für eine Ansteckung

Bei acht von zehn Frauen verursacht eine Infektion mit Chlamydien keine Symptome, bei Männer ist das bei jedem zweiten Betroffenen der Fall. Das ist ein Problem, denn: Viele Menschen merken nicht, dass sie infiziert sind – und geben die Erreger beim Sex unbedarft weiter. Die Inkubationszeit ist mit drei bis sechs Wochen außerdem relativ lange. Auch das führt dazu, dass die Infektion oft unentdeckt bleibt.

Doch es gibt Anzeichen für die Erkrankung, heißt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Zum Beispiel ungewöhnlicher Ausfluss, Zwischenblutungen, Brennen beim Wasserlassen oder beim Sex sowie Juckreiz im Intimbereich. Auch, wenn die Symptome wieder verschwinden, können die Erreger noch im Körper sein. „Jeder ungewöhnliche Ausfluss, Schmerzen im Unterleib, in der Harnröhre bei Mann und Frau sollten immer abgeklärt werden“, rät der Berufsverband der Frauenärzte. Sonst kann die Infektion ernste Folgen haben.

Unbehandelt kann eine Chlamydien-Infektion Entzündungen auslösen – und im schlimmsten Falle mit der Zeit zu Unfruchtbarkeit führen. Bei Frauen kann es mitunter zu einer Verklebung oder Vernarbung der Eileiter kommen, was wiederum den Transport der Eizelle in die Gebärmutter verhindern kann. Chlamydien können auch den Gebärmutterhals, die Harnröhre, den Anus oder Mundraum befallen, seltener auch den Bauchraum. Bei Männern können Samenleiter, Hoden, Nebenhoden und Prostata betroffen sein, ebenso wie Anus und Mundraum.

Wie die Infektion behandelt wird

Wird eine Chlamydien-Infektion rechtzeitig erkannt und behandelt, bleiben in der Regel keine Folgen zurück. Frauen bis einschließlich 24 Jahre können einmal im Jahr eine kostenlose Urinuntersuchung auf Chlamydien durchführen lassen – das sogenannte Chlamydien-Screening.

Eine solche Untersuchung wird auch zu Beginn einer Schwangerschaft gemacht. Tests für zuhause empfehlen sich nach Ansicht der Experten eher nicht für eine Selbstdiagnose – sie seien oft ungenau und könnten zu falschen Ergebnissen führen. Auch von Antiseptika aus dem Drogeriemarkt oder von Hausmitteln zur Behandlung rät der Berufsverband der Frauenärzte ab. Stellen Ärzte eine Infektion fest, wird mit einem Antibiotikum behandelt – auch die Sexualpartner. Innerhalb von ein paar Wochen verschwinden die Erreger dann auch.

Um sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Chlamydien vorzubeugen, helfen vor allem Kondome, heißt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Sie senken das Risiko vor einer Ansteckung deutlich.