Kurzes Bad im Bällebad, danach werden die Kugeln rausgepfeffert. Weitere Eindrücke gibt es in unserer Fotostrecke. Foto: Sägesser

Seit Mai gibt es am Zeppelinplatz in Leinfelden-Echterdingen einen Indoorspielplatz für Babys und Kleinkinder. Wer könnte am besten beurteilen, ob das Spaß macht? Natürlich ein Kind.

Echterdingen - Die Herbstsonne ist die falsche Kulisse für mein Vorhaben. Es ist warm und trocken – ideales Spielplatzwetter. Genau dahin sind wir zwar unterwegs. Aber eben nicht auf einen unter freiem Himmel, sondern in einem Geschäftshaus am Zeppelinplatz in Echterdingen. Dort betreibt Hellen Rajani seit Mai mit ihrem Mann Karan einen Indoorspielplatz. Die Hausherrin öffnet die Tür und lächelt mit der Sonne draußen um die Wette. Willkommen in ihrer Welt.

Kann ein Erwachsener ein fachgerechtes Urteil über einen Indoorspielplatz fällen? Nein. Deshalb habe ich nicht nur Block und Kuli eingepackt, sondern auch meine zweijährige Tochter. Es ist für uns beide das erste Mal. Als ich klein war, waren Indoorspielplätze erst im Kommen. Der Trend begann hierzulande in den 1990ern.

Statt dem Kinderarzt wartet das Klettergerüst

Ich ziehe meiner Kleinen Schuhe und Jacke aus. Sie hat noch nicht begriffen, dass hinter der Schwingtür möglicherweise das Paradies auf sie wartet. Gerade noch musste ich ihr versichern, dass wir hier nicht beim Doktor sind. Das viele Weiß in Hellen Rajanis Indoorspielplatz dürfte ihr diese Flause in den Kopf gesetzt haben. Die Schwingtür geht auf und dahinter: kein Kinderarzt, sondern ein Klettergerüst. Es hat mit denen auf Outdoorspielplätzen wenig gemein. Ich sehe vor allem weiße Netze, die die Kinder abfangen sollen, wenn es zu wild zugeht. Auf den zweiten Blick gibt es auch eine gelbe Rutsche, eine Hängematte, labyrinthartige Klettergänge, ein Trampolin und ein Bällebad.

Während ich mir überlege, was ich als Kind wohl als Erstes gemacht hätte, lässt es meine Tochter ruhig angehen und klebt mir am Bein. Hellen Rajani findet die abwartende Haltung meiner Kleinen völlig normal. Sie erklärt mir, dass die meisten Eltern die ersten Male mit den Kindern zusammen im Spielgerät verschwinden. Also mache ich es wie die meisten und kraxle mit meiner Tochter die Stufen hinauf.

Hellen Rajani sagt, der Indoorspielplatz sei für sie eine Herzensangelegenheit. Sie ist 30 Jahre alt, hat BWL studiert und einige Zeit im Ausland gelebt. Vor drei Jahren hat sie ihre Tochter bekommen, seither wohnt sie in Echterdingen. Dann kam ihr die Geschäftsidee. Merkte sie doch bald, dass Regentage mit einem Kleinkind daheim schnell öde werden können.

„Sie müssen sich hier um nichts Sorgen machen“

Während die meisten Indoorspielplätze auf ältere Kinder ausgerichtet sind, ist der von Hellen Rajani für Babys und Kinder bis fünf Jahre. Ein Toberaum für Windelkinder. Die Idee dahinter ist dieselbe: Die Kinder sollen sich verausgaben, die Eltern dürfen nebenher beim Milchkaffee verschnaufen – mit der Gewissheit, dass der Knirps keinen Zigarettenstummel aufliest und nicht in Glasscherben greift. „Sie müssen sich hier um nichts Sorgen machen“, sagt Hellen Rajani gerade zu einer Mutter, die zum ersten Mal da ist. „Darf ich Du sagen?“ Es soll familiär zugehen. Es warten zum Beispiel Getränke, Snacks, Babybrei, Windeln, ein Stillsessel und ein langes Sofa mit Blick in alle Ecken des Spielgeräts.

Das vernetzte Spielgerät verschwindet aus dem Blickfeld meiner Kleinen. Erstaunlich, füllt es doch den halben Raum. Die Sprungmatten und Klettersteige kommen aber nicht gegen das Plastikmotorrad an, und auch nicht gegen den Vorhang, dieses wunderbare Versteck. Als meine Tochter die Kreiden entdeckt, mit denen sie an die Wand sudeln darf, ist sie selig. Leider interpretiert sie die Erlaubnis zum Wändeanmalen großzügig und kringelt auch an einer Stelle, wo das so nicht vorgesehen ist. Hellen Rajani nimmt es gelassen. Muss sie auch, sonst wäre sie in diesem Job verloren.

Eine Stunde nachdem sie heute Vormittag aufgesperrt hat, hat sich der Lärmpegel ganz schön nach oben geschraubt. Sie sagt, ihr mache das nichts aus. Genauso wie die Plastikkugeln, die ihre kleinen Besucher vorhin johlend aus dem Bällebad gepfeffert haben. Es kracht, dann kurz Kindergebrüll. Hellen Rajani dreht nicht einmal den Kopf. „Das sind nur die Legos.“ Kinderlärm ist hier ausdrücklich erwünscht.

In diesen Tagen geht es hier so richtig los

Den Echterdinger Indoorspielplatz gibt es zwar seit Mai, doch gerade geht es erst so richtig los. „Es war wirklich ruhig über den Sommer“, sagt sie. Nun werden die Tage kürzer und kälter. „Der Winter ist lang“, sagt Hellen Rajani und lächelt. Der Winter dürfte ihre Hauptsaison sein. Den Vorgeschmack darauf liefert ihr ausgerechnet ein Tag, an dem die Herbstsonne nicht schöner scheinen könnte. „Ich bin auch verwundert“, sagt sie.

Nach anderthalb Stunden bin ich in Aufbruchstimmung. Und es ist wie so oft: Auf den letzten Drücker wird das, was bisher nebensächlich war, zum Magnet. Wie nun das Spielgerät. Meine Tochter klettert flugs allein hinauf und erforscht alles ganz genau. Als wollte sie hinterher sagen können, sie habe alles ausprobiert. Kann sie aber noch nicht, aus Altersgründen. Genauso wenig kann sie sagen, ob es ihr gefallen hat. Zwei Dinge, die ich hingegen sicher weiß: Sie hat danach drei Stunden Mittagsschlaf gehalten, und es kam ihr mehr entgegen als ein Besuch beim Kinderarzt.

Links zu Indoorspielplätzen in der Region:

Indoorspielplatz Bambilicous (Leinfelden-Echterdingen)

Indoor-Erlebnispark Sensapolis (Sindelfingen)

Indoorspielplatz Jumpinn Freiberg (Freiberg am Neckar)

Indoorspielplatz Croco Island (Großbottwar)

Kinderreich im Kikolino Abenteuerland (Ludwigsburg)

Funpark Köngen (Köngen)

Indoorspielplatz KikiMondo (Kirchheim unter Teck)

Hallenspielplatz Funpark Waldrems (Waldrems)

Dschungel-Hallenspielplatz TobiDu (Fellbach)

Fuxini-Indoorspielplatz (Mühlacker)

Funpark Kibungu (Wiernsheim)