Chefposten? Nein danke. Viele Lehrer bleiben lieber Kollege unter Kollegen. Foto: dpa/Armin Weigel

Viele Schulleiterstellen sind nicht besetzt. Auch in Stuttgart gibt es einige offene Stellen. Forscher haben gefragt, warum der Job so unbeliebt ist.

Stuttgart - Die Stellenanzeigen sind in bunten Schriften und mit Bildchen gestaltet. Fröhlich und einladend soll das Ganze wirken. Auf der Seite des Staatlichen Schulamts Stuttgart werden aktuell Rektoren für die Schloss-Realschule, die Realschule Ostheim und die Steinhaldenfeldschule gesucht. Auch um mehrere Konrektoren bemüht man sich, unter anderem für die Maria-Montessori-Grundschule in Hausen – seit Anfang Dezember.

Nicht nur die Stuttgarter brauchen Personal. Laut Kultusministerium waren Ende 2019 in gut 250 Rektoraten an den etwa 3900 öffentlichen Schulen im Land Stühle frei. In 84 Fällen lief seinerzeit das Besetzungsverfahren. Neue Zahlen werden wegen Corona erst nach den Sommerferien vorliegen. Fakt ist aber: Immer weniger Lehrer wollen in eine Führungsposition. Warum das so ist, schlüsselt nun die repräsentative Studie „Leadership in German Schools“ auf, an der Wissenschaftler der Uni Tübingen maßgeblich beteiligt waren. 405 Rektoren wurden dafür befragt.

Der Traumjob ist oftmals kein Traumjob

Ergebnis: Den Traumjob empfinden in der Realität manche als gar nicht so traumhaft. Nur 16 Prozent der befragten Pädagogen finden demnach im Alltag genug Zeit für die Umsetzung frischer Ideen. Vielmehr gab mehr als die Hälfte an, gestresst und überlastet zu sein. Bei etwa jeder sechsten Schulleitung fand das Forscherteam sogar Hinweise auf einen Burnout. Auch finanziell stimmt es nicht: Knapp jeder vierte Rektor empfindet ein Missverhältnis von Verausgabung und Entlohnung. An Grundschulen liegt das Jahreseinkommen bei im Schnitt 60 000 Euro, an Sekundarschulen bei 72 000 Euro. Konsequenz ist laut der Studie, dass jeder fünfte Rektor darüber nachdenkt zu wechseln.

In Stuttgart ist die Lage nicht so schwierig wie anderswo. „Wir können aktuell gar nicht klagen“, sagt Birgit Popp-Kreckel, die stellvertretende Leiterin des Schulamts. In den vergangenen Jahren habe man, früher oder später, jede Stelle besetzen können. In der Landeshauptstadt mit einer hohen regionalen Konzentration und einer guten Infrastruktur tue man sich sicherlich leichter als auf dem Land. Dennoch: Für die kleine Steinhaldenfeldschule liege seit Februar noch keine Bewerbung vor, hieß es kurz vor dem Start der Sommerferien. Es soll sich aber etwas tun. Ende 2019 hat die Landesregierung ein Konzept beschlossen, das Schulleitungen stärken soll. Ab dem Schuljahr 2020/21 sollen etwa Rektoren an kleinen Schulen mehr Geld erhalten und außerdem Unterstützung durch Konrektoren. Auch Zulagen für kommissarische Schulleiter, Assistenzsysteme sowie Fortbildungs- und Beratungsangebote sollen Anreize schaffen.