In Mundelsheim kochte zuletzt die Gerüchteküche. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

In der Gemeinde wurde immer wieder über vermeintlich Infizierte getuschelt. Die Verwaltung hat darauf mit einem Aufruf zur Solidarität reagiert.

Mundelsheim - Die Aufgeregtheit rund um das Thema Corona nimmt manchmal ausgesprochen unerfreuliche Züge an. So auch unlängst in Mundelsheim, wo die Gerüchteküche offenbar heftig brodelte und mit dem Finger auf Nachbarn gezeigt wurde, die sich das Virus vermeintlich eingefangen hatten. Mit den Unterstellungen seien speziell Bürger konfrontiert worden, die sich nach dem Skiurlaub in einem Risikogebiet in freiwillige Quarantäne begeben hatten, berichtet der Bürgermeister Boris Seitz. „Es wurde aber niemand verunglimpft“, stellt er klar. Gefallen hat ihm das Verhalten Einzelner dennoch nicht, weshalb er mit einem Aufruf im Internet reagiert hat, in dem er an den Gemeinschaftssinn appelliert.

Die Nachrichten, die über die Buschtrommeln verbreitet wurden, seien „in allen uns bekannten Fällen nicht korrekt gewesen“, hob Seitz auf der Homepage der Kommune hervor. „Wir bitten Sie daher nachdrücklich, sich nicht an der Verbreitung dieser Gerüchte zu beteiligen“, forderte der Rathauschef, der keinen Hehl daraus macht, dass es in der Gemeinde Personen gibt, die sich mit COVID-19 angesteckt haben. Doch das suche sich niemand aus. „Wir bitten Sie daher, sich mit den erkrankten Mundelsheimerinnen und Mundelsheimern zu solidarisieren und diese so weit wie möglich zu unterstützen“, appellierte er an die Bürger.

Seitz weist aber auch darauf hin, dass sich die Aufregung in der Sache gelegt habe. Akut sei das Ganze insbesondere vor einigen Wochen gewesen, als die Faschingsferien beendet waren und der eine oder andere vom Urlaub auf der Skipiste zurückgekehrt war. „Eine Mitarbeiterin kam auch aus einem Risikogebiet, wir haben sie vorsorglich zuhause gelassen, und sie wurde nach circa einer Woche positiv getestet“, erklärt Seitz. Dazu kam, dass im Ort relativ schnell der erste Corona-Fall bestätigt worden sei. Bald waren es dann schon fünf und sechs. In der Phase habe die Verwaltung mitbekommen, dass die Gerüchteküche brodelt. „Wir sind ein kleines Dorf“, erklärt der Bürgermeister. Da sich die Sachlage inzwischen normalisiert habe, wurde der Hinweis auf der Homepage am Dienstag überarbeitet, berichtet Seitz. Mittlerweile haben sich in Mundelsheim auch die Fallzahlen auf einem nahezu gleichbleibendem Niveau eingependelt. Lange sei das Virus bei neun Personen nachweislich aufgetaucht, seit Kurzem seien elf Bürger betroffen, sagt Seitz. Die Verwaltung stehe mit allen Betroffenen in Kontakt. Sechs der Patienten seien schon genesen. Bei den meisten Infizierten sei die Krankheit eher mild verlaufen. „Einer Person geht es aber leider nicht so gut“, bedauert Seitz.

Zum Vergleich: Für Marbach waren zuletzt rund 60, für Steinheim etwa 40 Fälle gemeldet. Gleichwohl scheint in beiden Kommunen über eventuell Betroffene nicht hinter deren Rücken geredet worden zu sein. „Mir ist nichts bekannt in der Richtung“, sagt Jan Trost, Bürgermeister der Schillerstadt. „Das ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Bei uns sind die Infizierten zwischen null und 85 Jahre alt“, fügt er hinzu. „Wir haben keine Erfahrungen in der Art gemacht und keine negativen Rückmeldungen von Betroffenen bekommen“, erklärt auch der Steinheimer Rathauschef Thomas Winterhalter.