Bislang läuft es gut auf der Baustelle des neuen Kinderhauses. Doch das kann sich wegen Corona schnell ändern. Foto: Werner Kuhnle

Der Neubau soll im Sommer fertig sein. Doch Bürgermeister Jan Trost will den Tag nicht vor dem Abend loben.

Marbach - In Zeiten, in denen die Welt Kopf steht, in denen in Österreich der Einkauf mit Mundschutz verpflichtend ist, in denen deutschlandweit Schulen und Kitas geschlossen und in denen man nicht einmal mehr Freunde und Bekannte treffen darf, gibt es sicher drückendere Probleme. Aber vor der großen Corona-Krise war es eine der heiß diskutiertesten Angelegenheiten in Marbach überhaupt: die knappen Kapazitäten im Betreuungssektor. Und wenn das öffentliche Leben irgendwann einmal wieder Fahrt aufnimmt, wird das Thema bestimmt auch wieder akut werden. Kein Wunder also, dass die Stadt das Ziel nicht aus den Augen verloren hat, neue Plätze zu schaffen. Entspannung verspricht man sich vor allem durch das neue Kinderhaus in der Kernerstraße. Und die gute Nachricht ist: „Die Baumaßnahme läuft Gott sei Dank noch planmäßig“, wie der Bürgermeister Jan Trost unlängst im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats verkündete.

Der Betrieb der Einrichtung mit zwei Gruppen für über Dreijährige und zwei für Kleinkinder und insgesamt 70 Plätzen soll im Sommer starten. Ein Blick auf die Baustelle zeigt auch, dass das Gebäude immer mehr an Kontur gewinnt und sich die Arbeiten auf einem guten Weg befinden. Jan Trost möchte angesichts der Corona-Krise gleichwohl den Tag nicht vor dem Abend loben. „Dass wir voll im Zeitplan liegen, gilt Stand jetzt“, betont der Rathauschef auf Nachfrage. Sämtliche Zielvorgaben könnten schon morgen Makulatur sein, wenn beispielsweise das Virus bei einem Mitglied der Mannschaft auf der Baustelle nachgewiesen werde. Alles andere als ausgeschlossen sei auch, dass die Lieferketten plötzlich unterbrochen werden und schlicht kein Material mehr vor Ort ankommt.

Ein Szenario, das vor allem auch im Bildungszentrum droht, das gerade für rund 21 Millionen Euro generalüberholt wird. „Hier haben wir vor wenigen Tagen die Information bekommen, dass die Firmen sagen: Jetzt geht es noch. Es mehren sich jedoch Schreiben von Firmen, die darauf hinweisen, dass es zu Lieferengpässen durch die Coronakrise kommen könnte“, erklärt Jan Trost. Ähnliches könnte zudem beim Pfundhaus oder dem Kindergarten im Gässle in Rielingshausen passieren – zwei weitere Großprojekte der Kommune, die derzeit auf Hochtouren laufen, und bei denen man sich noch innerhalb des Zeitrahmens bewegt. Bei dem Vorhaben in Rielingshausen wäre es wohl besonders wichtig, dass das auch so bleibt. Denn im Stadtteil war der Unmut bei den Eltern im Hinblick auf die Betreuungsengpässe besonders groß. Doch auch in Marbach gingen die Plätze zur Neige. Folglich wird der Neubau des Kinderhauses trotz aller Eventualitäten forciert.

Der Verwaltungsausschuss hat nun die Arbeiten an den Außenanlagen vergeben. Den Zuschlag erhielt die Firma Benignus aus Backnang für 243 000 Euro. Das Unternehmen wird für diese Summe unter anderem das Gelände modellieren, aber auch eine Gerätehütte bauen sowie Spielflächen und -geräte anlegen beziehungsweise installieren. Das Unternehmen werde den Auftrag voraussichtlich im April und Mai abwickeln, sagte Jan Trost an. Restarbeiten würden im Juni erledigt. Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern hatte an diesem Vorgehen nichts auszusetzen, empfahl jedoch, einen adäquaten Sonnenschutz nicht zu vergessen. „Damit die Kinder nicht in der prallen Sonne spielen müssen. Das fände ich gut und wichtig“, erklärte er im Hinblick auf die zunehmend heißeren Sommer. Trost versicherte, dass man sich mit der Leiterin der Einrichtung absprechen und solche Dinge im Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigen werde.

Erstattung von Gebühren und Notgruppen

Geld zurückEin paar Tage stand es in der Schwebe, dann wurden Nägel mit Köpfen gemacht: Neben den Schulen wurden auch sämtliche Kindergärten im Land geschlossen. Die Regelung gilt bis mindestens 19. April. Für viele Eltern war das ein Schock, weil sie plötzlich nicht mehr wussten, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen sollen. Dazu war im ersten Moment  unklar, ob sie dennoch auf den Kosten für einen  Betreuungsplatz sitzen bleiben würden. „Darauf haben wir gleich reagiert“, betont  Bürgermeister Jan Trost. Man habe darauf verzichtet, für den April Gebühren zu verlangen. Sollten die Einrichtungen länger geschlossen bleiben, müsse man sich neu mit dem Thema befassen. Wobei genau genommen auch nicht  alle Kindergärten dicht gemacht  wurden. Die Kommune hat Notgruppen für Kids eingerichtet, deren Eltern in systemrelevanten Jobs wie Krankenpfleger oder Polizist arbeiten. „Wir sind dabei der Empfehlung gefolgt, die Kinder in der Einrichtung zu betreuen, in der sie sonst auch betreut werden“, erklärt die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik. Das habe den Vorteil, dass die Mädchen und Jungs in ihrem vertrauten Umfeld mit bekannten Bezugspersonen bleiben können. Zudem sei dann auch nur die jeweilige  Kleingruppe betroffen, wenn das Virus je bei einem Kind oder einer Erzieherin nachgewiesen würde. In Notgruppen werden in Marbach über zwei Einrichtungen verteilt insgesamt vier Mädchen und Jungs betreut, berichtet Franziska Wunschik.