Im technischen Rathaus am Göppinger Nordring gibt es mit ziemlicher Sicherheit keinen Wechsel auf dem Chefsessel. Foto: Thiel/Archiv

Nachdem die beiden anderen Bewerber, die für die Vorstellungsrunde im Göppinger Gemeinderat vorgesehen waren, ihre Kandidatur zurückgezogen haben, wird der alte Baubürgermeister wohl auch der neue werden.

Göppingen - Eine allzu große Spannung dürfte beim Rennen um den Posten des Baubürgermeisters in Göppingen nicht mehr aufkommen: Nach der Wahl durch den Gemeinderat an diesem Donnerstag wird Helmut Renftle, der bisherige Amtschef, wohl auch der zukünftige sein. Drei Kandidaten hätten sich in der Sitzung öffentlich vorstellen sollen. Nachdem allerdings Falk-Udo Beck, der Chef des Nürtinger Tiefbauamts, ebenso wie Wolfgang Kissling, der Leiter des Verbandsbauamts Plochingen-Altbach-Deizisau, ihre Bewerbungen kurzfristig zurückgezogen haben, wartet auf Renftle ein Alleingang.

Kurios ist es indes schon, was sich rund um die Neubesetzung der Stelle des Technischen Beigeordneten in den vergangenen Wochen so alles ereignet hat. Nachdem der 67 Jahre alte Renftle bereits im vergangenen Sommer erklärt hatte, auf eine mögliche Wiederwahl zu verzichten, wurde unter anderem ein sogenannter Headhunter mit der Kandidatensuche beauftragt. 20 Bewerbungen sind fristgerecht eingegangen. Sieben Interessierte haben sich Anfang Januar dem Ratsgremium hinter verschlossenen Türen vorgestellt.

Renftle: Ich sah die notwendige Kontinuität gefährdet

Richtig zufrieden waren die Räte mit der Auswahl offenkundig nicht. Und so gab es aus mehreren Fraktionen die dringende Bitte an Renftle, es sich doch noch einmal zu überlegen. Das tat dieser auch und erklärte einige Tage später, nun doch noch einmal antreten zu wollen. Zwei Gründe seien dafür ausschlaggebend gewesen, betont er. „Die Ausgangslage hatte sich geändert. Nachdem unserer Stadtplanerin Susanne Mehlis nach Nürtingen wechselt und ihr Stellvertreter in den Ruhestand geht, sah ich die notwendige Kontinuität gefährdet“, sagt Renftle. Ein Übriges hätten die Nachfragen seitens der Gemeinderäte aufgrund der Bewerberlage getan, fügt er hinzu.

„Angesichts der zahlreichen bereits laufenden oder demnächst anstehenden Projekte wurde befürchtet, dass es einen Bruch gibt, weshalb ich von vielen Seiten ein ,Gott sei dank' gehört habe, als ich meine Bereitschaft zum Weitermachen signalisiert habe“, berichtet Renftle. Er geht davon aus, dass ein Wechsel auf seinem Posten in fünf Jahren, wenn die Stellen in der Stadtplanung ja längst wieder besetzt seien, wesentlich leichter falle als jetzt.

Einer sieht’s gelassen, der andere ist sauer

Falk-Udo Beck kommentiert seinen Verzicht auf die öffentliche Vorstellungsrunde eher gelassen: „Da sich Herr Renftle nun doch wieder zu Wahl stellt, habe ich zurückgezogen. Ich wollte sein Nachfolger werden und nicht sein Konkurrent sein.“ Er könne damit leben, dass sich das Blatt noch einmal gewendet habe, ergänzt der 42-Jährige. „Ich bin seit 13 Jahren in der kommunalen Politik unterwegs, da überrascht mich nichts mehr“, sagt Beck, der es zudem nachvollziehen kann, „dass da einer seine Projekte fertigmachen will“. Göppingen finde er jedenfalls nach wie vor spannend, wirft der Nürtinger Tiefbauamtschef einen Blick in die für ihn womöglich etwas fernere Zukunft.

Wolfgang Kissling ist dagegen „stinkesauer“. Nicht auf Helmut Renftle, dem er ein Umdenken „absolut zugesteht“, sondern auf die Stadtverwaltung und die Göppinger Lokalzeitung. „Wenn aus einer nichtöffentlichen Sitzung berichtet wird, dass die Bewerber nicht überzeugt hätten und später mein Name veröffentlicht wird, bin ich als Kandidat doch verbrannt und absolut chancenlos.“ Der 57-Jährige versichert, seinen Rückzug so rechtzeitig mitgeteilt zu haben, dass die Stadt ihn hätte von der Liste nehmen können. „Zumindest darauf habe ich noch vertraut. Aber auch das ist, vorsichtig formuliert, sehr unglücklich gelaufen“, macht der Leiter des Verbandsbauamts Plochingen-Altbach-Deizisau deutlich, wie er die Sache sieht.