Viele Erwachsene sind nicht geimpft Foto: dpa

Robert-Koch-Institut: Impfen senkt das Leid, lohnt sich aber nicht immer – Sozialministerin: Masern keine harmlose Kinderkrankheit.

Stuttgart/Berlin - Anlässlich grassierender Infektionskrankheiten wie Masern oder Grippe haben Politiker die Bedeutung des Impfens zur Krankheitsvorbeugung hervorgehoben. Ökonomen betonen die hohen volkswirtschaftlichen Kosten, die Infektionskrankheiten und Seuchen jedes Jahr verursachen. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) prognostiziert allein für die aktuelle Grippewelle Kosten von 2,2 Milliarden Euro. Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands könnte im ersten Quartal um 0,3 Prozentpunkte geschrumpft sein.

Ob Impfen die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen lindert, kommt stark auf die Krankheit und die Impfung an. Einige Impfstoffe sind nach Expertenmeinung viel zu teuer. „Impfungen sparen nicht immer Kosten ein“, sagte Bernhard Ultsch vom Berliner Robert-Koch-Institut unserer Zeitung. „Aber sie senken das Leid in der Bevölkerung.“ Das sei ein Wert an sich. Masern seien keine harmlose Kinderkrankheit, sagte Baden-Württembergs Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) in Stuttgart und rief dazu auf, impfen zu gehen. Nicht nur Jugendliche, sondern auch viele Erwachsene seien nicht geimpft. Baden-Württemberg gehöre zu den Bundesländern mit den niedrigsten Impfquoten in Deutschland. Die 10. europäische Impfwoche dauert noch bis zum 25. April.

Bereits Ende vergangener Woche hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) eine „Kraftanstrengung von Ärzten, Kitas, Schulen und allen anderen Verantwortlichen“ gefordert, um Impflücken zu schließen. Die zur Auslöschung der Masern nötige Impfquote von 95 Prozent werde derzeit nur in zwei von 16 Bundesländern erreicht. Allein in Berlin haben sich seit Oktober 2014 mehr als 1100 Menschen mit Masern angesteckt. Ein Kleinkind starb. Auch in Baden-Württemberg kommt es noch zu neuen Fällen.