Der Immobilienmarkt boomt – doch den Nutzen daraus haben immer weniger Menschen Foto: dpa

Die Immobilienpreise kennen seit Jahren nur eine Richtung – nach oben. Der Chef von Wüstenrot sieht darin eine Entwicklung, die die Unterschiede in der Gesellschaft vergrößert und zementiert.

Stuttgart - Der Chef der Bausparkasse Wüstenrot, Bernd Hertweck, sieht die nachwachsende Generation durch die Entwicklung am Wohnungs- und Immobilienmarkt stark benachteiligt. Weil Ballungsräume wie die Region Stuttgart sowohl für die arbeitende Bevölkerung als auch für ältere Menschen immer attraktiver würden, müssten neu hinzukommende Arbeitskräfte entweder „immer weiter in die Peripherie hinaus oder aber sehr hohe Preise zahlen, was viele sich nicht leisten können“, sagte Hertweck unserer Zeitung. Das betreffe nicht nur Menschen mit einfacheren Berufen, sondern auch den Ingenieur in einem der großen Unternehmen. Innerhalb von nur zehn Jahren sei das Durchschnittsalter der Ersterwerber von Immobilieneigentum von 39 auf 49 Jahre gestiegen.

Brachliegen von Flächen darf kein Dauerzustand sein

Der Anteil der Wohnungseigentümer wachse heute nur noch in der oberen Hälfte der Gesellschaft, bei allen anderen sinke er. Man könne sagen, dass der „ältere Gutverdiener sich die zweite, dritte oder vierte Wohnung kauft und teuer an Jüngere vermietet, die sich Eigentum heute nicht mehr leisten können.“ Die jüngere Generation werde somit „abgehängt vom Eigentum“.

Damit mehr Grundstücke für den Bau zur Verfügung stehen, fordert Hertweck, mehr brachliegende Flächen in den Städten zu nutzen. „Dass Grundstücke ungenutzt bleiben, während händeringend nach Bauland gesucht wird, kann kein Dauerzustand sein.“ Ebenso sei es erforderlich, der Zweckentfremdung von Wohnraum durch Vermietungs-Plattformen entgegenzutreten. Jede Wohnung, die dadurch „dem Wohnungsmarkt entzogen wird, fehlt der breiten Bevölkerung“. Es sei nicht einzusehen, dass „der Einzelne seinen Ertrag maximiert, indem er seine Wohnung für Zwecke verwendet, für die sie nie vorgesehen war.“