Die Anlage in Betongold ist in Krisenzeiten ein beliebter sicherer Hafen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko/Lichtgut/Max Kovalenko

Eine lang anhaltende Trendwende am Immobilienmarkt ist nach der Coronakrise kaum zu erwarten, meint StN-Autorin Annika Grah.

Stuttgart - Wer sich nach zehn Jahren Niedrigzinspolitik Hoffnungen auf eine Wende gemacht hat, dürfte diese spätestens jetzt begraben haben. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, rechnete jüngst aus, dass allein die spontanen Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung zu einem Anstieg der deutschen Staatsschulden um mehr als 400 Milliarden Euro führen würden – ein mögliches Konjunkturprogramm noch nicht eingerechnet. Es steht außer Frage, dass die Zeit der niedrigen Zinsen uns damit noch auf lange Zeit begleiten wird. Schlecht für Sparer, gut für Kreditnehmer – also auch für Häuslebauer?

Lesen Sie mehr dazu: Immobilien kaum gefragt

Preise fressen Zinsvorteil schon lange auf

Die Rechnung geht schon lange nicht mehr auf. Denn schon in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt: Der von den niedrigen Zinsen befeuerte Boom am Immobilienmarkt ist längst nicht mehr für alle da. Auch abseits der Ballungszentren haben die hohen Preise längst den Zinsvorteil günstiger Kredite aufgefressen. Denn angesichts der hohen Nachfrage wurde das Angebot immer knapper – mit einem entsprechenden Effekt auf die Preise. Gleichzeitig wurde es wegen der niedrigen Zinsen schwerer, den notwendigen Kapitalstock aufzubauen. In jungen Jahren eine Immobilie kaufen und abstottern? Ohne Topverdienst kaum möglich.

Für Häuslebauer bleibt wenig übrig

Die Corona-Krise dürfte diese Situation verschärfen. Zwar wurde zuletzt mehr gebaut, aber das Angebot dürfte kaum ausreichen, um die Preise zu drücken. Stattdessen werden sich private wie institutionelle Investoren darauf stürzen. Für einfache Häuslebauer wird nur wenig übrig bleiben. Denn dass der Staat nach der Krise noch genug Geld im Säckel hat, um die Eigenheimförderung auszubauen und so Altersarmut vorzubeugen, wie von vielen Stellen gefordert – damit ist wohl kaum zu rechnen.

annika.grah@stuttgarter-nachrichten.de