Für viele junge Familien sind die eigenen vier Wände unerschwinglich – gerade in den Großstädten im Land. Foto: halfpoint/Adobe Stock

Die Nachfrage nach dem Baukindergeld in Baden-Württemberg folgt dem bundesweiten Trend und steigt weiter an. Doch nicht alle Familien profitieren von der Finanzhilfe.

Stuttgart - Die Nachfrage nach dem Baukindergeld in Baden-Württemberg folgt dem bundesweiten Trend und steigt weiter an. Seit September 2018 haben laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) rund 9100 Familien die Fördergelder erhalten, bundesweit waren es rund 68 000. Damit sind seit Beginn des Jahres im Südwesten noch einmal etwa 1600 Anträge hinzugekommen.

Mit dem Baukindergeld will die Bundesregierung Familien dabei unterstützen, Häuser oder Eigentumswohnungen zu kaufen oder neu zu bauen. Für jedes Kind unter 18 Jahren gibt es 12 000 Euro, ausgezahlt über zehn Jahre. Das Geld wird jeweils rückwirkend nach dem Kauf einer Immobilie oder nach Abschluss eines Neubaus beantragt und ausgezahlt. Denn Voraussetzung für das Geld ist, dass die Antragsteller auch dort eingezogen sind.

163 Millionen Euro für das Land

Baden-Württemberg liegt im Vergleich mit den anderen Bundesländern hinter Nordrhein-Westfalen und vor Bayern auf Platz zwei mit den meisten genehmigten Anträgen. Insgesamt hat die KfW als zuständige Bank im vergangenen Jahr 163 Millionen Euro Fördergelder an Familien im Land überwiesen. Die Bundesregierung will mit dem Baukindergeld dafür sorgen, dass die Deutschen mehr in Wohneigentum investieren und gleichzeitig den Wohnungsmarkt entspannen.

In der Vergangenheit hatte sich Kritik am Baukindergeld an den fehlenden Anträgen für Neubauten entzündet. 2018 fielen etwa 92 Prozent der Förderung auf den Kauf bestehender Immobilien. Inzwischen sind bei der KfW mehr Anträge auf Förderung eines Neubaus eingegangen, der Anteil der gekauften Objekte ist auf 85 Prozent gesunken. Bundesregierung und KfW rechnen damit, dass er weiter zurückgeht, wenn Bürger ihren Neubau bezogen haben.

125 Familien in Stuttgart gefördert

Laut dem zuständigen Bundesinnenministerium kommen bundesweit knapp 63 Prozent der genehmigten Anträge aus städtischen Gebieten, 37 Prozent aus ländlichen. Beim Blick auf die Landkreise in Baden-Württemberg wird allerdings deutlich, dass sich die für 2018 genehmigten Anträge eher ungleichmäßig über das Land verteilen. Unter den Landkreisen mit den fünf niedrigsten Antragszahlen sind fünf Großstädte, darunter etwa Freiburg und Heilbronn.

Aus dem Stadkreis Heidelberg, wo der Immobilienmarkt stark angespannt ist, haben im Jahr 2018 lediglich 30 Familien Geld für eine eigene Immobilie bekommen. In der Landeshauptstadt Stuttgart – dem Kreis mit den meisten Einwohnern im Land – förderte die KfW 125 Familien.

Die weitaus meisten Anträge kommen aus den großen Landkreisen, Spitzenreiter ist der Rhein-Neckar-Kreis mit 401 geförderten Familien. In diesen Kreisen wohnt zwar einerseits ein Großteil der Baden-Württemberger, andererseits liegen dort viele kleine und mittelgroße Gemeinden mit vergleichsweise günstigen Immobilienpreisen. Dort können Familien dank der zusätzlichen 12 000 Euro pro Kind eher ein Haus oder eine Wohnung finanzieren als in Großstädten. Zahlen für die Gemeinden veröffentlicht die KfW nicht.

In teuren Städten versagt das Instrument

Die Regierungsfraktionen von SPD, CDU und CSU im Bundestag sind sich des Problems bewusst. „Vor allem in hochpreisigen Gebieten scheint das Baukindergeld nicht so gut zu funktionieren“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner, der seinen Wahlkreis in Emmendingen hat und aus Freiburg kommt. Die immens hohen Immobilienkaufpreise in den Großstädten könnten auch mithilfe des Baukindergeldes nicht einfach geschultert werden.

Damit mehr Familien auch in Großstädten vom Baukindergeld profitieren können, wollen die Koalitionsfraktionen im Bundestag auf Empfehlung des Bauausschusses beschließen, auch die Förderung von Anteilen an Genossenschaftswohnungen oder Baugemeinschaften zu fördern.