Die Zahl der verkauften Neubauwohnungen wie hier am Olga-Areal ist in Stuttgart überschaubar. Foto: Nina Ayerle

Die Preise für Grundstücke und Immobilien in Stuttgart sind auch im vergangenen Jahr gestiegen. Dabei verharrt die Zahl der Verkäufe weiter auf einem Tiefstand. Was heißt das für 2020?

Stuttgart - Schnäppchenjäger am Stuttgarter Immobilienmarkt dürften sich in Zukunft noch schwerertun. Das zeigt sich vor allem im Bereich von Eigentumswohnungen. „Das Segment der günstigen Wohnungen fällt fast weg“, sagte Matthias Fatke, Leiter der Kaufpreissammlung im Stadtmessungsamt, am Dienstag bei der Vorstellung des Vierteljahresberichts des Gutachterausschusses. Vor fünf Jahren war demnach der größte Anteil der neuen Eigentumswohnungen noch für 3000 bis 4000 Euro je Quadratmeter verkauft worden. 2019 lagen die meisten Neubauwohnungen bei etwa 6000 Euro je Quadratmeter – Angebote um 4000 Euro sind selten. Ähnlich sieht es im Bestand aus. Wurde 2015 noch der größte Anteil für 2000 bis 3000 Euro je Quadratmeter verkauft, waren es zuletzt 3000 bis 4000 Euro.

Preise haben sich in zehn Jahren verdoppelt

Die Daten des Gutachterausschusses für die Ermittlung von Grundstückswerten spiegeln die tatsächlich abgeschlossenen Verkäufe wider, die an den Ausschuss gemeldet werden. Sie zeigen den bekannten Trend: Immobilien und Grundstücke in Stuttgart sind auch 2019 teurer geworden. Damit setzt sich die langjährige Entwicklung fort. Eine Auswertung unserer Zeitung Ende des vergangenen Jahres hatte gezeigt, dass sich die Immobilienpreise in Stuttgart in zehn Jahren etwa verdoppelt haben.

Wer sich 2019 eine Neubauwohnung leisten wollte, musste im Schnitt noch einmal fünf Prozent mehr je Quadratmeter als 2018 ausgeben. Im Schnitt lag der Preis bei 6615 Euro je Quadratmeter. Beim Wiederverkauf wurden im Schnitt mit 3935 Euro je Quadratmeter neun Prozent mehr bezahlt.

Unterschiede nach Lage

Dabei variierten die Preise selbstverständlich nach Lage: Im Bereich Mitte (Innenstadt, Botnang, Kaltental) wurden für neue Eigentumswohnungen im Schnitt Preise von 6975 Euro je Quadratmeter aufgerufen. Im Bereich Nord mit Feuerbach, Stammheim, Weilimdorf und Zuffenhausen sind es 6435 Euro. Ähnlich lagen die Preise auf den Fildern mit 6400 Euro. Am Neckar war es mit 5155 Euro noch günstiger. Beim Wiederverkauf liegen die Durchschnittspreise für Eigentumswohnungen mit 3455 Euro am Neckar und 4435 Euro in der Innenstadt näher beieinander. Einfamilienhäuser wurden für zehn Prozent mehr als im Vorjahr gehandelt, Reihenhäuser für neun Prozent mehr. Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostete damit laut Gutachterausschuss etwa 851 000 Euro, ein Reihenhaus lag im Schnitt bei 553 000 Euro.

Auch der Preisanstieg bei den Baugrundstücken setzt sich fort. Für ein- bis zweigeschossige Häuser lag der Baugrund bei durchschnittlich 1515 Euro, im Geschosswohnungsbau waren es im Schnitt 1950 Euro. In der Spitze wurden sogar 7230 Euro je Quadratmeter bezahlt.

Zahl der Kaufverträge auf Tiefstand

Die Zahl aller Kaufverträge für Immobilien und Grundstücke lag mit 5162 auf dem Tiefstand der beiden Vorjahre. Den größten Anteil hatten 3263 Eigentumswohnungen, davon 414 im Neubau. Der Gesamtumsatz ging auf 3,87 Milliarden Euro zurück, weil 2019 weniger Gewerbeimmobilien im zwei- oder dreistelligen Millionen-Euro-Bereich verkauft wurden. Das ist immer noch der zweithöchste je gemessene Wert.

Wie sich die Bodenrichtwerte in Stuttgart entwickeln, die für die Grundsteuer eine Rolle spielen, wird noch ermittelt. Einen Einfluss auf die Werte hat der Ausschuss nicht. „Wir sind kein Thermostat, wir sind nur Thermometer“, sagte der Vorsitzende Günter Siebers. Entsprechend schwer tut er sich mit Prognosen. Eine große Trendwende, da sind sich die Mitglieder des Ausschusses allerdings einig, ist nicht in Sicht.